„Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.“
Jetzt, wo endgültig Sommer ist, mit Schwitzen und allem drum und dran, kommt dieses Album gerade richtig. Es macht gute Laune, es macht fröhlich. Mit dem BERLIN BOOM ORCHESTRA hat die Hauptstadt eine weitere Band, die an heißen Tagen die Parks beschallen und an kalten die Erinnerung an jene Stunden zurückholen wird.
Dass wir es hier mit einer Berliner Band zu tun haben, kann nach diesem Album niemand der Mitglieder mehr leugnen. Der Tatendrang, genau wie die Lustlosigkeit, die die Texte thematisieren, eine gewisse Schnoddrigkeit und natürlich der Dialekt, lassen die Platte auch ohne Wissen über Herkunft der Band selbige leicht geographisch zuordnen.
Zwar fast eine volle Fußballmannschaft wie Seeed, ist das BBO doch eher in Richtung Tiefenrausch oder Ginsengbonbons einzuordnen. Auch die Roots Rockers sind eine formidable Referenzquelle, was wahrscheinlich vor allem daran liegt, dass sich der Gesang auf Kaboom durch ähnlichen Gewöhnungsbedarf auszeichnet wie der von Uwe Kaa. Die Texte schwanken zwischen ernsthaft, besser: sinnvoll und simplen Spaßtexten, die sich auch gern mal selbst widersprechen (Zum einen wird geschrieen, dass es im Reggae nicht immer nur ums Kiffen geht, schon im nächsten Lied wird zum Joint bauen aufgerufen.) oder in wahnwitzigen Metaphern gipfeln. Bestes Beispiel: „Wir knall’n dich wie Sylvester.“
Unter den elf Songs, die auf Kaboom gebannt sind, sticht ‚Freu Dich Bloß Nicht Zu Früh‘ am meisten heraus. Das restliche Album verleitet ohne Frage auch zum sofortigen Bewegen, doch dieses Stück scheint in einem früheren Leben ein Chanson der Zwanziger Jahre gewesen zu sein und würde nun jeden Standardtänzer zum Tango verführen. Track 5 und 9 sind reine Instrumentalstücke; und hier liegt die wahre Stärke der Berliner. Sie zaubern kleine Glitzermomente mit dem Glockenspiel, bearbeiten ihre Bläser, bis die Lungen platzen, vergreifen sich am Rock Steady, am Dub, am Dancehall und am Ska und treiben überhaupt die Meute mit Off-Beat durch die Straßen. Besonders auffallend sind die langen Intros, die bei keinem Titel fehlen, um sicher zu gehen, dass dem Hörer schon beim Refrain die Puste ausgegangen ist.
Man kann sich schon beim Lauschen in den heimischen Wänden vorstellen, wie ein Konzertbesuch beim BERLIN BOOM ORCHESTRA aussehen und wohl jedes Workout im Fitness-Studio ersetzen würde.
BERLIN BOOM ORCHESTRA
Kaboom
(MKZWO Records/ Township Records)
VÖ: 11.07.2008
www.berlinboomorchestra.de
www.myspace.com/berlinboomorchestra
Autor: [EMAIL=melanie.gollin@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Melanie Gollin[/EMAIL]