Ashera – Rob The Rich

Auf den Tag genau vor einem Jahr traten ASHERA aus Portland mit ihrer Antifascist Lullabies EP die Neofolk-Tür ein und brachten Unruhe in die ungemütliche Atmosphäre aus rechter Esoterik und paganen Zweifeln dagegen. Nun haben DEBORAH und JUSTIN NORTON-KERTSON ihr ersten Album losgelassen. Die 10 Pfeile im Köcher könnten treffen.

Das Duo hat in den 2000ern mit Paganfolkbands wie ANAM CARA, THE MUSIC COMMITEE und HAPPY DEATH BAND gelernt, wechselten dann in Folkrock- und Shoegazebands wie 7 STORY SOUND und AZURE DREAM. In der Weltwirtschaftskrise 2008ff und der daraus folgenden Occupy-Bewegung politisierten sie sich und treten nun entschlossen gegen den Naziflügel innerhalb der Neofolkszene an. Mit dem besonnen geklimperten „Young Shoots“ stellen sie sich vor.

Die Faschobands wurden in diesem Jahr bereits mit der Left/Folk-Compilation angegriffen. Diese sollte die Black Lives Matter-Bewegung unterstützen. Ashera thematisieren mit „Three Dead In Kenosha“, „All Cops Are Bastards“, „The Battle of Portland“ die Verbindung zwischen rassistischer Polizeigewalt und Nazi-Bürgerwehren in den USA. Diese erinnern sie zurecht an die deutsche Weimarer Republik, in der die Polizei auch nicht gegen die Freikorps vorging. Paramilitärs bildeten den Kern des historischen Faschismus. Zu dramatischen Synthies, Keys und Gitarrenakkorden wird das Leid aber auch der Kampf der schwarzen US-Bevölkerung deutlichgemacht. Die Lagerfeuerballade „Who Will Be Next“ setzt zudem direkt an das berühmte Gedicht „Als die Nazis die Kommunisten holten …“ des Widerstandskämpfers Martin Niemöller an: „They came for the Jews, for the Muslims too, and we did nothing at all. Who will be next? Will it be me or will it be you?“

Unkomlex aber typisch für Nordamerika ist allein die Orientierung an der Critical Whiteness-Theorie („Betray Whiteness“). Statt jedoch in wohlfeil-liberalen Diskursen zu versinken, stellen sich Ashera mit ihrer Robin-Hood-Attitüde eindeutig auf die linke Seite („Rob the Rich“, „Eat Your Landlord“). Das wird auch für die „unpolitische“ Grauzone im Folkbereich nicht leicht zu schlucken.

 

Ashera
Rob The Rich
(Selbstvertrieb)
VÖ: 18.12.2020

www.asheramusicpnw.com

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