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80er Jahre mal anders, die Zweite.
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Werk 80 II
Mit Werk 80 wagten sich ATROCITY bereits 1997 an die Auseinandersetzung mit Klassikern der 80er Jahre. Das klingt aus heutiger Perspektive zunächst einmal nicht wirklich ungewöhnlich, aber wenn man sich vor Augen führt, dass ATROCITY eher in den musikalischen Breiten brachialer Metallklänge beheimatet sind und sie somit weit entfernt vom musikalischen Mainstream fischen, ist der einschlagende Erfolg dieses Albums schon erstaunlich. In einmaliger Weise gelang es ATROCITY damals, Synthpop-Klassiker wie ‚Tainted Love‘, ‚The Great Commandment‘, ‚Let’s Dance‘ oder ‚Being Boiled‘ ein gitarrenlastiges Ambiente zu verpassen, ohne die eigentliche Stimmung der Originale zu zerstören. Ein Konzept, das danach viele mehr oder weniger bekannte Nachahmer ähnlicher musikalischer Herkunft fand und die musikalische Auseinandersetzung mit den 80er Jahren förderte.
Auf Nachfrage musste ich zu meinem eigenen Erstaunen feststellen, dass sich auch in den Privatsammlungen unserer eher indiepoppig-alternativ ausgerichteten Redaktion noch einige Exemplare dieses inzwischen einfach nur noch als legendär zu bezeichnenden Silberlings finden ließen.
Werk 80 I
Nun, ca. 10 Jahre später wagen sich ATROCITY endlich an den langersehnten konzeptionellen Nachfolger. Nicht nur der Name Werk 80 II bestätigt diesen Anspruch. So kam auch ich nicht daran vorbei, mir im Rahmen einer Frustkaufaktion beim Elektrogroßmarkt meines Nichtvertrauens diesen von DITA VON TEESE geschmückten Silberling anzueignen und eine anständige Höhrprobe zu machen.
Im Vergleich zum konzeptionellen Vorgänger geht es auf Werk 80 II eindeutig rockiger zur Sache. Auffällig ist insbesondere der vermehrte Einsatz von Chorälen, Backgroundvocals und hintergründigen klassischen Orchesterinstrumenten, z.B. Streicher bei ‚Here Comes The Rain Again‘. Tendenziell wirkt Werk 80 II hierdurch wesentlich sphärischer und melodischer als Werk 80.
ATROCITY gelingt mit Werk 80 II zum wiederholten Male eine gekonnte Gratwanderung zwischen eigenen musikalischen Einflüssen und den an die Originale geknüpften Ansprüchen, Erwartungen und Stimmungen. Es entsteht eine gekonnte Symbiose aus poppigem 80er- Jahre-Flair und einer Form von ATROCITY-typischer moderner Härte.
All denjenigen, denen musikalische Klassiker der 80er-Jahre am Herzen liegen und insbesondere denen, die in ihren Hörgewohneiten einen Hang zu „härteren“ gitarrenlastigen und im Speziellen Goth-Rock-typischen Elementen haben, sei diese Veröffentlichung ans Herz gelegt.
Persönliche Favoriten: ‚Relax‘, ‚Such a Shame‘ und ‚Smalltown Boy‘.
ATROCITY
Werk 80 II
(Napalm Records)
VÖ: 29.02.2008
www.myspace.com/atrocitypage
www.atrocity.de
Autor: [EMAIL=christoph.albrecht@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Christoph Albrecht[/EMAIL]