THE SHINS + VIVA VOCE am 04.04.2007 im Postbahnhof

Lieblingslieder uninspiriert abgefeiert und von der Halle verschluckt.



Ist Zach Braff schuld? Seit Garden State liebt jeder die SHINS; wie viele Leben denn nun tatsächlich durch ihren ‚New Slang‘ verändert wurden, scheint unermesslich. Kein Wunder also, dass die Band nicht mehr in kuscheligen Konzertumgebungen auftreten darf – der Andrang ist einfach zu groß. So auch in Berlin, wo kurzerhand innerhalb des Postbahnhofs in die Gleishalle im Obergeschoss umgezogen wurde.

Keine gute Wahl. Klar, wir gönnen der Band die Mehreinnahmen, die Gleishalle aber ist etwas zu schlauchartig, wenig heimelig und akustisch einfach deutlich unausgewogener als die kleineren Säle im Hause. Gut gefüllt war sie aber in jedem Fall. Bei der Vorband, VIVA VOCE aus Portland/Oregon, noch nicht ganz. Viel verpasste man da aber auch nicht. KEVIN und ANITA ROBINSON – er am Schlagwerk, sie an der Gitarre – fabrizierten Songs zwischen Indie-Niedlichkeit und psychedelischem Lärm, leider jedoch kaum einprägsam, selten mit Ideen gesegnet und eigentlich nicht der Rede wert.

Nach gefühlten drei Stunden Umbaupause (obwohl alle Gerätschaften schon vor VIVA VOCE auf der Bühne standen und quasi nur die Drums und Tretminen entfernt werden mussten) kamen die Mannen um JAMES MERCER dann endlich. Gestartet wurde mit einem ganzen Block neuer Songs von Wincing The Night Away, darunter natürlich die Single ‚Phantom Limb‘, welche allerdings live bei weitem nicht die Luftigkeit der Album-Version erreichte. Die Ansagen zwischendurch waren kurz oder nicht vorhanden, und wenn, dann nahm man immerhin die Örtlichkeit mit Scherzen à la „Wir warten gerade auf unseren Zug, bis dahin spielen wir noch ein paar Songs“ auf den Arm. Vielleicht klang der Bühnensound ja auch nach Bahnhofshalle.

Schon nach etwa 30 Minuten wurde dann ‚New Slang‘ verbraten – viel zu früh natürlich, und dann auch noch so langsam dargeboten, dass der Lieblingssong von schätzungsweise 60 Prozent der Anwesenden eher quälend ausfiel. Viel besser funktionierten hingegen die kurzen, hypernervösen Stücke, etwa ‚Know Your Onion‘ oder ‚So Says I‘. Und zur Überraschung gab es dann auch noch eine sehr gelungene, wenn auch erschreckend originalgetreu dargebotene Coverversion des Pink Floyd-Klassikers ‚Breathe‘. Wenn die SHINS aber irgendwann auch noch in Pompeji auftreten, müssen wir uns wohl neue Indie-Darlings suchen.

www.theshins.com
www.myspace.com/theshins
www.vivavoce.com
www.myspace.com/vivavoce

Autor: [EMAIL=sebastian.frindte@bands-in-berlin.com?Subject=Kontakt von der Website]Sebastian Frindte [/EMAIL]

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