Der sterbende Schwan und seine Streicher.

Dieses Album ist ein weiterer Beweis dafür, wie sehr sich Produzenten im Stil eines Künstlers bemerkbar machen. Der Isländer Valgeir Sigurdsson zeichnet unter anderem für Alben von Björk, mùm und CocoRosie verantwortlich, jetzt hat er sich dem mittlerweile dritten regulären Album der Schwedin ANE BRUN angenommen. Und nicht selten wird dem Hörer hier die Frau mit dem Schwanenköstum in den Sinn kommen.

Mit der unverwechselbaren, sehr eigenen Stimme und einem außergewöhnlichem Talent zum Texten hat sie mit Changing Of The Seasons ein ihrem Erscheinungsbild gerecht werdendes zartes Album eingespielt. Der brüchige Gesang erinnert an Melanie Safka, weibliche Siebziger Country-Stars, ein wenig Joanna Newsom und eben zeitweise an Björk, das gekonnt eingesetzte Zittern der Stimme unterstreicht nur noch mehr den Gesamteindruck einer fragilen kleinen Person. Auch die Texte fügen sich ins Bild, es wird geweint und verzweifelt gesungen, und wenn keiner guckt, ganz kurz vergnügt gelächelt.
Durchgehend schön umspielt werden die Lyrics von Klavier und Gitarre oder Streicherarrengements, geschrieben von Nico Muhly (Bonnie „Prince“ Billy, Anthony & The Johnsons) und Malene Bay-Landin, Backgroundchören, mal aus sanften Frauen-, dann aus dunklen Männerkehlen. So leichter Folk kommt selten vor.

In ‚Changing Of The Seasons‘ singt sie: „I guess, I’m too Scandinavian“. Wahrscheinlich, aber das ist kein Grund zur Schande, verleugnen lässt es sich ohnehin nicht. Mögen viele dieses Album auch angestaubt finden, es ist doch recht schmuck und weiß zu bezaubern.

ANE BRUN am 09.10.08 live in Berlin // nbi

ANE BRUN
Changing Of The Seasons
(DetErMine Records/ Cargo)
VÖ: 04.10.2008

www.anebrun.de
www.myspace.com/anebrun

Autor: [EMAIL=melanie.gollin@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Melanie Gollin[/EMAIL]