ANNE CLARK + RAINER VON VIELEN am 04.11.07 im K17


„You take advantage. I’m not taking that. I’ve made my move – it’s a counter act.“

Eigentlich war fast alles wie vor einem Jahr (

Dieser Typ mit dem leicht bescheuerten Namen beherrscht so ziemlich jede Spielart der Popmusik in einer solch irrwitzigen Art und Weise, dass einem fast schwindlig wird. Er manövriert sich quasi katapultartig durch HipHop und Dancehall über Electro und Drum’n’Bass bis hin zu elegantem Deutschpop. Mal rappt er großartig und tänzelt dabei enorm leichtfüßig um die vielen Fallen, die die deutsche Sprache so stellt, will man in ihr gekonnt fabulieren. Smudo von den Fanta4 findet ihn übrigens „Der Hammer“. Zu Recht. Dann wiederum beschleunigt VON VIELEN in Richtung Electro/Old-School-EBM. (Die Bassdrum in ‚Tanz Deine Revolution‘ knallt erste Sahne.) Im nächsten Moment galoppiert er im Seeed’schen Dancehall-Flow vorbei an India-Sounds und variiert diese nur mit seiner Stimme. Streift dann kurz – man glaubt es kaum – Max Raabes Palastorchester (‚Sandbuerger‘), um schließlich in Richtung Die Sterne-Duktus, Knarf Rellöm-Ironie, Rio Reiser-Stimme und Element Of Crime-Seelenlage zu versinken (Wunderbar: ‚Das Gefühl im Allgemeinen‘). RAINER VON VIELEN bot ein knapp einstündiges, ebenso abwechslungsreiches wie spannungsgeladenes Set, dass selbst so manchen „K17-Schwarzkittel“, der nun wahrlich nichts mit HipHop am Hut hat, an diesem Abend gänzlich überzeugte.

Apropos „Schwarzkittel“: Die sind bei ANNE CLARK-Konzerten (mal abgesehen von M’era Luna-Gastspielen u.ä.) mittlerweile eher rar gesät. Zweifellos sind die für die 1960 in in Croydon, South London geborene Künstlerin genannten Superlative von „Grande Dame des Wave“ bis „Electronic-Queen“ allesamt zutreffend. Keine Künstlerin der letzten 25 Jahre hat so unverwechselbar und charakteristisch die Synthiepop- und Electro-Szene mit ihren musikalischen Experimenten beeinflusst wie ANNE CLARK. Dennoch: Die 80er sind vorbei. ANNE CLARK hat sie überlebt. Denn sie hat Songs geschrieben, die bleiben werden und auch im neuen Gewand eine unglaubliche Intensität erlangen. ANNE CLARK ist ein musikalisches Unikum.



Fast zehn Jahre sind seit der Veröffentlichung ihrer letzten Studioplatte Just After Sunset – The Poetry of Rainer Maria Rilke vergangen. Nach dem Abschluss ihrer „Wood, Wires & Words Tour“ soll ab November nun tatsächlich das neue Album aufgenommen werden und im Frühsommer 2008 erscheinen. Die gut eine Handvoll neuer Songs (‚Psalm‘, ‚Zest!‘, ‚As soon as I get home‘ u.a.) rangieren dann an diesem Abend auch absolut gleichberechtigt neben ihren Klassikern wie ‚Killing Time‘, ‚Sleeper In Metropolis‘ oder ‚Our Darkness‘, deren Liveinterpretationen durch JEFF AUG (guit), NIKO LAI (drums), MURAT PARLAK (piano, voc), JANN MICHAEL ENGEL (cello) und RAINER VON VIELEN (electronics, acc, voc) immer wieder faszinieren. Etwa in der Mitte ihres Sets überlässt ANNE CLARK erneut ihrem Drummer und ihrem Pianisten die Bühne, der mit seinen exzentrisch-erbarmungslosen Tastenanschlägen die Gesetze von Zeit und Raum außer Kraft zu setzen scheint. Mit einer furiosen Version von ‚Now‘ beendet ANNE CLARK ihr offizielles Set, um nach vehement eingeforderten Zugaben noch zweimal auf die Bühne zurück zu kehren. Sie schließt mit dem berauschend wütenden ‚I Of The Storm‘ und hinterlässt ein zugleich glückliches und aufgewühltes Publikum.
Thank you Anne. For every single word.


www.anneclark.com
www.myspace.com/anneclark
www.vonvielen.de
www.jeffaug.com
www.murat-parlak.de
www.k17.de

Fotos: © bands-in-berlin.com (Christoph Albrecht)
Autor: [EMAIL=jana.schuricht@bands-in-berlin.com?Subject=Kontakt von der Website]Jana Schuricht[/EMAIL]

FacebooktwitterpinterestlinkedintumblrmailFacebooktwitterpinterestlinkedintumblrmail