MONEYBROTHER – Real Control


Stagnation auf höchstem Niveau.



Jag skulle vilja ha en bakelse med grädde och marsipan. Das kann man sagen nach einem halben Jahr Schwedisch-Kurs. Auf Deutsch heißt das etwa: Ich hätte gern ein Gebäck mit Sahne und Marzipan. Passt jetzt nicht ganz zum neuen Album von MONEYBROTHER. Obwohl, Anders Wendin ist schon ’ne Sahneschnitte. Passt also doch.

Die Sahneschnitte, also MONEYBROTHER, also Anders Wendin, der MONEYBROTHER ist, hat sich ein bisschen Zeit gelassen mit seinem regulär vierten Album (Das auf Schwedisch zählt nicht.). Mehr als zwei Jahre sind seit dem letzten Langspieler Mount Pleasure vergangen, auf der neuen Platte Real Control haben sich die nicht wirklich bemerkbar gemacht. Der Fachmann würde den Stil als „konsequent“ bezeichnen.

MONEYBROTHER sieht immer noch aus wie ein junger Gott, beziehungsweise wie der junge Bruce Springsteen, was ja auf’s Gleiche hinausläuft. Anders Wendin besinnt sich mit Real Control auf seine Stärken. Musikalisch als auch thematisch. Meistens geht es um die Liebe. Ab und zu flippt ein Song aus, ‚Just another part of me that breaks down‘ oder ‚Born under a bad sign‘ sind 70er Classic Rock, wie ihn der Boss selbst vielleicht geschrieben hätte, wenn er Schwede wäre. Manche Lieder verpacken herzzerreißende Themen mit trügerisch fröhlichen Rhythmen (‚We die only once (And for such a long time)‘). Dann gibt es die Lieder, die so traurig sind, dass man die Liebe verbieten möchte, wenn sie tatsächlich so wehtut. „It feels like we`re the last lovers left alive“, also bitte, solche Textzeilen… Das hört sich an wie einsames Dahinsiechen in leeren Ein-Zimmer-Wohnungen. Bei ‚Young Faithful Love‘ wird es sogar noch schlimmer: „I know what pain is made of: Young Faithful Love“.

Seine Backing-Band hat der Schweden-Springsteen auch diesmal wieder im Gepäck, was gut ist. Denn wie sagt man so schön: Never change a winning team. Var det bra så ? Ist das alles? Nein, MONEYBROTHER kann ja auch die Sache mit der Kopfstimme. Zum einen hat er seine normale, etwas kratzige Stimme, bei der man ihm am liebsten einen von Mutti gestrickten Schal um den Hals schlingen würde. Aber er kann eben auch noch diese verflucht hohe Stimme irgendwo in seinem Kopf erzeugen und fiept sich damit zum Beispiel durch ‚Not that old‘.

Nagot mer? Darf es sonst noch etwas sein? Ja, gerne. Ein Glockenspiel, hier, ein Call and Response-Spiel da, das – nennen wir es mal – Orgelkeyboard, eine Fidel, das Saxophon, Texte die jedes Mädchen zum Weinen bringen. Anders Wendin erfindet sich nicht neu, aber er macht immer noch alles richtig. Falls das mit dem ‚(Never ever) I’ve been kissed‘ stimmt, sollte es nach dieser Platte nicht mehr lange dauern, bis sich das erledigt hat. MONEYBROTHER, vad toppen han är. Tack så mycket. (Das heißt Danke.)

MONEYBROTHER
Real Control
(Our Choice/ Rough Trade)
VÖ: 25.09.09

www.moneybrother.net
www.moneybrother-music.de
www.myspace.com/moneybrother

Autor: [EMAIL=melanie.gollin@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Melanie Gollin[/EMAIL]

FacebooktwitterpinterestlinkedintumblrmailFacebooktwitterpinterestlinkedintumblrmail