Süßliche Einfalt.
Ende April und die Kirschblüten blühen in Berlin. Am heutigen Abend sind es BLIND TERRY und ihr Support SOLANDER aus Schweden, die das Veranstalterkollektiv von Let’s Kiss and Make Up auf die Bühne des Bang Bang Club motivierten. Let’s Kiss and Make Up, die sich laut ihrer Myspace-Seite letzten Winter aus den beiden „Popenthusiasten“ p!o!p kombinat berlin und Pop Assistants zusammenschlossen, erfreuen das Berliner Publikum in regelmäßigen Abstand mit schönen Indiepop-Abenden, die neben DJ-Formationen immer wieder feine Gruppen der Twee/Dream/Indie/Shoegaze-Poplandschaft hervorbringen.
Dass man dabei nicht wahrsagen kann, wie eine Band den ihnen gewidmeten Abend gestalten wird und wie begeistert daraufhin die Rezeption erfolgt, ist selbstverständlich und führt zu einer Neugier auf BLIND TERRY, die sich bereits 2002 in akustischer Form konstituierten und von welchen der Musikkonsumierende dennoch nicht ohne Mühe an mehr als zwei Songs gelangt. Diese bedeuten zwei feine, luftige Popstücke, die viel versprechen und so eine nicht kleine Anzahl von Besuchern in den Club unter den S-Bahn Brücken locken.
Die musikalische Formation BLIND TERRYs besteht aus Sängerin Kristina am Piano, einem zusätzlichen, sporadischen Sänger neben Bass, Gitarre, Schlagwerk und Bläsern. An jenem Abend Ende April sind BLIND TERRY harmlos. Zunächst aufmerksam, dann immer träger sickern die gleichförmigen Melodien in die stickige Luft und geben vorderhand nicht zu mehr als der Frage Anlass, welchem 70er-Jahre Grand Prix-Star Kristina am ähnlichsten sieht. Deren leichte Blondwelle umschleiert müde wirkende Kajalaugen, die sich einmal zu einem faulen Duett mit dem Co-Sänger aufraffen: „Are you leaving?“ – „Yes I’m leaving“ und trotz mehrmaliger Wiederholung scheint das für keine der beiden Parteien von elementarer Bedeutung. Ein Schlagabtausch, der eher einem Achselzucken gleicht, ansonsten eher abweisend als schüchtern vor sich hinrinnt.
Es gibt eigentlich einige schöne Klänge zu hören in BLIND TERRYs Repertoire, leider werden diese geschmälert von dem sie umgebenden, gleichförmigen Wulst, resultierend in einer Belanglosigkeit, resultierend wiederum in der unbeantwortet bleibenden Frage, worin der Antrieb besteht, aus dem heraus diese Stücke entstanden.
Wenn im Frühling die Kirschbäume blühen, tauchen ihre Blätter den Asphalt nach und nach in pinke Scheckigkeit, rosa Lichtblicke, wie von einem verliebten Mädchen gesetzt, schmücken das Grau und das Braun eines Weges. BLIND TERRY sind nicht wie diese Blätter. Viel eher schon der Luftzug, der die Zierde von einem Stein zum nächsten weht. Weniger essentiell zwar, dabei aber genauso substanzlos.
http://www.myspace.com/blindterry
http://www.cloudberryrecords.com
http://www.myspace.com/letskissandmakeupberlin
http://www.myspace.com/solandersweden
Autor: [EMAIL=lisa.forster@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Lisa Forster[/EMAIL]