Birkenwerder Open Air am 20.08.2005 mit DIE HAPPY, FUZZY CASINO, POOLSTAR u.a.


Unglücklicher Auftakt, versöhnliches Ende.



Die zweite Auflage des BOA setzte mit DIE HAPPY auf einen zugkräftigen Headliner, litt aber unter enormen Anlaufschwierigkeiten und mangelndem Besucherzuspruch.

Im Gegensatz zur ersten Auflage im vergangenen Jahr setzte der Veranstalter mit den Ulmer Chartrockern DIE HAPPY diesmal auf einen potenziell zugkräftigen und namhaften Headliner, was einerseits ein überregionales Flair ins brandenburgische Birkenwerder brachte, andererseits natürlich auch die Ticketpreise in die Höhe trieb. Zum geplanten Beginn gegen 16.15 Uhr fand sich dann auch noch ein zahlenmäßig recht überschaubares Publikum ein, was aber bei stark auf den Headliner ausgerichteten Festival Line-ups noch nicht unbedingt als Grund zur Beunruhigung betrachtet werden musste.

Dass sich dann allerdings wegen dringend notwendig gewordener Bühnen-Umbauarbeiten infolge nicht eingehaltener Sicherheitsbestimmungen seitens des Bühnenbauers der Festivalbeginn um gut zweieinhalb Stunden verzögern sollte und der Auftritt von Acts wie ECHOLADE, CALAITA oder LENA somit letztlich ganz gestrichen werden musste, trug logischerweise erst recht zu latent auszumachenden atmosphärischen Störungen unter den Besuchern und Bands bei.

Mit vereinten Kräften und insbesondere mit nimmermüder Unterstützung zahlreicher jugendlicher Helfer des Jugendfreizeithauses C.O.R.N. gelang es schließlich doch noch, die Sicherheitsanforderungen der Bühne zu gewährleisten und somit das Festival zu retten, laut Veranstalter Alexander Denk war gar die Absage des kompletten Festivals zwischenzeitlich in Betracht gezogen worden.
Unglücklicher hätte dieses mit viel Leidenschaft und großen ehrenamtlichen Anstrengungen organisierte Festival nun wahrlich nicht beginnen können.

Nach diesem ganzen Wirrwarr betraten gegen 18.45 Uhr dann CORLEEMAD die große, Sängerin Cora Lee fast verschluckende Bühne und sorgten mit ihrem soliden Rock dann endlich auch für die ersten Live-Töne an diesem Tag, zu denen dann passenderweise vorübergehend auch noch die ersten Regentropfen fielen.
Infolge der Verzögerungen mussten die Sets der vor DIE HAPPY auftretenden Bands natürlich ziemlich gekürzt werden, doch davon ließen sich weder die momentan ja äußerst gut durchstartenden Berliner Rocker von POOLSTAR noch die aus Koblenz angereisten Crossover-Jungs von BLIND, die mit enormer Spielfreude und einem wahren blasting Soundorkan für die bis dahin beste Stimmung sorgten, beirren und ließen langsam aber sicher ein angemessenes Festival-Feeling aufkommen.



Eindeutig mit zu den Gewinnern des Festivals zählten mal wieder die knuffigen FUZZY CASINO aus Berlin, die mit ihrem absolut festival- und partykompatiblen, einfach fulminant nach vorne preschenden Beat- und Powerpop für eine verhältnismäßig ekstatische Stimmung sorgten, kurzerhand Auszüge von Weezer- oder Jack Johnson-Songs in ihre funkensprühende Stücke integrierten, mit augenzwinkernd-arroganter Attitüde gelegentlich fast an die Gallagher-Brüder erinnerten und auch mit einigen dezent abgelassenen Spitzen in Richtung des Headliners nicht geizten. Überraschenderweise wurden ihnen dann glatt noch zwei Zugaben eingeräumt, danke dafür!!

Zum Headliner DIE HAPPY kann man ja nun stehen, wie man will, dass es sich bei ihnen um eine fabelhafte Liveband handelt, kann ihnen nun wirklich niemand absprechen. Und so legten die Jungs um Power-Frontfrau Marta Jandova nach einem kurz angerissenen ‚Boys Of Summer‘-Cover (Don Henley) mit ‚Supersonic Speed‘ und mächtigem, erstklassigem Sound (wie er übrigens zuvor bei allen Bands zu konstatieren war) standesgemäß vehement los, ließen sich zu keiner Zeit den etwas mauen Besucherzuspruch anmerken und boten von Anfang an ein hoch professionelles und leidenschaftliches, extrem Fan-zugewandtes Set, schließlich waren viele Besucher ja auch nur ihretwegen angereist.
Natürlich gehörten zum Set Stücke des kommenden neuen Albums, darunter die aktuelle Single ‚Big Big Trouble‘, aber auch ein drei Song starker, gefühlvoll-melancholischer Akustik-Block wurde zwischendurch eingeschoben, bevor dann mit großer Spielfreude schnell wieder rockigere Klänge zu ihrem Recht kamen und mit ‚Killing In The Name Of‘ gar eine Rage Against The Machine-Reminiszenz kurzzeitig für kollektive Ausgelassenheit sorgte.



Kurz vor Mitternacht endete schließlich ein absolut sympathisches und energiegeladenes Set der Ulmer und damit auch ein Festival, das äußerst unglücklich und etwas chaotisch begann, aber trotz aller Probleme dank der aufopferungsvollen Bemühungen aller an der Organisation Beteiligten eine angenehm entspannte und freundliche Atmosphäre verströmte und nicht zuletzt aufgrund des professionellen Verhaltens der Bands auch für die insgesamt ca. 400 Besucher letztlich noch einen einigermaßen versöhnlichen Abschluss fand. Freuen wir uns also ruhig auf eine dritte Auflage des BOA im nächsten Jahr.

Festivalfotos in Kürze auf:
www.open-air.net

Fotos: © FUZZY CASINO, DIE HAPPY
Autor: [EMAIL=thomas.stern@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]

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