Christian Kjellvander & Band (SWE) | Donnerstag 21.03.24 | Frannz Club

Donnerstag 21.03.2024
Live:
CHRISTIAN KJELLVANDER (SWE)
– Bandkonzert –
+ Support:
SVANTE SJÖBLOM (SWE)

Einlass: 19.00 Uhr
Beginn: 20.00 Uhr
Tickets im Vorverkauf via Koka36
Online-Tickets im Vorverkauf via rausgegangen.de
Abendkasse: 25,00 Euro

Frannz Club
(Kulturbrauerei, Schönhauser Allee 36, Prenzlauer Berg, U Eberswalder Straße, Tram M10)

Von einem zarten Schleier des Halls umgeben, eröffnet uns CHRISTIAN KJELLVANDER mit seiner sanften Stimme die Tür zu seinem neuesten Werk „Hold Your Love Still“ (VÖ 03.11.23, Tapete Records) – sein erstes Soloalbum seit „About Love And Loving Again“ aus dem Jahr 2020existenziellen und umweltbedingten Spannungen, wandelt jedoch gekonnt zwischen Stoizismus und Optimismus. Er bereichert seine charakteristische melancholische Stimmung mit schwebenden Kompositionen in Dur, die jeden Song zu einem tiefgründigen Erlebnis machen. Jeder Song ist präzise und durchdacht – im Gegensatz zu den musikalischen Grenzüberschreitungen, die für seine letzten Werke prägend waren, vollzieht er nun eine bewusste Hinwendung zum Song. Die Texte sind voller natürlicher Bilder, subtiler Poesie und faszinierender Empathie. Dies ist die Arbeit eines erfahrenen Songwriters, der sich in Höchstform präsentiert.

Die Liebe, von der im Albumtitel die Rede ist, ist ein Zustand der Energie bzw. eine Konzentration von Gefühlen, eine schwer zu beschreibende Qualität jedenfalls, die er gelegentlich in unserer modernen Gesellschaft vermisst. Das erfrischende Eröffnungsstück „Western Hemisphere“ bestätigt, dass alles, was wir brauchen, bereits in unserer Nähe liegt; wir müssen nur lange genug stillhalten, um es zu erkennen. Das Stück feiert die Kraft der Natur und erinnert uns daran, dass das hohe Gras mehr Schönheit besitzt als der noch so sorgfältig gepflegte Rasen. Auch „Notes From The Drive Between Simat and Alcoi“ hat das in unserer Gesellschaft so verbreitete Streben nach Perfektion zum Thema. Es ist ein Reisebericht aus dem südöstlichen Spanien, inspiriert von atemberaubenden Tälern, einem Zisterzienserkloster und der beruhigenden Verzerrung eines ziemlich maroden Sound-Systems. Darin erinnert Kjellvander sich an einen Auftritt in Alcoi, einer Stadt, die in den Anfängen der Arbeiterbewegung im 19.Jahrhundert eine zentrale Rolle gespielt hat, auch wenn Streikposten ihre Stimme heutzutage nur noch im Flüsterton erheben. Kjellvander bringt seine Freude an zerklüfteten Landschaften, verwitterten Gemäuern und brummenden Lautsprechern zum Ausdruck und äußert zugleich seinen Protest gegen die schnurgeraden Linien und den sauberen Sound unserer kommerzialisierten Existenz. Unterdessen entwickelt sich das Stück von der Ballade zur Hymne.

In dem Song „Baleen Whale“ geht es um die Belastung durch die ständige Überflutung mit Nachrichten oder auch die fehlende Abgrenzung gegenüber den Problemen anderer Menschen. Christian zieht daher den Vergleich zu einem Wal, der unablässig Nahrung durch seine Barten filtert und schließlich strandet. Ein rumpelnder Bass und Schlagzeugbesen bilden das rhythmische Gerüst, während das zarte Piano und düstere Streicher einen melancholischen Hintergrund für Kjellvanders Geschichte bilden, bis schließlich ein unerwarteter Schwall aus hoffnungsträchtigen Akkorden den Refrain in ungeahnte Höhen hebt.

Im vierten Song des Albums, dem wunderschönen „Terns Took Turns“, webt Christian seine eigene Liebe in ein Liebeslied ein, in dem er sich mit Intimität und Verletzlichkeit auseinandersetzt. Er fängt in diesem Stück nicht nur den Moment der Hingabe an das überwältigende Gefühl der Zuneigung ein, sondern auch jene Nähe, die eine Kommunikation ohne Worte erst möglich macht.

Das sehr plastische, von einem stampfenden Rhythmus begleitete „Disgust For The Poor“ liefert eine schmerzhaft präzise Analyse des Kapitalismus, des Konsumismus und des fortgesetzten Kolonialismus. Gleichzeitig stellt es die Frage, ob wir ein ungerechtes System wirklich verändern können, während wir gleichzeitig all die Annehmlichkeiten genießen, die es uns bietet. In dem berauschenden und phantasievollen „On Wine And Jesus Christ“ verwirklicht Kjellvander dann ein lang gehegtes Vorhaben und erforscht seine Beziehung zum Alkohol, erinnert sich daran, wie er den Alkohol und wie dieser ihn benutzt hat. Ist es möglich, Alkohol zu genießen, ohne gleichzeitig seinen Gefährdungen zu erliegen?

Das Album erreicht seinen Höhepunkt in dem epischen und fesselnden Track „We Are Gathered“, der eine neunminütige Reise darstellt, die die Albumthematik geschickt mit Verantwortungsbewusstsein und Optimismus verbindet. Die Musik entführt den Hörer in einen hypnotischen Zustand, während die Melodien und Klänge sich zu einem beeindruckenden Crescendo entwickeln.

Mit dem abschließenden Song „Dream 2066“ präsentiert uns Christian Kjellvander eine beruhigende Vision einer möglichen Zukunft, die frei von Klimakatastrophen und den Fesseln des Kapitalismus ist. Seine tröstliche Stimme hinterlässt eine bleibende Botschaft über die Macht der Gemeinschaft und des Zusammenhalts.

www.christiankjellvander.com
www.facebook.com/ChristianKjellvanderOfficial

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