BLONDE REDHEAD, DEVASTATIONS + SMOOSH am 08.04.2008 in der Maria am Ostbahnhof


Herzerwärmender Pop und Noise beim Intro Intim in der Maria.



All denjenigen, die das New Yorker Kult-Trio BLONDE REDHEAD im vergangenen Jahr anlässlich der Veröffentlichung ihres wunderbaren Albums 23 beim Gig im Postbahnhof verpasst hatten oder im November bei ihrer Supportshow für Interpol in der Columbiahalle gar erstmals auf die Band aufmerksam geworden waren, bot sich beim exklusiven Deutschlandkonzert im Rahmen des Intro Intim nunmehr also eine weitere Chance, sich von der Klasse bzw. den Live-Qualitäten der Band zu überzeugen.

In der gegen kurz nach Neun schon bestens gefüllten Maria war es den erst 14 bzw. 16 Jahre alten, einst von Death Cab For Cutie-Drummer Jason McGerr entdeckten wahrlich noch blutjungen Schwestern Chloe und Asja – bei einigen Songs zudem am Bass unterstützt von ihrer mit unglaublichen 12 Jahren gar noch jüngeren Schwester Maia – von SMOOSH aus Seattle vorbehalten, den Auftakt dieses wie immer ideenreich und geschmackvoll zusammengestellten Intro Intim Line-ups zu bestreiten.

Der Auftritt von SMOOSH zeichnete sich quasi per se durch den schüchtern-unbekümmerten Charme der Protagonistinnen aus, die aber mit Fortschreiten des Sets und vor allem der engagierten Performance der erfrischend enthusiastisch und durchaus virtuos drauflos trommelnden Chloe und der kraftvollen Stimme von Keyboarderin Asya die anfänglich noch vorherrschende Verwunderung über das ungewohnt jugendliche Alter lässig und schnell vergessen machten. Nicht nur mit der fabelhaften aktuellen Single ‚Find A Way‘ und dem Bloc Party-Cover ‚This Modern Love‘ schafften sie es schließlich, das dankenswerterweise interessiert vor der Bühne ausharrende Publikum auf ihre Seite zu ziehen.

Die als zweite Band des Abends angetretenen drei Exil-Australier von den DEVASTATIONS sorgten dann nicht nur aufgrund ihres an den jungen Nick Cave gemahnenden coolen Rock’n’Roll-Äußeren, sondern in erster Linie natürlich mit ihrem mittels eines ungemein mächtigen, gitarrenverzerrten und effektverliebten Sounds auf die Bühne geblasenen getragenen Düster-Blues für den größtmöglichen Kontrast zum vorangegangenen verspielt-folkigen Indiepop Marke SMOOSH. Über knarztrockenem Bass/Schlagzeug-Fundament erhob sich ein ums andere Mal eine herrlich ohrenbetäubend bohrende, verzerrte Gitarre, die ebenso zur durch Mark und Bein gehenden Intensität und zum Reiz des Auftritts beitrug wie die die zweite Sethälfte dominierenden, etwas transparenter gehaltenen und rhythmuslastigeren Songs ihres aktuellen Albums Yes, U.

Mit ihrem 2007 erschienenen großartigen, inzwischen auch schon siebenten Album 23 setzen die New Yorker von BLONDE REDHEAD, deren stilistischer Ansatz auf ihren ersten Veröffentlichungen Mitte der 90er noch von deutlich experimentellerer und rauerer Couleur in offensichtlicher Nähe zu ihren großen Vorbildern Sonic Youth geprägt war, konsequent ihren seit einigen Jahren mehr und mehr eingeschlagenen Weg in Richtung eines mit Versatzstücken aus Noise und Postrock versehenen sphärischen Pop fort, der insbesondere live mittels einer gleichermaßen atmosphärischen wie dynamischen Dichte sowie der sympathisch zurückhaltenden, gleichwohl aussdrucksstarken Performance seiner Protagonisten stets eine ganz spezielle Intensität entfaltet.

Und so begannen Sängerin und Keyboarderin/Gitarristin Kazu Makino und die Zwillingsbrüder Pace an Drums und Gitarre auch beim Auftritt in der Maria gewohnt zurückhaltend mit zunächst eher atmosphärisch dichten und leicht poppigen, mit von den charakteristischen, gehaucht-hohen Vocals bestimmten Stücken vom aktuellen Album, ehe Kazu im Sinne einer kurzweilig konzipierten Live-Dramaturgie vom Keyboard auch immer wieder an die Gitarre für hier und da eingestreute Songs aus ihrem früheren, deutlich minimalistischer und experimenteller ausgerichteten Werk wechselte und sich dann doch ein fast schon etwas allzu einlullender (Live-) Wohlklang ausbreiten sollte.

Allerdings wurden auch die beiden stärksten Songs von 23, ‚Spring And By Summer Fall‘ und der das Album eröffnende Titetrack ’23‘, in der Mitte des Sets mit einer derart raumgreifenden und dynamischen Wucht hintereinander weg serviert, dass auch die ansonsten so verhalten agierende Kazu samt umhängender und zu bearbeitender Gitarre angesichts des erzeugten und augenscheinlich auch auf die Besucher überspringenden Drives mehr und mehr mit wild wehenden Haaren ins – für ihre Verhältnisse – ekstatische Tänzeln geriet. Nach einer guten Stunde verließen die Drei mit einem leisen „Thank You“ sympathisch winkend die Bühne, um schließlich im Zugabenteil noch einmal die ganze Bandbreite zwischen sphärischem (Noise-) Pop und kantigem No Wave abzudecken.
Ein gewohnt intensiver Auftritt inkl. einiger – weniger – Längen vom New Yorker Trio, der einen nach einem insgesamt wieder einmal rundum ansprechenden und unterhaltsamen Intro Intim-Abend gut gewappnet, da herzerwärmt in die viel zu kalte Nacht entließ.

www.intro.de
www.blonde-redhead.com
www.myspace.com/blonderedhead
www.devastations.net
www.myspace.com/devastations
www.smoosh.com
www.myspace.com/smooshtheband

Foto © intro
Autor: [EMAIL=thomas.stern@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]

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