Aeon Station – Observatory

„Das neue THE WRENS-Album ist da!“ – Dieser Satz ist ein Witz für ihre Fans, der schon lange nicht mehr witzig ist. Fast zwanzig Jahre haben sie auf das vierte Album warten müssen. Nun hat es der Bassist KEVIN WHELAN nicht mehr ausgehalten. Über 10 Jahre arbeitete er bereits an den neuen Aufnahmen und hat sie nun mit seiner Frau, seinem Bruder GREG (Gitarre) und Drummer JERRY MACDONALD veröffentlicht, aber ohne den einstigen Bandleader CHARLES BISSELL. Entsprechend nennen sie sich jetzt AEON STATION und Observatory ist sozusagen Gregs erstes Soloalbum mit alten Kollegen.

The Wrens gründeten sich 1989 und waren Mitte der Neunziger eine gefeierte Indieband aus New Jersey. Zwischen Indie- und Powerpop changiert entsprechend auch der neue Output. Der Titel Observatory bezieht sich übrigens auf Whelans autistischen Sohn, der seine Welt von einer gewissen Entfernung aus beobachtet, so dessen Vater.

Bei „Hold On“ sitzt Whelan zunächst allein am Klavier und die innere Kamera des Zuhörers fährt an ihn heran. Hier reflektiert der Sänger bedrückt über das Leben: „Dreams grew old and waste away.“  Dennoch ruft er dazu auf, durchzuhalten. Für das ruhige Stück „Leaves“ tritt die Band an das Piano und das Thema wird noch eingehender erklärt: Whelan habe gelernt, mit dem Schmerz des Schicksals zu leben. Das Glück, eine Familie zu haben, rettet aus der Einsamkeit.

„Fade“ ist dann der begnadete Indierock, auf den die Fans so lange gehofft haben. Im dazugehörigen Video bricht eine Protagonistin aus der technischen Überwachungskultur aus, um wieder eins mit der magischen Natur zu werden. Solche romantische Rückzugsideen tauchen immer wieder in den Texten auf, was überhaupt nicht verwundert. Neben persönlicher Entwicklung hin zu Familienmännern dürften auch die vielen Krisen der letzten Dekade verunsichert haben: Finanzwirtschaft, öffentliche Sicherheit, Natur, Demokratie – in „Move“ taucht natürlich die Nichts-ist-für-immer-Ideologie auf.

Neben 90er-Helden glaubt man etwa bei rockigeren Songs wie „Queens“ auch 2000er-Bands wie E FOR EXPLOSION oder BROKEN SOCIAL SCENE rauszuhören. Liebevolle Melodien umschmeicheln den Hörer wie in „Empty Rooms“, während Kevin ins Mikro haucht. Gebeutelten Seelen wird das gut tun.

 

Aeon Station
Observatory
(Sub Pop Records)
VÖ: 10.12.2021

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