Typisch. Zur melancholischen Herbstzeit ist er wieder da, der Indiepop Schwedens. Endlich wollen die PERISHERS aus dem Schatten der WEEPING WILLOWS heraustreten. Dafür steht das bereits dritte Album Victorious bereit, das erneut alle Register ihres Schaffens zieht: einprägsame, liebliche Melodien; zarte Instrumentierung und sowohl verständliche wie gute Texte.
Damals noch zu sechst, gründen sich die „Umkommenden“ 1997. Übrig geblieben sind Sänger OLA KLÜFT (Gitarre), MARTIN GUSTAFSON (Keyboard, Backing Vocals), Ex-Punkrocker PEHR ÅSTRÖM (Bass) und Schlagzeuger THOMAS HEDLUND. Nachdem sie sich mit der letzten LP Let There Be Morning 2003 und der anschließenden Nordamerikatour einen guten Namen und eben dort viele Fans gemacht haben, hieß es erst einmal pausieren.
Die Arbeiten an Victorious begannen erst dieses Jahr mit fünf Songs, die sie in ihrer Heimatstadt Umeå aufnahmen. Die weiteren entstanden in Malmö und wurden als Album in New York gemastert.
„Lynn“ – Der erste und letzte Name, der auf der LP ausgesprochen wird, macht bereits klar, was deren Thema ist: Frauen, was sonst? Das Cover dazu ist sehr treffend gewählt: Die Band scheint vor einem Sonnenaufgang zu verschwinden. Und so geht es um das Verschwinden von Gefühlen, Hoffnungen oder auch der Freiheit am Tag der Hochzeit (‚Almost Pretty‘).
Der Opener ‚Midnight Sky‘ beginnt mit zaghaften Gitarrenakkorden, denen sich KLÜFTS erwachsener, immer etwas trauernder Gesang beimischt. Dann erscheint ein antreibender Bass mit tropfendem Keyboard vor Orgel- und Gitarrenhintergründen, die sich nie aufdrängen. Die klangliche Verwandtschaft zu den britischen Indiestars TRAVIS ist deutlich.
Es schließt sich ein Lied über das Ende einer Beziehung an, komplett mit schleppendem Bass und einem schönen Refrain, der zugleich aus einer bittersüßen Melodie und verletzten Lyrics besteht. Diesem traurigsten Song (‚Never Bloom Again‘) schließt sich wie logisch der fröhlichste an (‚Carefree‘). War die Nacht eben noch „silent and dark“, glitzern die Sterne nun „just like diamonds“. Plötzlich dominieren poppige Rhythmiken und leichte Banjoeinschübe.
Das Auf und Ab im Liebesleben des Herrn KLÜFT („morning or nighttime“) macht sich so auch in der Musik deutlich. Die Texte beziehen sich dabei direkt aufeinander. So grübelt er im wunderschönen ‚Come Out Of The Shade‘ noch darüber, ob er es ihr sagen soll, um kurz darauf in ‚Best Friends‘ darüber resigniert, es ihr nicht gesagt zu haben. ‚Come Out Of The Shade‘ ist das wohl süßeste Zuckerstück auf dem Album, das mit einem Dance-Beat beginnt, der mit einem Schmelz aus klingenden Gitarren überzogen wird.
Es tut nicht gut, das zu sagen, aber mit Victorious werden THE PERISHERS den internationalen Durchbruch erneut unverdient verpassen. Dafür ist es zu sehr Konzeptalbum und die Stücke plätschern zu entspannt dahin. Auch kommt die Romantik teilweise in die Sphären des Kitsch, was jedoch von der allgegenwärtigen Melancholie und hohen Qualität abgemildert wird. Dennoch ist es sowohl für Singles als Mutmacher und für Paare zum Kuscheln und Verständnis zeigen gemacht.
THE PERISHERS
Victorious
(Nettwerk Records)
VÖ: 14.09.2007