Etwas unheimlich ist sie schon, ungreifbar, die Post-Rock-Trip-Hop-Band ARCHIVE. Das Kollektiv aus London hat es dem großen Bruder MASSIVE ATTACK nachgemacht. Die haben ihre eh schon Soundtrack-affine Musik 2005 als Danny The Dog O.S.T. für den Thriller „Unleashed – Entfesselt“ geschrieben. ARCHIVE gehen noch einen Schritt weiter und haben im Mai mitsamt des neuen, 40-minütigen Albums Axiom gleich den passenden Kurz-Kunstfilm geliefert. Die Story ist eine Mischung aus „1984“ und „The Purge – Die Säuberung“. Wir bekommen es also mit Gesellschaftskritik zu tun.

Ab dem ersten Stück ‚Distorted Angels‘ wird direkt darauf hingearbeitet. Es ist eine Art Geigen-Vorspiel zu diesem Drama. Sänger POLLARD BERRIER beschreibt in düsteren Worten eine mechanische Welt, in der die Menschen in sich selbst gefangen sind. Es folgt das Titelstück, in dem Kirchenglocken, vom Wind bewegt, den Hauptteil einläuten: ARCHIVE halten uns eine Predigt über unsere Entfremdung von einander.

Hier in ‚Babtism‘, zu dem endlich die vertrauten Elektrobeats erklingen, ruft BERRIER als Prediger geradezu verzweifelt nach Täuflingen. Im astreinen Trip-Hop-Song ‚Transmission Data Terminate‘ beschreibt er dagegen mit MARIA Q das Ende einer Beziehung, eine Trennung im Bösen – jeder für sich. MARIA antwortet ihm: „I don’t wanna be more part of you.“ Daran wird die unterkühlte Piano-Ballade ‚The Noise of Flames Crashing‘ gefügt. Es handelt sich um eine Ode an kleine Gemeinsamkeiten, an denen man sich wärmen kann.

Nach den Damen ist BERRIER wieder an der Reihe und beklagt in ‚Shiver‘, dass im digitalen Zeitalter, in dem jeder mit jedem verknüpft ist, doch alle vereinzelt sind: „Noone seems to matter anymore.“ Das klingt so schön, dass es doch nicht so verbittert wirkt. Es ist an uns, zueinander umzukehren: „Open up your heart!“ Wie gut, das einmal aus berufenem Munde zu hören.

ARCHIVE
Axiom
(Dangervisit Records)
VÖ: 23.05.2014

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