ADAM GREEN & THE GNOMES am 12.02.05 im Postbahnhof

[B]“Blaukraut bleibt Blaukraut“ und „Brautkleid bleibt Brautkleid“… diese und andere Wahrheiten aus dem Leben des ADAM GREEN…[/B]

Der Abend begann mit einem reichlich halbstündigen Set der ADAM GREEN-Tourband THE GNOMES, welche recht verhalten, etwas emotionslos und wohl vorallem zum selber warm werden eine leicht verdauliche Rock-/ Popmischung aus Beach Boys, Oasis, Grandaddy und Ryan Adams darboten. Sie ernteten braven Beifall und kehrten zurück: stärker und besser an der Seite von ADAM GREEN.

„Altersempfehlung: von 8 bis 88“, kommentierte die TAZ unlängst leicht spöttisch und lag mit diesem Hinweis auch an diesem Abend einmal mehr richtig. Pubertierende Radio Fritz-HörerInnen hatten sich schick gemacht, die Jungs die Haare gefönt, gewuschelt und gescheitelt, das Second-Hand-Jacket hervorgekramt; die „Alten“ waren auch da: medial angefixt durch Titelschlagzeilen wie „die Antwort unserer Tage auf Bob Dylan“, „eine Mischung aus Frank Sinatra und Jim Morrison“ oder „einer der besten Künstler der Welt“. Wer will den schon verpassen, dachten sich jeweils ca. 1.500 Besucher am 11.02. und 12.02.; Tickets gab es jedenfalls schon Wochen vorher keine mehr.

Das erwartungsfrohe Publikum schien alsbald vor Ungeduld zu platzen und sollte zunächst einmal in leichte Verwirrung gestürzt werden: ADAM GREEN begann seine Konzert mit der lautstarken Einspielung des Michael Jackson-Hits ‚Heal The World‘. Was tun? Mitschunkeln, mitsingen? Oder durch lautstarkes Pfeifen und Murren seinen Unmut gegen den der Pädophilie angeklagten „King of Pop“ zum Ausdruck bringen? Gab es hier Raum zur Interpretation, war das ein Statement des Herrn GREEN? Und wenn ja, welches…? Egal, der 23-jährige New Yorker hatte schon gewonnen, bevor er überhaupt die Bühne betrat. Das Licht ging aus; Mikrofonständer und Instrumente wurden extra kitschig illumniert, ADAM GREEN stieß zu seiner schon auf ihn wartenden Combo hinzu und es begann eine erwartet kurze und kurzweilige Vorstellung in Sachen lupenreine Popsongs und professionelle Selbstironie.

Der Veitstanz auf der Bühne des ADAM GREEN beginnt mit der Präsentation seiner neuen Stücke von [I]Gemstones[/I], und schon nach nach wenigen Sekunden lässt er es raus: das Rumpelstilzchen, den naiven Gockel, den Parvenü. Er dreht sich um sich selbst, wirft das Mikro in die Luft, lässt die Hände und Arme in typischer GREEN-Manier kreisen, hampelt und strampelt zu ‚Down On The Street‘, ‚Over The Sunrise‘, ‚Crackhouse Blues‘ und ‚Carolina‘. Seine Haken schlagenden Songs tänzeln mit scheinbar selbstverständlicher Leichtigkeit um ihn herum, THE GNOMES, zur Backing Band degradiert, agieren organisch und punktgenau. GREENs Stimme ist perfekt, klar, grandios. Und vielleicht erinnert sie tatsächlich an Sinatra und Jim Morrisson. Was ADAM GREEN sich hier und da erlaubt, weckt eventuell auch Erinnerungen an Frank Zappa (‚Choke On A Cock‘), vielleicht mag er wie Iggy Pop meets Dean Martin klingen. Who cares? Wichtig ist doch nur, dass sich „Vagina“ auf „Carolina“ und „Fab Moretti“ auf „Dostojewski“ reimt oder auch nicht… (‚Carolina‘). Und so treibt er das begeisterte Publikum mit seinen zumeist nicht länger als zweieinhalb Minuten dauernden Songs durch die Tiefen und Untiefen des GREENschen musikalischen Daseins. „Zufriedenheit“ sagt er zwischendurch auf Deutsch – ein Blick in die Gesichter verrät genau diese.

Hin und wieder greift ADAM GREEN zur Akustikgitarre, nicht zuletzt um das eingeforderte ‚Jessica‘ (Simpson) darzubieten, welches textsicher vom Publikum begleitet wird.
Ähnlich in Verzückung geraten die Fans bei ‚Hard To Be A Girl‘ und ‚Friends Of Mine‘ vom Album [I]Friends Of Mine[/I] (2003). Fehlt eigentlich nur noch ‚Emily‘, denke ich noch so bei mir, als schon die ersten Takte seines derzeitigen Smashhits angespielt werden.

Nach einer knappen Stunde ist das offizielle Set vorbei, doch frenetischer Beifall und Trampelorgien holen ADAM GREEN und seine Begleitband für zwei Zugaben zurück auf die Bühne. Hierfür hat er sich etwas Besonderes ausgedacht: Das Publikum durfte sich die Titel wünschen. ‚Secret Tongues‘ (an diesem Abend in der Solo-Akustik-Version) und ‚Dance With Me‘ (mit Band) standen ganz oben auf der Liste.

ADAM GREEN hat sich zweifellos nicht verausgabt und es dennoch mit seinen (Nicht-)Entertainer-Qualitäten geschafft, einen komplett ausverkauften Postbahnhof am Ostbahnhof zur Ekstase zu treiben.

Nun ist das natürlich so eine Sache…: den einen mag ADAM GREENs Mischung aus Anmaßung, Altklugheit und Naivität gehörig auf den Zeiger gehen. Für manch einen Journalisten ist GREEN niemand anderes als „ein computermusikfeindlicher, aus Großvätern zusammengeklonten Barde mit hübschem Gesicht“ (http://www.adamgreen.net
Fotos: © ADAM GREEN

Autor: [EMAIL=jana.schuricht@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Jana Schuricht[/EMAIL]

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