Anna Ternheim am 11.03.07 in der Kalkscheune

anna ternheim

Die schwedische Singer/Songwriterin ANNA TERNHEIM hatte sich wieder für Berlin angesagt. Nachdem sie 2006 zunächst im Magnet Club zu Gast war, war diesmal die Kalkscheune ihr Ziel. Das neue Album Separation Road, das in Deutschland am 16. Februar erschien, galt es zu präsentieren.

11.03.2007, Kalkscheune: Der Konzertsaal füllt sich mit Menschen, die (ab)wartend den Folksänger OREN LAVIE, der als Vorband für ANNA TERNHEIM fungiert, verfolgen. Er kommt aus Israel, wie er erzählt, wohnt aber mittlerweile in Berlin. Allein oder mit seiner Freundin CHARLOTTE als Unterstützung an der Geige spielt er Stücke aus seinem diesjährigen Album The Opposite Side Of The Sea. Die von ihm lang und breit angekündigten Akustiksongs sind größtenteils schlicht und banal. Doch auch ANNA TERNHEIM hat einmal, ausschließlich von ihrer Gitarre begleitet, ihre musikalische Karriere begonnen, was im Ergebnis zum glanzvollen aktuellen und erfolgreichen Album führte.

Um 22 Uhr betritt sie unter einer schwarzen Kapuze mit ihrer Liveband die Bühne, wo sie sich sofort in den Popsong ‚Girl Laying Down‘ wirft. Der erste Eindruck: ein nervöses Mädchen zwischen harten, bärtigen Kerlen. Doch er trügt. Von Song zu Song breitet sie vor dem Publikum Höhen und Tiefen einer erwachsenen, vielschichtigen Frau aus: cool und liebenswürdig, selbstbewusst und doch zurückhaltend. Zudem ist sie glaubwürdiger, als es jemand wie die US-Sängerin Jewel je sein könnte.

So wechseln sich gitarrenlastige Popsongs mit Stücken von „the melancholic singer/songwriter“, wie sie witzelt, ab. Letztere sind dann B-Seiten und alte Titel von ihrem Erstlingswerk Somebody Outside, die sie meist ganz allein mit der Gitarre vorträgt. Dabei durchschneidet ihr kühler Blick die verrauchte, warme Luft.

Dem Material vom Debütalbum wird live ebenso viel Raum geboten wie dem aktuellen. Die Titel aus Separation Road werden von schönen E-Gitarren, Keyboard und einem Schlagzeug begleitet, was dem Ganzen enorme Power verleiht. In raueren Liedern wie ‚One To Blame‘ oder dem älteren ‚French Love‘ rückt Schlagzeuger SVEN stark in den Vordergrund und ANNA TERNHEIM verliert sich in Melancholie, die bis an die Grenze der Wut geht. Bassist SVEN und Gitarrist DANIEL stellen mit überraschenden Attacken (z.B. bei ‚Lovers Dream‘) ihr exzellentes Können unter Beweis.

Das Publikum hält sich absichtlich zurück. ANNA TERNHEIMS Stimme gehört zu denen, die man nicht durch das eigene Mitsingen stören will, um sich nicht des Genusses zu berauben. Zudem zeigt sie sich zwischen den Liedern des Konzertes nicht so beredsam, wie OREN LAVIE zuvor. Vielmehr scheint sie auf ihr Werk und ihre Band stolz zu sein und lässt die Musik für sich sprechen.

Der letzte Song ‚Halfway To Fivepoints‘ voller Abschiedsschmerz wird mit eben solchem Applaus belohnt, und die Zugabe lässt nicht lange auf sich warten. Sie schließt ein gutes Konzert ab, das – wie das dazugehörige Album – von einem exzellenten Hörgenuss, einer charmanten Sängerin und anspruchsvollen Songs lebt.

www.annaternheim.com
www.myspace.com/annaternheim
www.trinityconcerts.de

Foto: © ANNA TERNHEIM

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