White Lies – As I Try Not To Fall Apart

Schon wieder ein WHITE LIES-Album, das den Vorgänger Five vergessen machen soll. Tut es aber sicher nicht, da es dessen 80er-Retro-Konzept einfach weiterführt. 2019 gefiel sich die Band als neue NEW ORDER, die problemlos überall laufen könnte. Im Ohr blieben hier nur die Hook-betonten Tracks („Believe It“, „Tokyo“).

Die Vorabsingle „As I Try Not To Fall Apart“ hatte noch versprochen, diesen aufgepoppten White Lies-Sound zu bewahren, was mit „There Is No Cure For It“ noch eingehalten wird. Aber hört man nun „Am I Really Going To Die“, „Step Outside“ oder „Blue Drift“, hat man hier den hampelnden Disco-Indie wie ihn jetzt etwa TWO DOOR CINEMA CLUB vertreten. Das nennt sich wohl Selbstaufgabe.

Vor geradezu billigen 80er-Referenzen („Breathe“) kann man sich jetzt nicht mehr retten. Der Sorge um sich verflüchtigende Kredibilität tragen sie mit „Roll December“ und „Ragworm“ Rechnung. Hier versuchen sie sich im Hard Rock, nur um immer wieder ihre Pop-Synthies einzustreuen. Jungs, so klappt das nicht.

Lyrisch erzählt HARRY MCWEIGH von einem Helden, der seine Existenz in Frage stellt, aber zumindest nicht der amerikanischen Expansion ins All folgen will („I Don’t Want To Go To Mars“). Und im Video zu „As I Try Not To Fall Apart“ lässt sich McWeigh mit Sand zurieseln – ein treffendes Symbol für den Klimawandel.

Die letzten zwei Alben von den White Lies und auch das diesjährige kranken letztlich an dem selben Problem wie die Filmlandschaft: Die Etablierung des HipHops und des Internets hat in den 90ern die progressive Kultur der 80er abgeschnitten. Wer sie jetzt kopiert, hat sofort den Kitsch-Stempel; wer sie anpasst, langweiliges Gedudel. Neue Visionen dürfen nicht mehr den technischen Fortschritt bejubeln, sondern das, was zurückblieb: den sozialen Fortschritt. Also zurück an die Arbeit, Jungs!

 

White Lies
As I Try Not To Fall Apart
(PIAS/Rough Trade)
VÖ: 18.02.2022

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Live

10.04.22, Köln, Bürgerhaus/Stollwerck
12.04.22, Frankfurt, Batschkapp
13.04.22, Karlsruhe, Substance
14.04.22, Bochum, Zeche
23.04.22, Hamburg, Übel & Gefährlich
02.05.22, Berlin, Metropol
03.05.22, Leipzig, Täubchenthal
08.05.22, München, Neue Theaterfabrik

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