Die Parapsychologie glaubt, das Unterbewusstsein mental begabter Menschen könnte gewissermaßen an einem Ort hängen bleiben, auch wenn sie sterben. Kann man die wehmütige Erinnerung an eine tote Liebe obskur-treuherziger beschreiben? „Die miserablen Reichen“ aus Brighton waren fasziniert von dieser Idee und nahmen ein ganzes Konzeptalbum über Vergänglichkeit und Liebe auf – stilecht in einem englischen Spukhaus namens „Blicking Hall“.
Die Idee für das dritte Album sei Sänger JAMES DE MALPLAQUET beim Lesen von Geistergeschichten gekommen. Die Band spielt erneut trotz Schlagzeugeinsatz von DAVID SCHLECHTRIEMEN (DRIVER DRIVE FASTER, VOLTAIRE) ruhige, besinnliche Kammermusik ein, die von Popgerüst und Polkaelementen eingezäunt wird.
Die Violinen und das Cello erklingen tänzerisch, dramatisch bis melancholisch, was MALPLAQUET mit seiner melodischen Stimme auffängt und ausdeutet. So jammert er im Chor mit der Band sein Sehnen nach einer Verstorbenen (‚Tramps‘) oder führt zu seinem Begräbnis einen letzten Walzer auf (‚Ringing The Changes‘). Dann wieder erzählt er von durchaus körperlichen Beziehungen und sorgt für kalte Schauer, wenn man erfährt, wen er da meint (‚On A Certain Night‘, ‚Under Glass‘).
Auch im Popbereich seltene Stimmungen aus der Klassik bietet das Sextett in ‚The China Shop Of Dreams‘. Hier darf die Geige relativ eigenständig auf einem staubigem Boden aus Pianotasten tanzen.
Wer ein leicht edles Flair bei seinem Musikkonsum nicht missen will oder etwa MY BRIGHTEST DIAMOND zu schätzen weiß, der hätte hier ein Weihnachtsgeschenk für sich.
THE MISERABLE RICH
Miss You In The Days
(Hazelwood Vinyl Plastics/Rough Trade)
VÖ: 04.11.2011
http://www.myspace.com/themiserablerich
http://www.themiserablerich.co.uk/
https://de-de.facebook.com/themiserablerich