Wie schon das Cover vom Debüt Violence and Repetition erkennen lässt, ist die musikalische Stimmung vom Engländer JONATHAN CASE alias ANTIFADE eher finster als kunterbunt. Sein Piano-Gothic strahlt mit relativ kurzen Songs kühle Berechnung und Verbitterung aus.
Von Anfang an sitzt Case allein am Klavier, arbeitet in den tiefen Tasten und singt ebenso bassig. „Speed and Violence“ führt mit moderner Geschwindigkeit in die belastende Thematik ein. Mit trauriger Stimme wird hier Leid an den Mitmenschen geklagt. „Among The Crows“ bringt die Verzweiflung in einer fast walzerhaften Stimmung hervor. Case muss beim Gesang drücken.
Angst vor der Macht der digitalisierten Konzerne und Staaten lässt sich in „Security and Capital“ heraushören: „That’s not security from me.“ In „The Disease“ lässt er die Kritik fast schon heroisch klingen. Diese Abscheu vor den inhumanen Konsequenzen der postmodernen Gesellschaft ist natürlich nicht untypisch für Gothic-Musik. Ein Beispiel im Elektrogewand wären etwa die angeekelten Texte von OBERER TOTPUNKT („Hamburg“). Im Neoklassik kann das in einen antimodernen Konservatismus enden – mit dem legendären Vorbild Richard Wagner. Doch Case scheint keine Romantik zu brauchen, sondern Probleme offen ansprechen zu wollen.
Keineswegs lieblos sondern einsam sind seine Texte auf der Beziehungsebene und in schnelle Klavierakkorde gefasst („Running Through Doors“, „Silent Rooms“). Hier ist auch die Auseinandersetzung mit zerrütteten Psychen zu finden. Ein gehaltvolles Album.
Antifade
Violence and Repetition
(Selbstvertrieb)
VÖ: 11.08.19