Ville Valo – Neon Noir

Oh Schmacht, VILLE VALO – War das nicht der Kuschelvampir der Gothic Girls in den 90ern? Der musikalischere Johnny Depp? Der finnische Pop-Schlingel, der die Rockmusik verführte? Seine Band HIM existiert nun leider schon sechs Jahre nicht mehr. Diese förderte immer mal den einen oder anderen raffinierten Ohrwurm zutage und war nie nur Klischeerock, sondern ein Kompromiss unterschiedlichster Ansprüche.

Selbst beim Thema Songcover konnte man bei Valo also nicht sicher sein, ob man wertvolles bekam oder wertloses. So erinnert man sich gerne an seine Version von „Summer Wine“ mit NATALIA AVALON (Original von NANCY SINATRA und LEE HAZLEWOOD) und mit Grausen an seine MGT-Interpretation des ABBA-Hits „Knowing Me Knowing You“. Nachdem Mr. Valo 2019 mit den AGENTS einen Blues- und Country-Ausflug unternahm, konnte man also gespannt sein, wo es ihn jetzt hinverschlagen hat.

Eine gute Nachricht ist, dass VV sich solcherlei Country-Anleihen auf Neon Noir nicht leistet. Vielmehr verweist Opener „Echolocate Your Love“ klar auf HIM zurück. Ruhige Strophen zu Poprock, der durchaus auch auch mal zu einem Schrei vor Geschrammel ausarten darf, sich dann aber sofort wieder fängt.

Sieht man sich den Herrn auf dem CD-Cover an, hat man eher einen FARIN URLAUB mit 3-Tage-Bart und Gesichtsnetz vor sich, als den bekannten Hollywood-Vampir. Dazu sind seine Lyrics nicht gerade spannender geworden, doch haben sich fast von der Gothic-Bitterkeit verabschiedet. Die poppigen Songs „Run Away From The Sun“ oder „Loveletting“ haben zwar die HIM-Gitarren, doch auch Synthies und sogar Elektro-Claps. Das ließe sich von den Teens wieder gut mit Anime-Bildern für Youtube unterlegen. Dazu passt, dass Villes Stimme so zart ist wie nie. Kleine Variationen im Gesang reichen ihm aus, statt sich wie zu HIM-Zeit zu überschlagen.

Nee, das rockt nicht. So verspricht das Intro von „The Foreverlost“ endlich mal einen Abgeh-Song, stellt sich aber erneut als Elekrorock im Midtempo heraus. Diese Mutlosigkeit erstaunt. Was sollen die Hörer mit diesem Trauerkloß anfangen, der scheinbar seiner Jugend nachtrauert: „Feel my way back home through the scars in the darkness, sing me a love song for the lost and lonely, a monody for all lovelorn hearts.“ Kann er auch weiter für sich tun. Doch die Hörer erwarten mehr von diesem einstigen Mädchenschwarm.

 

Ville Valo
Neon Noir
(Spinefarm Records/Universal)
VÖ: 13.01.2023

Ville Valo auf Facebook

Live

17.02.23, Berlin, Huxley’s Neue Welt
18.02.23, Hamburg, Fabrik
21.02.23, Frankfurt, Batschkapp
03.03.23, München, Backstage Werk
08.03.23, Köln, Live Music Hall

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