THE WARS – Berliner Act des Monats Juli 2010


„Retro-Sci-Fi“ als zeitgemäße Vertonung von Post-Punk der zweiten Generation.



Update: THE WARS am Karfreitag, 06.04.12 live im Chesters (Record Release Show w/ REBENTISCH)

Die 2008 gegründete Berliner Band THE WARS bezeichnet sich selbst als Post-Punk-Projekt der zweiten Generation und beruft sich auf Bands wie The Chameleons, Bauhaus, Neu! oder U2 als maßgebliche Inspirationsquellen für das gemeinsame musikalische Schaffen. Neben ersten Erfolgen bei deutschen und ausländischen (Internet-) Radiosendern wie Kool Rock Radio oder Darkerradio zählen auch die beiden veröffentlichten EPs Borderline und Rift sowie ein Beitrag auf der im Handel erhältlichen Compilation Darkness Before Dawn Vol. 2 zu den Highlights der bisherigen Bandhistorie.

Kurz vor ihrem Auftritt im Rahmen von ) gaben Chris Kowski (Gitarre, Gesang), Gernot Pohle (Bass), Bruce Pankowski (Schlagzeug) und ihre Managerin Nicole anlässlich des Popmonitor-Features als Berliner Act des Monats u.a. ausführlich Auskunft über die Entwicklung der Band seit 2008, den sehr speziellen und ungewöhnlich kreierten WARS-Sound, die konsequente Nutzung des Internets als idealer Promotion-Plattform sowie Pläne für die Veröffentlichung ihres Debütalbums.

popmonitor.berlin: Erzählt uns doch bitte kurz etwas zur Bandgründung. Wie und wann habt Ihr euch kennen gelernt, gab es so etwas wie eine konkrete Initialzündung für die Gründung? Begonnen habt Ihr ja zunächst als Duo.

Chris: Ich habe Gernot während einer Recording Session der Wavepop-Band Lunar Bay bei Christian Neander (Selig) kennen gelernt. Aufgrund einer großen künstlerischen und stilistischen Schnittmenge kam recht schnell der Gedanke auf, eine gemeinsame Band zu gründen. Das war Anfang 2008. Wir schrieben recht fix unsere ersten Songs und nahmen die Borderline-EP mit einem Drumcomputer auf. Ein paar Monate später schickten wir Dr. Death in Rente und Bruce stieß zu uns.

Bruce: The Wars sind aus der Band Lunar Bay entstanden, in der Chris und Gernot musizierten. Das war Anfang des Jahres 2008. Ihnen schwebte zu diesem Zeitpunkt ein kühlerer, minimalistischer Sound vor, welchen es umzusetzen galt.

Gernot: Warscheinlich gab es seit der Bandgründung von THE WARS mehrere kleine Initialzündungen: das Erscheinen der Rift-EP, die Präsenz bei Internet-Radiostationen, insbesondere beim New Yorker Sender Kool Rock Radio und die damit verbundenen positiven Feedbacks u.s.w., das hat gezündet… Es hat Klick gemacht in unseren Köpfen: da geht was! Und: wir wollen mehr! Momentan sind wir dabei, eine neue Platte aufzunehmen.

Sänger und Gitarrist Chris hat ja u.a. mit Spitting Off Tall Buildings (die Ende 2005 auch Popmonitor Act des Monats waren) gearbeitet, welche anderen (wichtigen) Stationen, die Ihr als besonders prägend für eure Entwickling als Musiker und auch die Arbeit mit THE WARS erachten würdet, habt Ihr zuvor noch durchlaufen?

Chris: Ich habe ja ursprünglich als Drummer begonnen. Meine kurze Zeit bei der inzwischen relativ bekannten Band Pothead aus Berlin war sehr inspirierend, das sind einfach sehr clevere Jungs. Durch Brad Kok spiele ich seitdem auch konsequent auf Drop D mit der Gitarre. Eine weitere interessante Station war Sunny Sixkiller/Junesaw als Sänger mit Basti Lange von In Extremo an der Gitarre. Mit Leuten wie Moses Schneider und Christian Neander arbeiten zu dürfen, waren auch Highlights meiner bisherigen Karriere.

Bruce: Die Bands, in denen die Wars-Musiker gearbeitet haben, zu benennen, wäre wohl etwas zu mannigfaltig. Chris hat in seinen verschiedenen Projekten viel Erfahrung sammeln können. zumal er mit dem ein oder anderen namhaften Künstler kooperiert hat. Gernot ist durch die harte Schule des Punk und Indierock in der Potsdamer Szene der frühen 90er Jahre gegangen. Hier konnte er sich zu einem tollen Songwriter und Multiinstrumentalisten entwickeln.

Gernot: Die erste große Station als Musiker war meine erste „eigene“ Band MERRY B. Wir waren ein Trio, genau wie THE WARS. Ich habe dort gesungen und Gitarre gespielt. Stilistisch könnte man die Band unter Shoegaze und Noisepop einordnen. Zu dieser Zeit hat man noch mit Bandmaschinen Tapes produziert, wir sind jedoch auch auf limitierten CD-Samplern mit Potsdamer Bands erschienen, haben dutzende Konzerte im Osten Deutschlands gespielt, unter anderem auch bei den Gründungspartys vom KITTY-YO-Label… aber das ist eine andere Geschichte…
Ich habe jedoch nicht ausschließlich Gitarren oder Bässe in diversen Bands gespielt; ich war auch schon für einige Konzerte als Trompeter bei der Potsdamer Noise-Rock-Legende DESMOND Q HIRNCH engagiert! (mein einzig wirklich professionell erlerntes Instrument). Ich habe mit meinem langjährigen Kumpel und Kollegen Stephan (ex-Bands wie DESMOND Q HIRNCH, DER DRITTE MANN, ARCONA…), mit dem ich heute noch Musik in unserem gemeinsamen Band-Projekt LOOM mache, auch Soundtracks komponiert. Unter anderem für den Kurzfilm „Der Seefuchs“, der 2004 auf der Berlinale Weltpremiere hatte (Filmmaker Thorsten Lüders).

Bisher habt Ihr euch auf die Veröffentlichung von (zwei) EPs beschränkt, die dritte EP No Meaning To Anything soll im Herbst erscheinen. Gibt es derzeit kein konkretes Vorhaben, ein Full-Length-Debütalbum aufzunehmen und zu veröffentlichen? Oder betrachtet Ihr ein Album mit zehn oder mehreren Songs ohnehin als eine inzwischen antiquierte, ja anachronistische Veröffentlichungsform?

Chris: Die Veröffentlichungsform der EP ist eine großartige Möglichkeit, sich auszuprobieren und bietet dem Fan eine kostengünstige Variante uns kennenzulernen – ebenso wie unsere Download-Singles. Unser letzter Release „England“ war mit ein paar Hundert Downloads ein Erfolg, über den wir uns sehr freuen. Wir bevorzugen eigentlich die klassische Variante des Longplayers und sind uns dessen bewusst, dass die erste „richtige“ Platte eine ganz andere Aufmerksamkeit erhält und einen höheren Stellenwert besitzt. Das erste Album einer Band ist eine ihrer wichtigsten Stationen und bedarf sowohl der richtigen Auswahl an Songs als auch guten Vertriebsmöglichkeiten. Da es danach aussieht, dass uns Letzteres bald zur Verfügung steht und unser momentaner Arbeitsstand im Studio auf ein großartiges Debütalbum hinweist, wird No Meaning To Anything eine Full-Length-CD. VÖ ist voraussichtlich das erste Quartal 2011.

Bruce: Es gibt Überlegungen, die nächste EP zu einem Full-Length Album auszuweiten. Genügend tolles Material ist sicher vorhanden. Ich bin mir sicher, hier den Standpunkt innerhalb der Band gut widerzuspiegeln, wenn ich sage, dass wir ein Album mit 10 und mehr Songs nicht als anachronistisches Relikt der Vergangenheit ansehen, sondern eher der Meinung sind, dass 10 Songs und mehr eine gute Gelegenheit sind, die verschiedenen Seiten der Band gut in Tonkunst wiederzugeben.

Wie würdet Ihr selbst die stilistische Entwicklung von den ersten Aufnahmen bis zu den neuen Songs des Debütalbums bezeichnen, welche Unterschiede gibt es zu den Anfängen und welchen Ursprung haben sie?

Chris: Unser Erstling Borderline war in jeglicher Hinsicht absolut minimalistisch und düster. In ‚Nature‘ singe ich „I don’t feel it. It is getting better.“ Darum ging es damals: die völlige Abkehr von jeglicher Emotion. Was zählte, war Kälte. Nichts. Eine Art Meditation, die viel innere Reinigung verursacht hat und Platz schuf für all die psychedelischen Momente, die auf dem Nachfolger Rift enthalten sind. Was damals Konzept war, ist inzwischen eher Ansatz. Gewisse Prozesse sind abgeschlossen. Wir haben sehr tief die Anfänge von Gothic und New Wave eingeatmet und studiert und eine Grundstilistik gefunden. Unser nächstes Album wird einen Schritt weiter gehen. Die Frage wird sein, wie man trotz pessimistischer Grundhaltung Optimismus gewinnen kann. Ich glaube, wer diese Balance in seinem Schaffen findet, darf sich glücklich schätzen.

Bruce: Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung der Band. Zumal uns die moderne Technik hilft, unsere Sounds auszuloten und feine Nuancen zu integrieren. Natürlich sind es auch Strömungen innerhalb der Musik, die uns immer wieder veranlassen, die ein oder andere Besonderheit oder einen bestimmten Musikstil einzufügen. Weiterhin verbessern wir natürlich auch stetig unser Songwriting, und allein daher lassen sich Soundveränderungen ableiten, die hoffentlich als Verbesserung wahrgenommen werden.

Gernot: Nachdem wir im Frühjahr 2008 die Borderline-EP fertig hatten, haben wir schon ab und zu die Tür aufgemacht, Neues rein- und Altes rausgelassen. Das hört man dann auch schon den ersten zwei, drei Songs der Rift-EP an: aufgestoßene Türen, Luftaustausch, Live-Acting und das permanente Sammeln und Finden von Ideen und Songmaterial haben für eine stilistische Weiterentwicklung gesorgt. Die dunklen Elemente sind zwar noch immer in der Musik enthalten, stehen aber nicht mehr so weit im Vordergrund. Wir haben uns ein Sück weg bewegt vom minimalistisch-düsteren Sound der Anfangstage. Schlagschatten und Gratwanderungen sind ein interessantes Feld; und harte Schatten sind nur dort, wo auch Licht ist! Jetzt haben wir den Fuß in der Tür – wir haben das Spektrum erweitert. Das hört man den neuen Songs von uns zweifelsfrei an; im Songwriting und auch am Sound. Chris hatte mal irgendwann den Begriff „Retro-Sci-Fi“ gebracht. Der umschreibt so ziemlich, wie wir klingen wollen und worum es uns geht.



Gleichermaßen charakteristisch wie speziell ist der recht ungewöhnlich erzeugte (Gitarren-) Sound von The Wars, beschreibt uns doch bitte kurz diese Besonderheit und die technischen Details dahinter.

Chris: Ich benutze die Guitar-Rig-Technologie von Native Instruments. D.h. das Gitarrensignal geht direkt in ein Laptop, durchläuft dort eine Reihe an Simulationen von Gitarrenverstärkern und Effektgeräten und landet anschließend direkt im Mischpult des Konzertsaales oder des Studios. Die Kontrolle über die Sounds erfolgt dabei über Fußschalter. Das Besondere daran ist, dass das Signal grundsätzlich unverfälscht und in Stereo direkt beim Hörer ankommt, ohne dass ein Mikrophon verwendet werden muss. Faszinierend daran ist auch, dass man per Knopfdruck das komplette Set-up wechseln kann, z.B. von einem Marshall Stack mit 5 Hallgeräten auf einen Fender Kombo mit 2 Echogeräten.

Bruce: Ja, Chris kreiert mit einem speziellen Computerprogramm für Gitarristen seinen Sound. Es ist sehr dienlich für eine Dreimannband. Für ihn eröffnen sich dadurch natürlich ungeahnte Möglichkeiten, und die anfängliche Skepsis zwecks Roadtauglichkeit wurde schnell vom Tisch gewischt. Die Band ist sehr froh über derlei Möglichkeiten, den eigenen Sound so zu erweitern und interessanter zu machen.

War dies ein zufällig entstandener Prozess oder ein bewusst vorangetriebener Vorgang zur Hervorhebung eines Distinktionsmerkmals (insbesondere auch in der Live-Performance) inmitten eines großen Pools neuer, auch schon mal ähnlich klingender Bands?

Chris: Wir machen alle seit vielen Jahren Musik. Da bleibt es nicht aus, auch mal andere Dinge zu probieren, statt dem üblichen „alles-auf-11-Purismus“. Dass daraus ein Alleinstellungsmerkmal resultiert, ist ein schöner Effekt, aber die eigentliche Absicht ist es, dem eigenen Geschmack zu entsprechen. Wir stehen halt auf Bässe, die wie Lead Guitars klingen und Gitarren, die die Funktion eines Synthesizers übernehmen. Wenigstens was die Möglichkeiten betrifft, leben wir in einer großartigen Zeit.

Bruce: Natürlich versuchen auch The Wars nicht wie Band X oder Y zu klingen. Ich kann hier getrost von einer geplanten Herangehensweise sprechen. Schlichtes Musizieren auf der Bühne oder im Studio würde nicht unserem Ansinnen entsprechen. Wir wollen natürlich einen eigenen Sound entstehen lassen, um einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.

Gernot: Was den Sound der Band angeht, so sind wir uns alle einig, dass das, was auf Tonträgern u.s.w.von uns zu hören ist, dem eigentlichen Sound von THE WARS entspricht oder entsprechen soll. Demnach sind wir auch darum bemüht, bei Live-Shows diesen speziellen Sound rüberzubringen. Deswegen nutzen wir seit einiger Zeit auch Backtracks: sie liefern die psychedelische Komponente der Musik – so wie das bei Studioaufnahmen mit Overdubs der Fall ist. Auf zusätzliche Gitarren wird grundsätzlich verzichtet; es geht bei den Backtracks mehr um Suggestion und Hervorhebung von Parts, die in der Musik schon mehr oder weniger enthalten sind. Der eigentliche Druck soll durch die Spielweise der Band zustande kommen…
Der Basssound von THE WARS ist mittlerweile irgendwie schon Trademark – das ist natürlich voll beabsichtigt. Es wäre verschenkt, wenn man bei einer Drei-Mann-Band mit konventionellem Basssound spielen würde! Durch die GUITAR-Amplification der Bass-GUITAR wird dem Zuhörer eine bessere Warnehmung des Instruments gewährt – und genau dadurch offenbart sich ja auch erst das eigentliche tonale Zusammenspiel von Gitarre und Bass … Der Bass soll nicht nur Druck machen, er kann ja auch Töne…!

Auffällig ist zudem, dass die Songs der EPs erstklassig produziert sind, wie erreicht Ihr dieses an internationale Standards locker heranreichende hohe Qualitätslevel?

Chris: Durch ein hervorragendes Team, Geduld und Liebe zum Sound. Es gibt viele Standards, die man als zeitlos und klassisch betrachten kann. Das sind die interessanten, die man dann untersucht und versucht, sie in sein Repertoire aufzunehmen. Wenn es einem sogar gelingt, zur Weiterentwicklung von Standards beizutragen, ist das auch ein gutes Stück Daseinsberechtigung als Musiker jenseits des heutigen Autotuner-Diktats.

Bruce: An dieser Stelle muss ich die Stellung von Chris innerhalb der Band benennen. Er hat sich durch seine Hingabe und sein konzentriertes Hineinhören in die Musik ein unglaublich feinsinniges, sensitives Musikinnenleben und ein analytisches Gehör erschaffen, das es ihm ermöglicht, solche Glanzpunkte mit relativ normaler Studiotechnik zu erschaffen. Getreu dem Motto: Lernen, Lernen und nochmals Lernen. Er ist ein Maniac, der The Wars Tag und Nacht lebt und sich selten bis gar nicht zufrieden gibt.

Wie seid Ihr ursprünglich auf den doch recht ungewöhnlichen Namen „The Wars“ gekommen, und gab es diesbezüglich auch schon mal Irritationen?

Chris: Ähnlich wie bei unseren Texten halten wir es kurz und präzise. Hinter all den Fassaden dieser Welt brodelt die Kriegskunst im intimen als auch globalen Sinne. Uns interessiert am meisten jener Scheinfriede, hinter dem sich ein ständiges Gegeneinander verbirgt – auch und besonders im zwischenmenschlichen Bereich. In dem Lied ‚Oil‘ heißt es: „You got friends waiting. You got friends break in. You got friends fading. You got friends.“ Diese Stelle steht z.B. im klaren Bezug zum Bandnamen. Irritationen bezüglich des Namens sind mir nicht begegnet. Man merkt ja recht schnell, dass wir keine Punks sind.

Woher kommt der stets durchschimmernde Hang zu nihilistisch geprägten Themen, wie entstehen die Texte und wer ist innerhalb der Band maßgeblich dafür verantwortlich?

Chris: Ich empfinde Nihilismus als etwa duchaus Positives und befreiend Nüchternes, aber vor allem als Ausgangspunkt für einen Neuanfang. Nehmen wir eine frisch beendete Beziehung als Beispiel. Ich halte es in diesem infernalen Komunikationszeitalter für viel gesünder, sich seine Jas erstmal gründlicher zu überlegen als seine Neins. Um noch einmal ‚Oil‘ zu zitieren: „and i was embraced. we are hiding in time. we dont need this!“ Hier geht es auch um die schützende Sphäre eines Neubeginns. Ich schrieb den Text während einer heftigen Beziehungskrise und des anschließenden Umsortierens. Die meisten unserer Texte werden direkt von meiner Psyche abgezapft und dann in nachvollziehbare Form gebracht. Ein Prozess, bei dem ich Vertraute gerne um Rat frage. Man kann unser überschaubar emotionales Spektrum durchaus auch als Reaktion auf den ganzen Fake „Emo“ da draußen verstehen. Es ist entsetzlich, was einem alles als gefühlvolle Musik verkauft wird. Serious Business.

Die (zum Teil verzerrt-verfremdete) Stimme von Chris und auch die Art des Gesangs erinnern doch stark an Paul Banks von Interpol, und auch musikalisch ist ja durchaus eine gewisse Nähe zu den New Yorkern auszumachen, die sich ja ihrerseits wiederum am Sound von Frühachtziger-Waverock-Bands wie den Chameleons, Comsat Angels oder Red Lorry Yellow Lorry orientieren und diesen als eines der bekanntesten Aushängeschilder dieses Stils seit Beginn der 00er-Jahre quasi einer neuen Generation zugänglich gemacht haben. Nerven Euch sicherlich schon mal formulierte Interpol-Vergleiche, und gibt es Bands aus den Achtzigern oder auch neueren Datums, die den Sound von THE WARS ganz besonders beeinflusst haben?

Chris: Interpol ist eine Band, die das Attribut „outstanding“ mal wirklich verdient hat. Sehr betrüblich, dass Carlos Dengler die Band gerade verlassen hat. Selbstredend haben uns auch Interpol beeinflusst. Das ist bei einer dermaßen muskalischen und wichtigen Band unausweichlich. Ich fasse solche Vergleiche als großes Kompliment auf. Andere Musiker, von denen ich viel lernen durfte, wären z.B. NEU!, Wipers, Siouxsie, Bauhaus oder auch The Black Angels und U2 sowie die von dir genannten Bands. Es bleiben allerdings nur Beispiele – alles was brillant und integer ist, hat Einfluss auf mich.



Teilt Ihr den Eindruck, dass Berlin ein besonders vitales, ineinandergreifendes Netzwerk bestehend aus Clubs (wie insb. das K17), DJs, Veranstaltern und zahlreichen artverwandten Bands für die Wave- und Gothic-Szene bietet? Erst kürzlich habt Ihr ja auch im Szene-Tempel K17 zusammen mit Bands wie Unzucht und Pseudokrupp Project gespielt, wie war diese Erfahrung für Euch, welche bzw. gab es an diesem Abend Anknüpfungspunkte untereinander? Und wie ist das Verhältnis generell zu anderen Berliner Bands ähnlicher stilistischer Couleur?

Nicole: Sicherlich ist Berlin nicht nur eine große Stadt, sondern auch sehr lebendig. Dies gilt auch für den kulturellen Bereich. Ich habe schon das Gefühl, die Schaffenden sind gut vernetzt . Dass die New Wave-/Gothic-Szene in Berlin heraussticht, würde ich so nicht sagen wollen, da sie sich doch deutlich über Berlin hinaus verzahnt. Dennoch ist es auf Grund der Menge an artverwandten Veranstaltungen in Berlin sicher leichter, Fuß zu fassen. Ich bin aber auch schon auf Spannungen innerhalb der Szene gestoßen, die es leider nicht leichter machen. Der Kontakt zu anderen Bands ist uns wichtig, aber viel wichtiger ist uns der Kontakt zu unseren Fans.
Das Konzert im K17 hat viel Spaß gemacht, hat uns aber auch gezeigt, dass wir in die Riege der „Schwarzen“ eben nicht lückenlos einzureihen sind. Dies war uns aber im Vorfeld bewusst. The Wars ziehen Fans aus den unterschiedlichsten Richtungen an, das haben wir schon öfter bemerkt und freuen uns darüber.

Ihr legt augenscheinlich sehr viel Wert auf eine professionell anmutende Außendarstellung, und auch die aufwendige Gestaltung eurer (vor kurzem relaunchten) Hompage bzw. MySpace-Seite inkl. immer mal wieder zum freien Download bereit gestellter Songs/Singles oder des von eurer Managerin Nicole liebevoll betreuten ausführlichen Bandblogs zeugt insgesamt von einer großen Liebe zum Detail, die letztlich ja auch Fans und Freunden der Band zugute kommt. Betrachtet Ihr das als ersten Schritt zum Aufbau einer größeren „Fanbase“, wie ist die bisherige Resonanz?

Chris: Die Resonanz ist toll und bestätigt uns in dem Bestreben, qualitativ am Ball zu bleiben. Erst kürzlich entdeckten wir ein peruanisches Fanvideo zu unserem Song ‚Transit‘ auf Youtube. Ein für uns erstaunlicher Vorgang, wie auch die zahlreichen Blogeinträge zur Rift-EP im Netz. Es scheint in der Tat der erste und richtige Schritt zu sein, unsere Musik einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und der Wechselbeziehung Fan/Band eine saubere Plattform zu bieten.

Nicole: Es freut uns, dass unsere Außendarstellung professionell anmutet. Die Außendarstellung einer Band ist die Band. Nur so wie sie nach außen sichbar ist, kann sie auch wahrgenommen werden. The Wars sind eine professionelle Band. Wir wollen unseren Fans das Bestmögliche bieten, was wir mit unseren Mitteln zur Verfügung stellen können. Es hat sich im Laufe der Zeit ganz automatisch eine „Fanbase“ gebildet. Wichtig ist den Musikern die Bestätigung ihres Schaffens und natürlich auch die Kritik. Ich habe es bei The Wars schon erlebt, dass Songs durch die Reaktionen des Publikums gereift sind. Daher ist das Live-Spielen und der Kontakt zu den Fans für die Band sehr wichtig. Auch wenn ihre Auftritte sehr konzentriert sind und ohne viele Worte an das Publikum auskommen, saugen sie die Stimmung während des Gigs auf.

Betrachtet Ihr das Internet generell ganz selbstverständlich als ideales Promo-Tool für die Verbreitung und auch Veröffentlichung eurer Musik, unabhängig von der Unterstützung von Labels und Vertriebspartnern? Legt Ihr deshalb so viel Wert auf ein umfangreiches Ausloten der Möglichkeiten, das es weniger bekannten Bands bietet?

Chris: Definitiv! Wir haben großartige und sehr relevante Kontakte über das Internet knüpfen können, die uns Stück für Stück zum Sprung zur etwas bekannteren Band verhelfen. Als Beispiel: Ich erinnere mich noch, wie Dj Bynar uns über Myspace kontaktierte. Er betreibt einen wundervollen Indie-Blog in Griechenland. Nach seinem Beitrag über The Wars hatten wir einen deutlich wachsenden Zuspruch auf allen Portalen zu vermerken. Die Indieszene im Netz ist da sehr aufmerksam. Siehe den geschätzten Popmonitor :-)

Nicole: Ja, generell bietet das Internet die Möglichkeit, problemlos und weltweit Menschen zu erreichen. Wir merken aber auch schon, dass es Grenzen hat. Sicherlich wäre eine Kombination aus herkömmlicher Promotion und unseren bisherigen Bemühungen befriedigender. Dies bedeutet allerdings, dass man Gelder benötigt, die wiederum durch die Zusammenarbeit mit einem Label zur Verfügung stehen würden.

In den vergangenen Monaten konntet Ihr euren Bekanntheitsgrad nicht nur im Zuge der Veröffentlichung der Rift-EP, sondern auch infolge schöner kleiner Erfolge wie bspw. der Wahl zur Band des Monats auf Kool Rock Radio sicherlich steigern. Wie würdet Ihr die Entwicklung der vergangenen Monate bilanzieren und wohin soll es im zweiten Halbjahr 2010 noch gehen? Gibt es bereits Pläne, auch vermehrt außerhalb Berlins und Potsdams zu spielen bzw. zu touren?

Nicole: Die Erfolge der letzten Zeit fühlen sich gut an und sind natürlich Ansporn.. Insbesondere die positive Resonanz, die uns über Kool Rock Radio zuteil wird. Auch auf anderen Internetradios sind The Wars vertreten, so sind wir z.B. am 8.8.2010 mit einem Special bei Radio Macula in „Der siebte Ton“ zu hören und in den „Free Music Charts“ auf Darker Radio vertreten.
Das zweite Halbjahr 2010 werden The Wars mit der Produktion der neuen CD verbringen. Dies soll natürlich nicht heißen, dass es keine weiteren Promoaktionen geben wird. Auch Konzerte sollen weiterhin stattfinden, am 28.8.2010 spielen wir in Potsdam im Archiv mit New Rain und Understorey. Den Rest der Republik zu erorbern, liegt ganz sicher in unserem Interesse und wir arbeiten daran. Wir haben auch immer wieder Anfragen von unseren Fans, und das freut uns natürlich. Eine Tour sollte es im Herbst geben, diese wird sich nun allerdings nach hinten verschieben, da auch das neue Material auf die Bühne kommen soll.

Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft!

THE WARS am Freitag, 04.02.11 live im Dazzle Danzclub (w/ Red Strict Area)

www.myspace.com/thewars
www.thewars.net

Autor: [EMAIL=thomas.stern@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]

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