Breezer – AISIS – The Lost Tapes Vol. 1

Das war abzusehen. Nachdem bereits Künstlerinnen wie HOLLY HERNDON einer KI ihre Stimme liehen, erscheinen jetzt täuschend echte Fakesongs, die die jeweiligen Sänger nicht beauftragt haben. Die britische Band BREEZER hatte wie so viele Fans zuvor keine Lust mehr, darauf zu warten, dass sich die GALLAGHER-Brüder mal wieder einig sind. Sie wollten ein neues OASIS-Album, das bitteschön auch so klingen sollte, wie die Überalben der 90er. So machten sie sich ans Songsschreiben. Gut, das wäre erstmal nichts besonderes, schließlich gibt es nicht nur einige Oasis-Coverbands sondern auch etliche Musiker, die den einstigen Britpop-Stars nacheifern wollen. Doch dann fütterten sie mit LIAMs Gesang eine KI, inspiriert von JEK SPEK. Das Ergebnis ist ein Album aus acht Songs, bei dem man im ersten Moment seinen Ohren nicht traut. Heißt es nicht schelmisch: The Lost Tapes?

Das Album startet mit Meeresrauschen und daraus taucht irgendwie Liam zu Synthies auf. Oder nicht? Doch irgendwie schon! Denn dann rast die E-Gitarre los. „Out Of My Mind“ klingt tatsächlich wie die alten Oasis! Da sind die unkonkreten, zeitlosen Lyrics, die poppigen Melodien, die Rock-Gitarre. Das Experiment ist erstaunlich gut gelungen.

„Time“ geht fulminant weiter und man erkennt langsam, wie das funktioniert: Besonders beliebte Worte von Liam wie „away“ oder „time“ funktionieren prächtig. Doch sie werden nicht gesampelt, sondern gewissermaßen von der KI erlernt, um sie tatsächlich in anderen Tonhöhen zu „singen“. Das klingt in „Time“ authentisch, in „Forever“ eher nach einem lispelnden zu jungem Liam oder Betrüger. Das Ganze wird genau wie die Gitarren mit ordentlich Reverb durch Filter gejagt.

Man muss Breezer ein Lob aussprechen. Oasis-Kopien wie „Alright“ sind großartig. „Coming Of Age“ ist ein toller Indierocker, aber ein wenig zu krachig für Oasis geraten. „Bittersweet“ ist ein schöner Popsong, der wie der Name schon sagt, eher nach THE VERVE („Bitter Sweet Symphony“) klingt als nach Oasis.

Wenn man bedenkt, dass Breezer bereits Vol. 2 in der Hinterhand haben, also noch mehr Songs, ist jetzt schon klar, dass das Schule machen wird. Bisher waren es DJs und Mischer, die durch Sampling und Verzerrung mit den Stimmen anderer spielten. Jetzt ist die Katze aus dem Sack und jeder kann sich schon bald umsonst einen Song wie von seiner Lieblingsband aus dem Computer holen. Die KI wird auch das Songschreiben und -spielen lernen. Zwar hatten schon KRAFTWERK mit Computerstimmen herumgewerkelt („Die Roboter“), doch war bisher die eigene Stimme doch das Kapital von Sängern. Diese dürfte schon bald den KIs gehören.

 

Breezer
AISIS – The Lost Tapes Vol. 1
(Selbstvertrieb)
VÖ: 14.04.23

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