THE MISERABLE RICH – 12 Ways To Count


Wie klingt ein lauer Sommerabend? Wie das Debütalbum von The Miserable Rich.



THE MISERABLE RICH ist keine gewöhnliche Band und macht, konsequenterweise, auch keine gewöhnliche Musik. Gewöhnlich ist jetzt natürlich ein dehnbarer Begriff, aber in diesem Fall passt ungewöhnlich einfach am besten.
Ein Kammerorchester, das Popsongs spielt – von dieser Idee waren James de Malplaquet und Will Calderbank derart beseelt, dass aus ihrem 2006 gegründeten Projekt Grape Authority ratz fatz THE MISERABLE RICH hervorging. Der Name ergab sich quasi von selbst: Die beiden spielten damals auf einer Hochzeit in Rom, vor einem steinreichen, handverlesenen Haufen erlauchter Herrschaften. Wahrscheinlich außen hui und innen pfui – denn nach diesem Erlebnis beschlossen die beiden kurzerhand, ihre neue Band The Miserable Rich zu nennen. Sie scharten in Brighton noch drei hochkarätige Musiker um sich – und fertig war das Kammerquintett. Der Auftrag: Moderne Musik auf altehrwürdigen Instrumenten.

Und die Jungs meinen das auch wirklich ernst. Sogar so ernst, dass sie zwar mit Cello, Violine, Gitarre und Kontrabass musizieren, aber ohne Schlagzeug und Bassgitarre. Dafür sorgen glücklicherweise auch mal eine Klarinette oder diverse Rhythmus-Instrumente für die nötige Würze. Das Ergebnis ist – ungewöhnlich. In erster Linie aber sanft. Und zwar so sanft, dass ein laues Sommerlüftchen übers Haar streicht, obwohl man 12 Ways To Count in einem Zimmer mit geschlossenen Fenstern hört.
Grazil klingende Arrangements plätschern anmutig vor sich hin, während hier und da lustige Töne dazwischen hüpfen oder Geige, Violine und Cello berauschende Klangteppiche weben. Darüber schwebt James de Malplaquets makellose Stimme, die mühelos mit verschiedenen Klangfarben malt.

Es ist dann doch erstaunlich, wie abwechslungsreich diese sanfte Scheibe klingt. In jedem Song stecken kleine Details – ein Glockenspiel-Pling hier, eine Maultrommel-Boing dort – THE MISERABLE RICH gestalten ihre Musik sehr liebevoll und gewitzt, wenn auch an einigen Stellen etwas zu zurückhaltend. ‚Monkey‘ und ‚Merry Go Round‘ sind die fröhlichen Ausnahmen, da geht es etwas ausgelassener zu. Aber gal, in der Ruhe liegt ja bekanntlich die Kraft, und der dominierende melancholische Flow ist auch nicht zu verachten. Schließlich sorgt er für eine angenehme, dezente Schwermut, die erstaunlich gut klingt. Exemplarisch nachzuhören in ‚Boat Song‘, ‚Muswell‘ oder dem Säufersong ‚Pisshead‘.

Sanftmut hin, Schwermut her – was THE MISERABLE RICH da aus ihren Instrumenten rauskitzeln ist einfach nur – ungewöhnlich und schön. Oder ungewöhnlich schön.

THE MISERABLE RICH
12 Ways To Count
(Hazelwood/ Indigo)
VÖ: 04.04.2008

THE MISERABLE RICH am 25.05.08 live in Berlin/ Festsaal Kreuzberg

www.myspace.com/themiserablerich
www.hazelwood.de

Autor: [EMAIL=susanne.lang@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Susanne Lang[/EMAIL]

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