Der zweite Tag im Rückblick…
Auch an dieser Stelle sei zunächst noch einmal das in der
Suede
Nach dem äußerst gelungenen Auftakt am Freitag mit guten bis sehr guten und intensiven Performances von u.a. PRIMAL SCREAM, SUEDE, THE RAPTURE, WATERS und HEALTH begann der zweite Tag naturgemäß etwas schleppend, doch sollte es alsbald den ersten Highlight-Acts RETRO STEFSON, FIREFOX AK und ALOE BLACC vorbehalten sein, die Müdigkeit aus den noch etwas ausgemergelten Körpern der bereits zu diesem Zeitpunkt zahlreich erschienenen Festival-Maniacs zu blasen, was insbesondere Andrea Kellerman aka FIREFOX AK mit melancholischem Elektropop und dem Soul-Durchstarter ALOE BLACC dank seines Smashs ‚I Need A Dollar‘ schon ganz ordentlich gelang, auch wenn Letzterer mit Fliege und feinem Zwirn und einem an diesem Tag inmitten all dieser Indie-, Electro- und HipHop-Hipness doch deutlich aus der Art schlagenden Retro-Sound auf sympathische Art ein Stück weit deplatziert, zumindest aber aus der Zeit gefallen wirkte.
Während sich die eher in der Minderheit befindenden Freunde von Rave und Britpop am Freitag zusammen mit den Mainstage-Headlinern SUEDE und PRIMAL SCREAM in wonniger Nostalgie schwelgten und sich infolgedessen das Gebotene mit einer eher überschaubaren Anzahl Gleichgesinnter teilten, sollte am Samstag also die nachkommende Generation (wenn nicht gar Generationen) mit aktuell sicherlich namhafteren Acts beglückt werden, was sich bereits ab dem späteren Nachmittag in einem im Vergleich zum Vortag deutlich volleren Areal bei schönstem Sonnenschein niederschlug.
Während nachmittags auf der Hangar 4 Stage eine Art munterer Style-Clash aus experimentellem Electro (MOUNT KIMBIE), krachigem Retrorock (THE BLACK ANGELS) und Electro-Folk (PANTHA DU PRINCE) vonstatten ging und für Abwechslung sowie stetig steigende gute Laune sorgte, katapultierten einen die ja eigentlich ebenso vorfreudig erwarteten Mainstage-Sets von den seltsam blass agierenden neuseeländischen, durch Viva-Dauerpräsenz ihrer zweifellos großartigen Single ‚Young Blood‘ ja hinlänglich bekannt gewordenen THE NAKED AND FAMOUS sowie von den ihren sattsam bekannten Worldbeat zwar vielköpfig, aber wenig spektakulär auf die Bühne bringenden BEIRUT schließlich in Richtung kulinarischer und anderweitiger Entdeckungsreise auf dem an Unterhaltungsmöglichkeiten wahrlich nicht armen Areal, von denen die Silent Disco und der Autoscooter vielleicht die „spektakulärsten“ waren.
Boys Noize (Foto: Michael Maier)
Ekstatisch jubelnde und in Richtung Hauptbühne förmlich sprintende Besucher eher jüngeren Semesters sowie natürlich die gewohnt basslastigen Beats des nach dem umjubelten Auftritt 2010 nun also quasi als einziger Bewerber nach dem inoffiziellen Double-Titel 2010/2011 greifenden Lokalmatadors BOYS NOIZE holten einen dann von Null auf Hundert in die (musikalische) Festival-Realität zurück.
Und auch wenn diese „Performance“ mangels sichtbarer Bühnenaktion des sich wie gewohnt hinter einem riesigen Pult verschanzenden DJs im Rahmen eines Festivals noch immer ein wenig seltsam anmutet und vielleicht besser nachts in der Arena Treptow oder zumindest zu späterer Stunde beim Melt! Festival aufgehoben wäre, konnte man sich doch – auch angesichts der gut dosierten, die wohlinszenierten Spannungsauflösungen bestens untermalenden Rauch- und Feuerfontänen am vorderen Bühnenrand – einer gewissen Faszination nicht entziehen und schwoofte auch als eher älterer, nicht unbedingt electronerdiger Betrachter begeistert im Takt, dem zudem die gelegentlich integrierten, verfremdeten Kraftwerk-Anleihen bzw. Samples keineswegs verborgen blieben und zusätzliche Freude bereiteten.
Deus
Während sich zum Festivalende hin mit den wiedervereinten BEGINNERN, die mit einem soliden Best-of-Set und dem ein oder anderen eingebetten Gimmick punkten konnten, dem Shootingstar CASPER sowie den Italienern von THE BLOODY BEETROOTS DEATH CREW 77 die Hiphop/Rock-Prominenz die Klinke in die Hand gab, kam es auf der Hangar 4 Stage zum nicht minder heiß erwarteten Indie-Showdown mit dEUS und MOGWAI.
Ein vielleicht auch angesichts der anstehenden Veröffentlichung des neuen dEUS-Albums Keep You Close am 16.09.11 besonders agiler und motivierter Frontmann Tom Barman ließ mit seinen Mannen und Hammer-Songs wie ‚Put The Freaks Up Front‘ oder ‚Instant Street‘ Erinnerungen an die 90er wach werden, als die Belgier sich mit Meisterwerken wie In A Bar, Under The Sea oder The Ideal Crash nachhaltig in der internationalen Alternative-Szene etablierten. DEUS bereiteten mit einem durchweg begeisternden, teilweise herrlich lärmigen Auftritt mit schon mal übersteuertem Sound die ideale Vorlage für das nachfolgende Set der schottischen Instrumental-Noise-Berserker MOGWAI.
Mogwai
Diese holten standesgemäß zum finalen Donnerschlag aus und brachten ihre atmosphärisch-hypnotischen Soundwände gewohnt geduldig in die Spur, um sie letztlich in drei- bis viergitarrigen Noisedetonationen kulminieren zu lassen und somit für einen wahrlich fulminanten, teils ohrenbetäubend lauten Festival-Abschluss auf dem Flughafen-Gelände zu sorgen, bevor das lebendige Partytreiben mit weiteren Live-Acts und DJs beim Club Xberg auf dem Gelände der Arena Treptow bis in die frühen Morgenstunden seine Fortsetzung finden sollte.
Das Berlin Festival 2012 findet am 07. und 08.09.2012 statt. Wir sehen uns!
Autor: [EMAIL=thomas.stern@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]