18TH DYE am 02.12.2005 im Magnet Club


Furioses Live-Comeback des legendären Berliner Indierock-Trios, das definitiv nach einer Fortsetzung schreit.



In den 90ern sorgten die Berliner Indie-Darlings 18TH DYE unter anderem mit ihrer Zusammenarbeit mit Steve Albini (auf dem 95er Album Tribute To A Bus), einigen Peel Sessions oder der Support-Tour mit Yo La Tengo sowohl in deutschen als auch internationalen Indie-Kreisen für Aufsehen und kamen schließlich völlig zu Recht beim geschmackssicheren amerikanischen Label Matador unter.

Nach selbst gewählter Zurückgezogenheit aus dem Musikbiz und inzwischen gut zehnjähriger Absenz kam es mit dem Auftritt bei einem Festival in Malmö in diesem Jahr zu einer völlig überraschenden, ja fast sensationellen Reunion, die nun also mit drei exklusiven Gigs auch hier zu Lande ihre grandiose Fortsetzung fand. Für SEBASTIAN THEODOR BÜTTRICH, PIET BREINHOLM BENDTSEN und HEIKE MARIE RÄDEKER schien nun also die Zeit gekommen, ihre atemberaubenden, früher immer gerne mit Sonic Youth, Yo La Tengo oder Guided By Voices verglichenen Sounds und Songs endlich wieder auf die Bühne zu bringen, was man sich natürlich beim Berlin-Heimspiel im Magnet Club keinesfalls entgehen lassen durfte.

Eigentlich unnötig zu erwähnen, dass fast ausschließlich Songs ihrer Veröffentlichungen aus den 90ern auf dem Programm stehen sollten, doch vermutlich zwei, zumindest aber ein explizit angekündigter neuer Song waren ebenfalls Bestandteil des gut 70-minütigen Sets.
Ob das neue Material als Indiz für weitere Aktivitäten der Berliner gewertet werden darf, bleibt zunächst einmal abzuwarten, doch das von HEIKE RÄDEKER nach der letzten Zugabe geäußerte „Bis bald“ ließ diesbezüglich zumindest einen kleinen Hoffnungsschimmer aufkommen, nachdem man zuvor mit dem Nachsatz im Hinweis auf den Fortgang der Veranstaltung mit den Bands TOLCHA und QUIO noch etwas desillusioniert worden war: „Nicht vergessen, es geht weiter… mit diesem Abend“.

Der vom goon-Magazine geschmackssicher gestaltete Party-Rahmen für diesen mit Spannung erwarteten Gig von 18TH DYE stimmte auf jeden Fall, und wenn es nach den erfreulich zahlreich erschienenen und vom Gig der Band augenscheinlich nahezu enthusiasmierten Besucher ginge, würde die Fortsetzung des Comebacks einer der wichtigsten deutschen Indie-Bands der 90er sicherlich auch aufs Heftigste begrüßt werden.
Irgendwie schien die Zeit aber auch stehengeblieben zu sein: Der noisige, mit größtenteils heftig übersteuerter Gitarre meist schnell über durchaus gefühlvollere Momente hinwegfegende und mehr als einmal an Yo La Tengo und Sonic Youth gemahnende Sound, die unglaublich jung gebliebenen und ebenso aussehenden Musiker, die großartigen Songs, die von vielen unter großem Jubel nach nur wenigen Sekunden bzw. Tönen auch im Jahr 2005 sofort erkannt wurden, sowie natürlich die cool-energetische Performance, die sofort mit dem fantastischen Instrumental-Opener ‚Glass House Failure‘ von Tribute To A Bus ihren leidenschaftlichen Anfang nahm und auch im Folgenden durchgängig beibehalten wurde.

Sympathisch-charmant mit Berliner Schnauze (HEIKE) wurde gelegentlich zwischen den Songs untereinander und mit den Fans kommuniziert, Drummer BREINHOLM wurde pünktlich um 24 Uhr das erste Bier nach zweiwöchiger (oder zweistündiger?) Alkohol-Abstinenz gereicht, und auch ihre lange Abwesenheit vom Musikbiz wurde mit dem Hinweis auf das „frisch aus dem Presswerk kommende“ und im Club erhältliche 95er Album Tribute To A Bus gebührend ironisiert.

Insgesamt ein wirklich absolut gelungenes Heimspiel des legendären deutsch-dänischen Trios, das definitiv Lust auf Mehr machte. Warten wir’s einfach mal ab.

http://18thdye.org
www.goon-magazine.de
www.magnet-club.de

Autor: [EMAIL=thomas.stern@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]

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