Brockbeats – Ingenuity – The Noam Chomsky Music Project

Der japanische Lofi-HipHop-Producer BROCKBEATS hat ein paar Monate seit seinem letzten Album eine Mini-EP für den Philosophen Noam Chomsky herausgebracht. Er reiht sich damit ein in eine Reihe von bereits über 15 Electro-Musikern, die sich aus der Deckung wagten, um dem linken Intellektuellen ihre Ehre zu erweisen. Zusammengeführt hat sie z.T. erneut der Journalist Ian Urbina.

Während der deutsche Auslandspublizist Jürgen Todenhöfer jetzt mit einer eigenen Partei versucht, Politik zu machen, politisiert der Amerikaner Urbina das Meer und die Musik. Vor etwa einem Jahr begann er an die 100 Musiker und Bands für die Instrumentierung seines Werks The Outlaw Ocean (2019) zusammen zu bringen. Es fusste auf seiner gleichnamigen Artikelserie von 2015 und behandelte die Gesetzlosigkeit auf hoher See. Illegale Fischerei, das Abschlachten großer Meerestiere, moderne Sklaverei und Piraterie waren die Themen des investigativen Reporters, der schon auf der halben Welt herumkam. Unter den Künstlern, die für seine Artikel, Bücher und Dokus warben, waren größere Namen wie die Triphop- und Elektroband I MONSTER oder die Lofi-HipHopper IDEALISM und EL BúHO. Auch Brockbeats hatte sich hier bereits mit der EP Sibuyan Sea beteiligt.

Das neue Projekt versammelt eher kleinere Künstler, die mit ihren instrumentellen Stücken Reden Chomskys unterlegen. Vielleicht hatte Urbina die Idee dafür von AKIRA THE DON, der schon seit Jahren Intellektuelle und die, die sich dafür halten, auf seiner Lofi-Musik zu Wort kommen lässt, unter anderem auch Chomsky. Während sich etwa Kollege SHUJA RABBANI mit seinem Beitrag The Great Reset (sechs Tracks) mit dem internationalen Rechtsruck und ihren Verschwörungsideologien auseinandersetzt, zeigt Brockbeats Chomskys Freiheitskonzept.

Auf „More Silence“ erklingt eine nachdenklich langsame E-Gitarre zu dem typischen tickenden Beats. Natürlicher Freiheitswille, Gewissens-, Informations- und Redefreiheit sind von je her Themen Chomskys. „Ingenuity“ fußt dagegen auf einer sonnigen Pianomelodie zu Beatticken. Hier geht es um Kreativität und Brockbeats versetzt den Redentext so, dass er noch zu verstehen ist.

Das gesamte Projekt ist ein schönes Signal: Eine neue Generation hat Chomskys Anarchismus für sich entdeckt. Der Linguist und Historiker wurde in der Vergangenheit von den Nu Metallern RAGE AGAINST THE MACHINE interviewt und auch die Punker NOFX bekannten sich zu ihm („Franco Un-American“). Nach dem Hype um Hörbücher kommt ja vielleicht jetzt ein Hype um Philosophie-Musik auf?

 

Brockbeats
Ingenuity
(Synesthesia Media)
VÖ: 03.09.21

Brockbeats auf Soundcloud

www.thenoamchomskymusicproject.com

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