Violent Femmes – dito. (Deluxe Edition)

Im letzten Jahr wurde das selbstbetitelte Debüt-Album der VIOLENT FEMMES (zu deutsch: „Weicheier“) tatsächlich 40 Jahre und man kann wohl sagen, seitdem ist viel passiert. Als die junge Band mit ihrem Indie-Folk Anfang der 80er um die Ecke kamen, winkten die Plattenfirmen ab. Wo war da bitte irgendwas vom angesagten Synthiepop zu spüren? Zu punkig und ungewaschen klang das alles. Der Klassiker, der nach acht Jahren tatsächlich Platin ging, erscheint jetzt neu mitsamt allen rappelnden Demos, die damals nur Slash Records gefielen. Dazu kommen Konzertaufnahmen aus Milwaukee von 1981. Für Plattenfans gibt es die funpunkige 7“-Single „Ugly“ dazu.

Und was war da zu hören? Zunächst natürlich der Folk-Ohrwurm „Blister In The Sun“; sarkastische Teenager-Balladen wie „Please Do Not Go“ an der Klampfe und „Good Feeling“ am Pianos sowie böse Anleihen von den Protopunks THE MODERN LOVERS wie „Gone Daddy Gone“ mitsamt Xylophon-Solo.

Aus heutiger Sicht waren die Texte nun gar nicht politisch korrekt. Da fragte Sänger GORDON GANO mit seiner quäkigen Jungsstimme seinen Vater, ob er heute Abend nicht das Auto bekommen könne, um ein Mädchen abzuschleppen („Gimme The Car“). In „Add It Up“ klang er wie er ein heutiger Incel: „Why can’t I get just one fuck? I guess it’s got something to do with luck. But I waited my whole life for just one … Day after day I get angry.“ Die Jungs hatten einen bösen Humor, der bei der damaligen Jugend gut ankam, etwa wenn sie sich über Country lustig machten („Country Death Song“).

Das Verrückteste an der ganzen Sache ist eigentlich, dass Gano, BRIAN RITCHIE (Bass) und JOHN SPARROW (Drums) immer noch zusammen Musik machen. Ihr Debüt sollte Pflichtprogramm für jeden geschichtsbewussten Indiehörer sein.

 

Violent Femmes
Violent Femmes – dito. (Deluxe Edition)
(Concord/Universal)
VÖ: 01.03.2024

www.vfemmes.com

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