BUMA ROTTERDAM BEATS & BLOWN AWAY – Ein musikalisches Wochenende in Rotterdam… (Teil 2)


Der zweite Teil des großen Poptravel-Berichts aus Rotterdam…

POPTRAVEL. Unter diesem Namen berichten wir in unregelmäßigen Abständen von außerhalb Berlins, ja: außerhalb Deutschlands. Porträts, Interviews, Konzert- und Festivalberichte im berühmten Blick über den Tellerrand…

Hier gelandet, ohne ein Wort über BUMA ROTTERDAM BEATS gelesen zu haben?
Bild: Friedrich Reip

Schnell wird deutlich, dass es nicht auf eine Nebeneinander, sondern auf ein Miteinander geht. ROGER MARTINEZ eröffnet das Hauptprogramm gemeinsam mit drei Bläsern der Philharmoniker, die zunächst Figuren über den düster pulsierenden Sphären des DJs malen, ehe diese durch einen gewaltigen Beat aufgebrochen werden, der den winzigen Dancefloor vor der großen Bühne in wenigen Minuten füllt. Ein famoses Vorspiel, nicht zuletzt weil der 4D-Sound früh am Abend perfekt ausgesteuert ist. Dieses Glück ist den eigentlich als Höhepunkte des Abends programmierten Aufeinandertreffen der Philharmoniker in Komplettbesetzung mit faszinierenden Electro-Acts wie STIMMING oder SECRET CINEMA nicht beschieden: Gerade die feinfühligen Passagen der Klangwelten ertrinken ein ums andere Mal in der prächtigen Stimmung des Publikums. Das berauschte Festival-Flair gerät dem künstlerischen Herzstück von BLOWN AWAY zum Verhängnis.

Was nicht heißen soll, dass man hier keinen Spaß haben könnte! In der Nebenhalle steht eine kleine Bühne für Live-Musik und Tanz-Performances, gegenüber sind neben einem Silent Disco-Glaskasten mehrere Container aufgereiht, die in Artfilm-Mini-Kinos oder Gewächshäuser verwandelt wurden. In einem offiziell für zwanzig Besucher angelegten Disco-Container feiern mehr als doppelt so viele Menschen und ein überlebensgroßes Gummi-Krokodil die Party ihres Lebens. In einer langen Halle am Rande schließlich gibt es fantastisches Essen von acht lokalen Gastro-Betrieben, etwa frische Meerestiere, Saté- und Köfte-Sandwiches, Antipasti-Boxen oder natürlich holländische Pommes.

An Vorstellungskraft hat es BLOWN AWAY also nicht gefehlt. Gerade aber weil die Idee so faszinierend und die Resonanz so groß ist (das Festival war mit rund 5.000 Gästen ausverkauft), wird man an der technischen Reaslisierung noch gewaltig feilen müssen. Das mag ein schwieriger Prozess werden – eine neue Location? weniger Tickets? unterschiedliche Etiquetten in den verschiedenen Sälen? – doch der enorme Reiz der Sache sollte die Mühe allemal rechtfertigen.

www.blown-away.nl

Übernachtung:

Einen famosen Blick auf die 800 Meter überspannende Erasmus-Brücke, die in den Südteil der Stadt führt, bieten die Zimmer des Inntel-Hotels am Leuvehaven. Besonders für BLOWN AWAY liegt das Hotel günstig, denn zum Anlegesteg des Boot-Zubringers sind es nur wenige Schritte. Und denn sollte man unter keinen Umständen verpassen: An Bord verteilten Tänzerinnen in Gummistrumpfmasken und Pelzjacken zu R’n’B-Klassikern klebrige Marshmallows.



www.inntelhotelsrotterdamcentre.nl


Und sonst so:

Die für Touristen gedachten Innenstadt-Faltpläne enden mit dem Hauptbahnhof im Norden – doch wer sich, sozusagen planlos, weiter vorwagt, stößt in der Gegend nördöstlich der Gleise auf allerlei Wunderbares: irre Street Art, ein Nachbarschaftsprojekt mit gemeinsamen Kleinbeeten (www.nuhier.org) oder die Galerie/Shop/Café-Combo Roodkapje. Flaggschiff des Kiezes ist aber das Bird im Hofbogen unter den Gleisen. Von Inhaber Philip Powell am Ort eines ehemaligen Nachtclubs geführt, in dem sich einst seine Eltern kennen lernten, ist das Soul-Café, in dem auch THE ROOTS schon am DJ-Pult standen, Symbol für Tradition und Selbsterneuerung Rotterdams gleichermaßen. Gut essen kann man hier obendrein.

www.bird-rotterdam.nl

Autor: [EMAIL=friedrich.reip@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Friedrich Reip[/EMAIL]

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