The Midnight – Heroes

THE MIDNIGHT aus LA bleiben am Ball. Nachdem sie im vergangenen Jahr auf ihr Werk Endless Summer zurücksahen und auch teilweise remixten (The Rearview Mirror EP), ist jetzt ihr neues Studioalbum da. Es schließt die Triologie nach Kids (2018) und Monsters (2020) ab. Das Cover verweist selbstverständlich auf ihr Lieblingsjahrzehnt: die 80er. Der Griff heraus aus dem Fernseher hat seit dem Horrorfilm Poltergeist (1982) und noch mehr seit Ring (1998) etwas gruseliges. Hier steht er wohl für die Beeinflussung durch das TV-Medium.

Der Hörer wird anfangs sachte durch das „Golden Gate“ geführt. Zu zarten sich nach und nach steigernden Synthies singt TYLER LYLE wie immer versonnen-nostalgisch dahin. „Brooklyn. Friday. Love.“ überrascht zu coolen Licks und Beats, dann wieder die 80er-Gitarren. Lyle spricht zum einen von JOHNNY CASH und den JACKSON 5 aber auch von der Musik der 90er, von den BEASTIE BOYS und KURT COBAIN. All das sei eine „revolution you can learn to dance to“ gewesen. Dann der boomende Refrain im 80er-Rock-Format und es ist klar, dass The Midnight hinter die Musik-Revolutionen der 90er zurückwollen. Es ist eine Art Pop-Revisionismus, der hier betrieben wird. Entsprechend klingt die Single „Heartbeat“ nach VAN HALENs „Jump“.

Das dröge „A Place of Her Own“ thematisiert die Zielgruppe: gelangweilte Hausfrauen, die beim Lauschen zum Oldie-Radio sich an die Zeit ihrer Jugend zurückträumen sollen. Im Refrain des Titelstücks übernimmt Lyle tatsächlich ihre Position: „I’m ready to live my life again like there’s a chance worth takin‘. (…) I’ll keep waitin‘, but the missing hero is you.“ Hier ist jemand nicht erwachsen geworden. Wie damals als Mädchen träumt frau vom Helden, der sie mitnimmt in ein neues spannendes Leben, statt selbst den Bruch mit dem Alltag zu wagen. Ähnlich regressiv sang schon MAX GIESINGER („Wenn Sie Tanzt“).

Bei „Heroes“ kommen freilich die BON JOVI-Gitarren zum Einsatz und überschlagen sich die Synthies – ohne Wirkung. Dann wieder eine dröge Ballade („Heart Worth Breaking“) – Okay, der Album-Aufbau dürfte klar geworden sein. Mit „Change Your Heart or Die“ ist noch mal ein Uptempo-Track vorhanden, der an die Elektrorock-Titel früherer Alben anschließt. Den abgestandenen Geschmack des Albums kann er nicht herauswaschen.

 

The Midnight
Heroes
(The Midnight Music/LLC)
VÖ: 09.09.2022

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