ASCII.DISKO – Black Orchid: From Airlines to Lifelines


Weg von der Tanzfläche, hin zum Album.



Irgendetwas muss Daniel Holc alias ASCII.DISKO widerfahren sein. Stand sein Name früher noch für Disko, Rave und Tanzbares, so ist das von seinem zweiten Alias BLACK ORCHID präsentierte [I]From Airlines to Lifelines[/I] eine radikale Kehrtwende dieses Sounds hin zu einem düsteren, phasenweise ungemein schwermütigen Sound der dem Hörer einiges abverlangt.

Mit dem Intro und dem darauf folgenden Opener ’Horizon’ kommt für jeden ASCII.DISKO Fan so die große Überraschung: ’Horizon’, das vielleicht stärkste Stück des Albums, erzeugt einen hypnotischen Groove, getragen von einem schrammeligen Gitarrenlick und den warmen, melancholischen Leadvocals. Zugleich verzichtet es dabei völlig auf präsente Leadsynthesizer oder die drückende 4-to-the-floor Bassdrum. Die Instrumentierung des Songs steht damit stellvertretend für den Sound des ganzen Albums: Sie ist größtenteils organisch gehalten, Synthiepopelemente oder die zuletzt auf [I]Stay Gold Forever Gold[/I] ins technoide gehenden, düsteren Clubsounds sind kaum noch zu finden.

Das, was Holc hier als BLACK ORCHID produziert, klingt eher wie das Spätwerk einer gereiften Indierockband als das, was man von einem Mann erwarten würde, der vor einigen Jahren mit Songs wie ’Straßen’, ’Einfach’ oder ’Loser’ einen neuen, deutschen Elektropophype mit losgetreten hat.

Atmosphärische, düstere Flächen sind an Stelle der vormals gern mit einem Augenzwinkern überpräsent eingesetzten Diskosounds getreten. Dass Holc aus elektronischen Gefilden kommt, hört man dennoch – das Sounddesign dieses Albums ist interessant und intelligent zugleich. Elektronische und organische Sounds werden stellenweise so verfremdet, dass sich nicht mehr eindeutig erkennen lässt, ob hier der Rechner, Drumcomputer oder ein akustisches Instrument bedient wurde. Und trotz des klaren Bruchs mit der Soundästhetik früherer ASCII.DISKO Releases gibt es sie auch auf [I]Black Orchid: From Airlines to Lifelines[/I] noch: Die ravigen, tanzbaren Momente wie bspw. in ’Whitelines_Blacklines’ oder ’100 Demons’. Unbeschwert wie früher geht es allerdings auch dann nicht wirklich zu.

Was es auch ist, dass Daniel Holc alias ASCII.DISKO widerfahren ist und zu solch einer fast schon radikalen musikalischen Entwicklung geführt hat – es hat etwas Gutes gehabt: [I]Black Orchid: From Airlines to Lifelines[/I] ist ein zwar sperriges, gerade deshalb aber auch über weite Teile spannendes Album geworden.

ASCII.DISKO
Black Orchid: From Airlines to Lifelines
(Label: Artoffact / als Import erhältlich)
VÖ: 05.04.2011

www.asciidisko.com
www.myspace.com/asciidisko

Autor: [EMAIL=bastian.fruhner@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Bastian Fruhner[/EMAIL]

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