ATHLETE am 07.04.2005 im Postbahnhof

[B]Vom verschrobenen Pop ist nicht mehr viel geblieben: Auch live überzeugten ATHLETE als neue Anwärter auf den hell strahlenden Britpop-Thron.[/B]



Den spröden Charme und verschroben-verspielten Pop ihres überaus erfolgreichen Debütalbums im Pavement-Style haben sie auf dem Nachfolger [I]Tourist[/I] weitgehend hinter sich gelassen, fast könnte man meinen, es mit zwei verschiedenen Bands zu tun zu haben.
Auf [I]Tourist[/I] gehen ATHLETE selbstbewusst einen großen Schritt weiter, zeigen Mut zu mehr Opulenz und einer vielseitigeren Instrumentierung und schütteln nach wie vor mühelos fantastische Melodien aus dem Ärmel, die noch wesentlich heller strahlen und im Vordergrund stehen als auf [I]Vehicles & Animals.[/I]

Beim Gig im Berliner Postbahnhof (und vermutlich allen weiteren Auftritten ihrer Deutschlandtour) musste sich die Band dann erst mal auf eine im Vergleich zu ihrer Heimat wesentlich geringere Besucherzahl einstellen, die mit ca. 400 aber doch noch deutlich über den Erwartungen der Band lag („We thought there’d be 30 people around, thank you for coming out tonight, that’s nice“ ), auch wenn da sicherlich ein gewisses Maß an – sympathischer – Koketterie mit im Spiel gewesen sein dürfte.

Als Support bot der schottische Songwriter IAIN ARCHER abwechselnd zur akustischen und elektrifizierten Gitarre plus gelegentlich Laptop-begleitender Beats und Sounds ein herrlich flirrendes Gitarrenpop-Set mit rockigen und psychedelischen Ausflügen und überwiegend klasse Songs.

Frontmann JOEL POTT von ATHLETE war stimmlich nicht nur von einer bis zum Morgengrauen dauernden Party in Hamburg (von der IAIN ARCHER zuvor genüsslich berichtete) angeschlagen, auch vom Doc war er zuvor eigentlich schon zu einer Pause verdonnert worden („Bollocks, give me some pills“), doch sollte diese kaum zu vernehmende Einschränkung beim Auftritt auch nicht weiter ins Gewicht fallen.

Natürlich muss man wohl kaum erwähnen, dass die Band in erster Linie ihr neues, in UK so überaus erfolgreiches Album [I]Tourist[/I] präsentieren wollte und nur gelegentliche Schwenker zu ihrem Debüt ( z.B. das zwischenzeitlich irrwitzig rockende ‚New Project‘ oder das schräg-poppige, aber wunderbar eingängige ‚You Got The Style‘) zuließ.
Zu den Highlights zählten ansonsten definitiv die auch schon auf dem aktuellen Album herausragenden Songs wie der Opener ‚Chances‘, der Titelsong ‚Tourist‘, ‚Twenty-Four Hours‘ mit erhabenem Gitarren-Finale und natürlich die unglaublich grandiose Single ‚Wires‘ in der Mitte des Sets, die in der Live-Umsetzung noch einige Emotionen mehr freisetzte und mit einer Gänsehaut-Intensität bestach, wie ich sie bei Bands dieses Genres zuletzt vielleicht tatsächlich bei Coldplay oder Suede erlebt habe.

Insgesamt präsentierte sich die Band grundsympathisch mit dichtem, fast souligem Sound, kurze Soundprobleme am Ende des Sets wurden mit einem Akustiksong überbrückt, die Fans in den ersten Reihen wurden im Anschluss an diese kleine Panne mit einem Becher Jägermeister beglückt, und als abschließendes Zuckerl wurde dann als einzige Zugabe noch [I]der[/I] Hit schlechthin vom ersten Album, ‚EL Salvador‘, gereicht.
Ein wirklich schöner Gig der Band aus London, deren Erfolgsstory sich auch hierzulande in Kürze fortschreiben sollte. Das Potenzial dafür haben sie allemal.

www.athlete.mu
www.dieveranstalter.de

Autor: [EMAIL=thomas.stern@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]

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