BROKEN SOCIAL SCENE – Forgiveness Rock Record


Unsere Flucht treibt uns in eure Arme.



Der stetige Zuwachs und Abgang in der Mitgliedschaft des Riesenkollektivs von BROKEN SOCIAL SCENE bedeutet gleichsam eine größere Intensität an Gefühl. Es geht um das Herz als einziger Kleinod auf der Welt, dessen Größe Ausschöpfungsgegenstand für die Mitglieder um Brendan Canning und Kevin Drew bedeutet; seit 2001, als das erste fast gänzlich instrumentale Album veröffentlicht wurde. Es war der Gitarrist Joseph D’Agostino von Cymbals Eat Guitars, der das auf dem zweiten Album (You Forgot It In People) erschienene Lied ‚Shampoo Suicide‘ als ein paradigmatisches Werk für Emotion, Wärme und Menschlichkeit bezeichnete, dabei „without a single fucking word“ auskäme.

Die Antwort nun auf die hohen Erwartungshaltungen der Rezipienten ist der Größenwahn einer Forgiveness Rock Record, ein Titel als Peitsche für die sowieso schon schnaubenden Stiere vielleicht. Es wäre nun sicherlich einfach zu konstatieren, dass diese Anmaßung vollkommen berechtigt ist, dass dieses Album ein exemplarisch schönes Werk bedeutet, divers und manchmal ganz schön poppig, dabei immer zu verstrickt, um von nur kurzweiligen Verliebtheiten in lästige Exliebhabende abzudriften. Das stimmt zwar. Auffallend ist aber auch eine andere Eigenart des Werkes, es ist ein in sich gekehrter Idealismus, eher lyrisch als musikalisch ausgedrückt und somit im Gegensatz stehend zu dem Hymnischen, das sich so oft heranschleicht an das Toronter Kollegium.

„We got a minefield of crippled affection/ All for the borrowed mirror connection/ That’s why I’m leaving this spoken detention/ I’m a romance addict so that I can confess that/ I get world sick every time I take a stand.“ Narrativer Eskapismus, der dann plötzlich auch zu den instrumentalen Schlieren passt, zu Stimmwechseln, Abdriften, Echomansarden.

Ein absurdes Ende der narrativen Linie bietet dann lediglich der letzte Titel ‚Me And My Hand‘. „Me and my hand/ Have been togehter since I was born/ Me and my hand/ My true best friend.“ Die Verneinung von weltlicher Affektivität trägt als Resultat nicht unbedingt nur eine Zuflucht in eine romantisierte Innenwelt in sich, sondern bedeutet eine Flucht auch vor dem Pathos. Gleichzeitig enthält ‚Me And My Hand‘ aber auch eine schmeichlerisch fragile Liebeserklärung, und letztendlich klingt so auch das Davonlaufen vor den Erwartungen beispiellos reizvoll.

Popmonitor präsentiert: BROKEN SOCIAL SCENE am Montag, 24.05.2010 live in Berlin/ Kesselhaus

BROKEN SOCIAL SCENE
Forgiveness Rock Record
(City Slang / Universal)
VÖ: 30.04.2010

http://www.brokensocialscene.ca
http://www.myspace.com/brokensocialscene
www.cityslang.com

Autor: [EMAIL=lisa.forster@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Lisa Forster[/EMAIL]

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