20METERBREIT + MISS AMERICA am 28.07.05 im Schokoladen


Auch wenn man schon fast nicht mehr dran glaubt, der Berliner Szene-Bär legt ab und an doch ein goldenes Ei!



Vorab sei gesagt, dass ich dieser Veranstaltung eher zufällig als geplant beigewohnt habe und punktgenau zur zweiten Band dieses Abends erschienen bin. Nämlich zu 20METERBREIT. Die Band MISS AMERICA muss deshalb an dieser Stelle leider außen vor bleiben. Trotz dieses Umstands denke ich, dass der Abend genug Stoff für einen kleinen Artikel hergibt. Wer sich nun noch fragt, wie Bären Eier legen, sollte tunlichst weiter lesen.

Der Name 20METERBREIT lässt den Hörer erst einmal vermuten, dass es sich hierbei um eine deutschsprachige Punkrock Band oder bei höherer Raumlautstärke, um eine Größenangabe einer digitalen Maßeinheit handelt. Aber weit gefehlt. Schon nach dem ersten Song befindet sich der gut gefüllte Schokoladen in den Händen des zuweilen apathisch wirkenden Frontmanns, was wohl der zum Teil befremdlichen aber doch energiegeladenen Bühnenpräsenz der Band zuzuschreiben ist.

Die vier Jungs vermischen mit spielerischer Leichtigkeit diverse Stilistiken aus dem Stoner- und Hardcore-Genre, was durch krachende Instrumentierung umgesetzt wird, ohne dabei ein gewisses Gesamtkonzept zu verlieren, was zugegebenermaßen Bands nicht immer leicht fällt. Das Besondere an 20METERBREIT ist zweifelsohne der deutschsprachige Gesang. Die Texte sind teilweise humoristisch, lassen aber trotzdem einen gewissen „Tiefgang“ nicht missen. Das Spektrum des Gesangs reicht von bitterem Geschrei zu melodiösem Satzgesang, aber auch Samples und Stimmenverzerrer finden ihre Anwendung. Und genau das kommt dieser Band zugute. Die provokative musikalische Mischung ist erstaunlich frisch und doch irgendwie deutsch.

Nach dem Opener folgte ein relativ kurzweiliges Set von neun bis zehn Songs das permanent durch eine Art Endzeitstimmung begleitet wurde. Es sollte sich später herausstellen, dass sich dieses Gefühl gegen zwölf Uhr in Form zweier Polizeibeamter materialisierte und den Schlussakkord erzwang. Abschließend wurde dem Publikum ähnlich einer Auktion diverses Promomaterial feilgeboten, wobei der eingebrachte Gewinn wohl eher dem Taschengeld eines Zehnjährigen Jungen entsprechen dürfte als dem Merchandisingeinahmen einer ausgewachsenen Band.

Was andere Newcomer Bands in den Hochglanzläden Berlins mit Style und Promotion zu kompensieren versuchen, wird hier durch Authentizität und Leidenschaft ausgeglichen. Dieser Trend zur perfekt gestylten „Bandmaschine“ ist schon seit längeren zu beobachten und lässt allzu oft die Musik dahinter verschwinden. Gut zu wissen, dass es auch noch anders geht.

Die in diesem Jahr erschienende EP Noisette von 20METERBREIT vermag jedoch nicht die Energie und Ausdruckskraft, die dem Hörer live geboten wird, adäquat umzusetzen. Um nun mit einer weitern Floskel zu schließen: „Was nicht ist, kann ja noch werden.“

www.20mb.org

Autor: [EMAIL=soeren.knoell@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Sören Knöll[/EMAIL]

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