Was kommt nach der Demokratie? 28 Jahre Bud Tucker/35 Jahre Zurück in die Zukunft II OST

2024: In den USA beraten gerade die Geschworenen im Trump-Prozess über einen Ex-Präsidenten, der erneut antritt. Auch die Debatte um einen libertaristischen Faschismus ist wieder da. In Deutschland kehren verurteilte Politiker in Kommunal- und Landtagswahlkämpfe zurück, die den Rechtsruck in die Parlamente bringen könnten.
Vor rund 30 Jahren waren solche Szenarien noch Stoff für Science-Fiction-Komödien. 1996 erschien das Computerspiel Bud Tucker in Double Trouble. Es war stark inspiriert durch den zweiten Teil der Zurück in die Zukunft-Filmtriologie von 1989. Beide Veröffentlichungen zeigten eine Gesellschaft nach der Abschaffung der Demokratie durch einen neureichen Politiker. Nimmt man diese Kinder- und Familienmedien ernst, lässt sich einiges lernen. Der Soundtrack von Zurück in die Zukunft II stammte vom Komponisten ALAN SILVESTRI und wurde 2015 erweitert erneut veröffentlicht. Bud Tucker in Double Trouble wurde dagegen von den Merit Studios entwickelt.

Zwischen 1985 und 1993 erschienen einige Videogames zur Zurück in die Zukunft-Reihe. Es waren grottige Beat’emUp- und Jump’n’Run-Spiele, die fast ohne jeden Bezug auf die Handlung auskamen. Das Point-and-Click-Adventure Bud Tucker in Double Trouble orientierte sich grafisch an Day of the Tentacle und vom Humor her an der Monkey Island-Reihe.
Obwohl es nicht um Zeitreisen, sondern um das Klonen ging, griff es zentrale Figuren und Motive aus Zurück in die Zukunft II auf: Titelheld Bud Tucker war ein Teenager wie Marty McFly, der Prof ein „Crazy Scientist“ wie Doc Brown. Die „Bösewicht“-Figur Biff Tannen aus Zurück in die Zukunft II spaltete sich: Hier reiste der verarmte, zukünftigte Biff in seine Jugend zurück, um in einer neuen Gegenwart ein Glücksspiel-Milliardär zu werden. Beide Biffs tauchen im Spiel auch auf: als verdummter Straßenarbeiter Biff und als machthungriger Unternehmer Dick Tate, der mit Korruption und Technik die Weltherrschaft anstrebt.


Die Angst, die im Film und Spiel das Heldenduo motiviert, ist der Abstieg der Mittelschicht. Aus Hill Valley wird ein Ghetto und aus Barryville der Überwachungsstaat Tate City, in der die meisten Geschäfte herunterkommen.
Auch die (Pop-)Kultur stirbt: Das Museum hat geschlossen und der Funk-Plattenladen verwandelt sich in ein biederes Geschäft. Der sadistische Heavy-Metal-Zahnarzt bleibt aber erhalten. Sprich: THE WEEKND Nein – RAMMSTEIN Ja? Zu erwähnen sei zudem, dass der King des Rock’n’Roll, ELVIS, hier tatsächlich ein König ist, der mit anderen Staatsoberhäuptern von Tate entführt und eingesperrt wird.
Interessant ist, dass die Minderheiten nicht ganz verschwinden: Der schwule Türsteher Vera kann als gehirngewaschene Transfrau Violett weitermachen und aus dem coolen, schwarzen DJ Dr. 7 wird der angepasste Des. Auch der Horrorfilm Wir (2019) kritisierte die Verbürgerlichung der US-PoC.


Die Unterschicht wehrt sich nicht: Fischer und migrantische Straßenverkäufer verschwinden aus der Stadt. Nur der Obdachlose Royston ist eine unauffällige Opposition. Retter der Demokratie sind aber Bud und der Prof, die die weiße, liberale Mittelschicht repräsentieren. Sie stellen recht konservativ den demokratischen Status quo wieder her. Mit der Lösung des Konflikts macht es sich das Spiel dabei denkbar einfach: Bud und der Prof schlagen Dick Tate einfach nieder, lassen ihn verhaften und bringen ihn vor Gericht. Das ist insofern unglaubwürdig, da die Polizei vorher als korrupt und Tate-treu dargestellt wurde. Allerdings wird Tate nur zu Sozialstunden verurteilt, weil die Geschworenen aus seinen Klonen bestehen. Entsprechend kann man gespannt sein, wie die Geschworenen im realen Trump-Prozess entscheiden werden.

Schließlich muss noch auf einen weiteren Prozess hingewiesen werden: In der Kinder-Zeichentrickserie Alfred J. Kwak (1989-1990) ist es der Hitler-Verschnitt Krah, der mit einer rassistischen Partei die Macht ergreift, jedoch vom Helden Alfred gestürzt wird. Der spielsüchtige Kriminelle wird von Alfred dann auch ins Gefängnis gebracht. Hier reflektierte also eine TV-Produktion für Kinder über den Hitler-Ludendorff-Prozess von 1924. Die Idee zur Serie stammte vom niederländischen Liedermacher HERMAN VAN VEEN, der nicht nur fast alle Lieder komponiert und gesungen hatte, sondern auch die Rolle von Alfreds Vater Johann einsprach.

Back To The Future Part II (Original Motion Picture Soundtrack/Expanded Edition)
(Geffen Records)
VÖ: 01.01.2015
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