Schweden unter Strom.
Schweden ist ein schönes Land. Neben einem hervorragenden Bildungssystem und jeder Menge Elche hat es im letzten Jahrzehnt eine ganze Reihe Bands hervorgebracht, die wesentlich zum jüngsten EBM-Revival beigetragen haben, das seit etwa 5 Jahren um sich greift, ja dieses vielleicht sogar ursprünglich entfacht haben. Dupont, Sturm Cafe und natürlich Spetsnatz sind Namen, die in diesem Zusammenhang Anhängern des Genres weltweit Freudentränen bis Achtungsnicker abgewinnen.
Deren Landesgenossen AUTODAFEH sind mit ihrer aktuellen EP re:lectro auf dem besten Wege, sich in diese illustre Clique einzureihen. Mit ihrem Debutalbum Hunt For Glory hatten sie bereits versucht, frischen Wind ins Genre zu bringen, indem sie klassischen EBM und krachigere Hellektro Elemente mischten, meiner Meinung nach in manchen Titeln mehr, in anderen weniger gelungen.
Auf der vorliegenden EP wandeln sie sich nun zu Puristen und präsentieren 7 Tracks in astreiner Oldschool EBM-Manier. Hierbei sind Paten wie Front 242 (Blechbläser Samples, gesungene Texte statt gebrüllter Parolen) und bereits erwähnte Spetsnatz (Bass Stereo-Moog) nicht zu überhören, was der Sache aber keinen Abbruch tut: Die Songs machen musikalisch durch die Bank weg Spaß, auch die Texte sind solide. Der Titel ‚Retro Electric‘ hat sich hierbei mit der Zeile „We embrace the town of Berlin“ ’nen extra Jummipunkt verdient.
Der Name des Projekts wird zwar nirgendwo näher erläutert, fragt man jedoch den Großen Bruder Google, so erfährt man, dass ein Autodafé die Vollstreckung eines inquisitorischen Urteils ist, in eine volksfestartige Inszenierung verpackt. Nun ja, zumindest volksfestartig dürfte es wohl auf den Tanzflächen zugehen, wenn die von Midtempo bis Pogo-Speed reichenden Songs aus den Boxen bratzen.
Mir würde es gefallen, wenn Autodafeh ihre Oldschool-Affinität zu einem länger anhaltenden Trend ausbauen würden. Dann haben sie tatsächlich Chancen auf einen Stern im EBM Walk of Fame.
AUTODAFEH
re:lectro (EP)
(Sigsaly Transmission / Nova Media)
VÖ: 21.08.2009
www.myspace.com/autodafehmusic
Autor: [EMAIL=alexander.lorenz@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Alex „dark lx“ Lorenz[/EMAIL]