Yungblud – dito.

DOMINIC RICHARD HARRISON ist jetzt 25 und schon klingelt „Du Kannst Nicht Immer 17 Sein“ von CHRIS ROBERTS im Ohr. Bevor die Kids weitergezogen sind, muss das „Punkrap“-Phänomen soviel verkaufen, wie nur geht. Ein selbstbetiteltes Album läutet meist die letzte Runde ein. Je nachdem wieviel Zuspruch noch da ist, kann es danach fröhlich weitergehen oder eben nicht. Innerhalb von vier Jahren kann man also auf- und absteigen.

Zig Produzenten, v.a. Jordan Gable und Chris Greatti sind an der halben Stunde Musik beteiligt. Wer in den letzten Jahren schlau war, der setzte auf die 80er und jepp, nachdem YUNGBLUD als Britpop-Lad oder als Punker rumlief, darf er auch weiterhin ein Schockrocker sein. Irgendwie musikalisch wie BILLY IDOL und optisch OZZY OSBOURNE sollte es werden, was einem da mit „The Funeral“ fulminant entgegenkommt. Wirbelwind Harrison zappelt hyperaktiv durch das Musikvideo, in dem die Eheleute Osbourne den selbsternannten Poser Yungblud überfahren. Uuuuh, Selbstironie: Er trägt seine Unrealness wie eine Krone. Yungblud ist nur camp. Ähnlich wie MOD SUN („Rich Kids Ruin Everything“) grenzt sich das Rich Kid Yungblud von der falschen Szene ab („Cruel Kids“). Es stellt sich ja tatsächlich die Frage, welche Szene es denn gäbe, deren Urteil er fürchten müsste.

Wem das an Querverweisen nicht reicht, darf sich auf den Poprock „Tissues“ freuen, an dem doch tatsächlich ROBERT SMITH (THE CURE) mitgewirkt hat. Dieser hat sich nach BLINK-182 („All Of This“) doch noch mal zu so etwas überreden lassen. Doch während die Blinks eine romantische Ballade hatten wirken lassen, ist „Tissues“ ein nerviger Song, um Liebeskummer wegzudrücken.

„Memories“ ist dann ein seichter Popsong, in dem sich Yungblud und WILLOW versuchen, in Aggressivität zu überbieten. Die Pose ein Bisschen „crazy“ oder „mad“ zu sein, bedeutet ja heutzutage lediglich, individuell und damit interessant sein zu wollen. Da muss genuschelt, schief gesungen und hin und wieder geschrien werden, was über das simple Songwriting hinwegtäuscht („Mad“).

Für diejenigen, die Poprap mögen, gibt es das verständnisvolle „I Cry 2“. Billige Lovesongs wie „Sweet Heroine“ gehören selbstverständlich auch auf so eine Jugendplatte. Während die Poppunker SOMETHING CORPORATE einst mit „Heroine“ von einer „Punkrock Princess“ träumten und rockten, denkt Yungblud jetzt inzwischen schon übers Heiraten nach, ohne zuviel Liebe freilich. Bei Songs wie „Sex Not Violence“ oder „Don’t Feel Like Feeling Sad Today“ fragt man sich unwillkürlich immer wieder, wo diese Melodien wohl geklaut wurden.

Doch vielleicht irrt sich ja die Musikkritik? Vielleicht ist ja Yungblud tatsächlich der „größte Punkrockstar der Gegenwart“, wie die Werbung behauptet. Warum findet sich dann aber kein einziger Punk, der ihn hört? Nunja, das war wohl bei AVRIL LAVIGNE auch nie der Fall.

 

Yungblud
Yungblud
(Locomotion Recordings/Geffen)
VÖ: 02.09.2022

www.yungbludofficial.com

Live

01.03.23, Berlin, Velodrom
05.03.23, Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle

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