Oh but we go out at night.
Der RGB-Farbraum (Rot-Grün-Blau) ist ein Maßraum, in dem eine (vom jeweiligen Zweck definierte) Untermenge aller wahrnehmbaren Farben durch drei Koordinaten „Rot“, „Blau“ und „Grün“ definiert wird. Die Erklärung klingt kompliziert, das Rot-Grün-Blau-Schema an sich ist jedoch denkbar simpel. Und genau das bringt auf den Punkt, was die drei kanadischen Bandmitglieder von BORN RUFFIANS über ihren eigenen Sound immer wieder gerne in Interviews sagen: „Unsere Musik ist die einfachste Form von Komplexität, und die komplexeste Form von Einfachheit.“ Pardon? Doch, irgendwie liegt eine ganze Menge Wahrheit in diesem Satz, der zunächst so klingt, als wäre er von cleveren PR-Managern erdacht.
Im Gegensatz zu ihren Torontoer Nachbarn aus der Arts&Crafts-Gang um Broken Social Scene und Konsorten ist ihr Aufgebot denkbar bescheidener: Statt einer Vielzahl an Musikern, Gastsängern und Instrumentenüberfluss gibt es bei BORN RUFFIANS nur drei ehemalige Schulfreunde, eine Gitarre, einen Bass und ein Schlagzeug. Die Melodien auf Red, Yellow & Blue gehen vom Ohr direkt über die mitsummenden Lippen in die wippenden Beine. Die Texte bewegen sich zwischen pubertären, trivialen Gedanken und dem Abtauchen ins Reich der Poesie und des Gegenstandslosen (Warum ist Track 2 bloß nach der Weißwangen- oder Nonnengans benannt?), das die Band in allen Bereichen schätzt – sind sie doch Verehrer der abstrakten Kunst. Und wenn Sänger Luke LaLonde weder Adoleszentenwahrheiten noch innere Wesensschau in den Sinn kommen, gibt er mit seiner jugendlich-quäkenden Stimme eben einfach nur Worte oder Laute von sich, die wunderbar mit der energetischen Gitarre seines Cousins Mitch deRosier harmonieren.
Red, Yellow and Blue wurde von Rusty Santos produziert, der den experimentellen Sound von Animal Collective prägte, auch wenn die Band sich eher im Bereich des Pop beheimatet sieht. Von der ehemaligen Schülerband haben es Luke, Mitch und Steve weit gebracht, auch mit Hilfe von Radiohead, die sie als immerwährende Referenz anführen. Mit Liedern, die mal nach Devandra Banhart klingen (‚Little Garçon‘), manchmal gar wie Supertramp (man vergleiche ‚Badonkadonkey‘ mit ‚Take A Look At My Girlfriend‘) und öfter auch wie Vampire Weekend, sind sie nicht zu unterschätzen. Red, Yellow & Blue wurde bisher nicht der Hype zuteil, der die New Yorker über Nacht zu den Lieblingen der Musikredakteure dieser Welt machte. Doch mit Letzteren spielen die Torontoer Kunstliebhaber ohne Zweifel in der selben Liga. Wer das immer noch nicht glauben mag, kann sich davon demnächst im Berliner Bang Bang Club überzeugen.
BORN RUFFIANS live im Bang Bang Club am 08. Juni (Support: BEN HAMILTON)
BORN RUFFIANS
Red, Yellow & Blue
(Warp/ Rough Trade)
VÖ: 23.05.2008
www.bornruffians.com
www.myspace.com/bornruffians
Autor: [EMAIL=sandra.wickert@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Sandra Wickert[/EMAIL]