Change Becomes Us.
Wenn sich eine Band in den vergangenen dreißig Jahren um den Avantgarde-Gedanken im (alternativen) Rock und Pop besonders verdient gemacht hat, dann sicherlich die 1976 in London gegründeten Postpunk-Pioniere von WIRE, auf die sich damals schnell Bands wie The Cure oder Joy Division beriefen und die sich trotz (oder gerade wegen) zwischenzeitlicher Auszeiten auf ihren bis heute erschienenen zwölf (Studio-) Alben stets ein Stück weit neu erfunden haben und ihrer Zeit oftmals auch einfach einige Jahre voraus waren.
Ihre ersten drei, noch verstärkt vom Ausloten minimalistischer Punk- bzw. Postpunk-Strukturen und -Grenzen bestimmten Spätsiebziger-Alben sind heute legendär, insbesondere das 77er Debüt Pink Flag steht völlig zu Recht in einer Reihe mit anderen epochalen Debütalben von Bands wie den Sex Pistols oder The Clash. Zusammen mit XTC oder Gang Of Four haben sie schon früh die Standards für arty (Post-) Punk und gleichermaßen experimentellen wie dynamischen Gitarrenpop gesetzt und lieferten so eine nicht eben unbedeutende Blaupause für zahlreiche angesagte Indie/Brit-Bands der vergangenen Jahre.
Auf dem 2008 erschienenen (Studio-) Album Nr. 11 Object 47 (die „47“ im Albumtitel steht bezeichnenderweise für den immensen gesamten Output der Band inkl. Livealben, Compilations etc.) sowie dem 2011er Album Red Barked Tree kreuzten Colin Newman, Graham Lewis und Robert Grey erneut mit bewundernswerter Frische und Dynamik Altbewährtes mit Neuem, was auch für das neue, im März veröffentlichte Album mit dem bezeichnenden Titel Change Becomes Us gilt, auf dem WIRE auf alte, nunmehr umbetitelte Songs bzw. Songfragmente ihres ’81er Livealbums Document And Eyewitness zurückgreifen und diese in komplett neuem Gewand von gewohnt hoher Qualität zwischen Postpunk, Experimentellem und Pop offerieren. Ein großartiges Album. Punkt.