Der BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB ist eine Institution in Sachen Rock’n’Roll. Man kann es drehen und wenden, wie man will, aber an ihnen kommt niemand vorbei. Entsprechend voll ist am Abend des 4. Mai das ausverkaufte Astra Kulturhaus. Alle waren gekommen, um die Band zu sehen und natürlich auch, wie sich LEAH SHAPIRO macht, die seit 2008 NICK JAGO an den Drums ersetzt.
Um kurz vor 22 Uhr tritt das Trio endlich in Erscheinung und spielt von Beginn an energisch drauflos. Die blonde SHAPIRO blickt mindestens genauso finster wie ihre Mitstreiter, die wie gewohnt fast den ganzen Abend über in erster Linie die Musik sprechen lassen. Die Lady hat sich sich offensichtlich gut in die Songs eingearbeitet und es gelingt ihr, an Vorgänger JAGO anzuschließen.
Das Titelstück der aktuellen Platte Beat The Devils Tattoo heizt auf und macht Lust auf Mehr. Die Band verwöhnt die Berliner zudem mit mehreren der überaus beliebten Songs ihres Erstlings, ‚Red Eyes And Tears‘ zum Beispiel. Aber auch die neuen Stücke wie ‚Bad Blood‘ wissen zu gefallen, auch wenn die meisten weitaus grollender und getragener sind, das testosterontriefende ‚Aya‘ etwa, bei dem die Band fast so eine Stimmung erzeugt, wie es anno dazumal wohl THE TROGGS mit ‚Wild Thing‘ taten.
So kurz nach dem 1. Mai passt ‚Berlin‘ natürlich bestens (wo und wann besser?), war doch Rock das Medium, bei dem die Jugend zu sich selbst fand. Aber auch einige der Howl-Songs werden performt und kommen bestens an. BEEN spielt das neue balladeske ‚Long Way Down‘ am Klavier und gibt in der ersten Zugabe ‚Mercy‘ leider ganz allein, ohne HAYES‘ Mundharmonika.
Nach langen Gitarrensoli und konsequentem Rock hinterlässt die Band das Publikum nach zwei Stunden mit dröhnendem Schädel in die Nacht.
Zusatz:
Belohnt wurden diejenigen, die nach 2 Stunden schweißtreibendem Spektakel noch nicht zu müde waren. Die Setlist hatte ja schon einiges zu bieten (B-Seiten, Seltenes wie ‚Awake‘, ausschweifende psychedelische Exkurse…), aber damit nicht genug. Nach einer einstündigen Zugabe wurde das Herz abermals beglückt und die Ausdauernden mit dem Grande Finale belohnt: Der reguläre Abend wurde mit einer alternativen, eindringlichen Version von ‚Open Invitation‘ beschlossen. Das Licht ging aus und schnurdünne, grüne Laserbündel schossen von der Bühne in Richtung Publikum. Eine magische Atmosphäre begleitete den musikalischen Abschluss des Konzertes. Wenn man sich umdrehte und den Blick der Band einnahm, sah man die „Jünger“ mit grünen Punkten markiert.
Nun schien es doch, als müsste man schweren Herzens Abschied nehmen von etwas, dass die Blaupause eines perfekten Konzertes gewesen war. Doch anscheinend konnte auch ROBERT BEEN nicht so schnell Lebewohl zum Berliner Publikum sagen. Mit geschulterter Akustikgitarre begab sich der Bassist (der auch einen Großteil der Show gestemmt hatte) in den Garten des Astra Kulturhauses. Die paar Übriggebliebenen durften also noch das Sahnehäubchen schmecken. BEEN spielte im Kreise der Zuhörer den DYLAN-Song ‚The Lonesome Death of Hattie Carroll‘ und stimmte danach den Howl-Klassiker ‚Sympathetic Noose‘ an, als ihm doch glatt eine Saite riss. Kurzes Gekicher und der Song wurde von neuem begonnen, bevor erneut eine weitere Saite abriss.
Zum Unglück gesellte sich das Glück hinzu, denn mit nur noch vier Saiten blieb die Auswahl der Songs begrenzt und zu aller freudiger Überraschung bekamen die Andächtigen PULPs ‚Common People‘ zu hören. Ein absolutes Highlight bis dahin! (Hörprobe unter: Robert Been – (Pulp Cover, 4.5.10, Berlin)) Dann noch ‚Rifles‘ durch die doch sehr kühle Nacht gesungen und schließlich und endgültig verabschiedet mit dem Über-Song ‚The Line‘! Fantastisch!!!!
Autorin: Alexandra Wolf
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Foto: © BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB