
Die Band WHITE LIES steckt seit Jahren in einer kreativen Krise. Schwächere Alben wirkten müde und eher wahllos. Dazu gehörte vor drei Jahren auch As I Try Not To Fall Apart. Wie geht es jetzt weiter? Sicher nicht mehr mit Indierock und Postpunk oder?
Die Auftakt-Single „Nothing On Me“ ist ein nostalgisch wirkender Powerpop. Da standen zur Veröffentlichung im Mai selbst die Hardcore-Fans ratlos davor. Nein, „amazing“ oder „ass-kicking“ ist daran nichts. Dann wird mit „All The Best“ der Poprock mit Bläser-Einlage ausgepackt. Sänger HARRY MCWEIGH bedauert: „You know, that I’m not your boy.“ Ja, die Band will weiter rumprobieren. Es fühlt sich falsch an, das zu sagen, aber die aktuelle Single von KRAFTKLUB, „Marlboro Man“, ist heißer.
Ein wenig lockerer und cooler ist „Keep Up“ mit netten 80er-Verzerrungen. „Juice“ verzaubert mit kleinen Piano-Akzenten und einem großen Refrain. McWeigh erfindet sich derweil neu: Am Keyboard klingt er in der Ballade „Everything Is Ok“ wie ein junger MEAT LOAF, nur mit weniger orchestralen Ambitionen. Das klingt persönlicher – im Sinne von distanzloser als früher. Diese Hinwendung zum klassischen Rock wurde schon im Vorgänger ausprobiert, wird jetzt aber mit Songs wie „Going Nowhere“ oder „I Just Wanna Win One Time“ ernst gemeint. Da hat doch jemand eine Menge alter Platten gehört, wird aber sich niemanden neu begeistern.
In den ersten Sekunden des Musikvideos zu „In The Middle“, des neunten und bereits letzten Tracks des Albums, erklingt eine der ersten Singles der White Lies überhaupt: „Farewell To The Fairground“. Das dann folgende Intro des eigentlichen Titels „In The Middle“ macht deutlich, wie sehr sich ihr Sound verändert hat: Jegliche Schärfe und Dringlichkeit ist gewichen. Gesättigt und doch unzufrieden wird hier vor sich hin gejammert: „How it feels on our way today: Everything I do is a big mistake.“ Ja, wieso liefert ihr denn so ein Album ab?
White Lies
Night Light
(PIAS/Rough Trade)
VÖ: 07.11.2025
Live
09.02.26, München, Muffathalle
17.02.26, Berlin, Huxleys Neue Welt
20.02.26, Hamburg, Große Freiheit 36
24.02.26, Köln, Live Music Hall