CIBO MATTO – Hotel Valentine


Soundtrack zu einem unsichtbaren Film.



15 Jahre haben CIBO MATTO ihre Fans auf ein neues gemeinsames Album warten lassen. Mit Hotel Valentine legen Miho Hatori und Yuka Honda nun ein ausgefeiltes Konzeptalbum vor. Die Musik – reifer, aber immer noch Cibo Mattos untergründiger Hip-Hop-Genre-Mix – liefert die Untermalung für einen Film, den es nicht gibt.

Mitte der 90er Jahre hätte sicherlich niemand geahnt, dass zwei japanische Mädchen, die sich in New York begegnen, die Musikwelt derart aus den Angeln heben würden. Das Debütalbum von Miho Hatori und Yuka Honda, Viva! La Woman schaffte 1996 allerdings genau das. Cibo Mattos – das heißt „verrücktes Essen“ – undefinierbarer Stilmix irgendwo im Äther zwischen Hip-Hop, Elektro und psychedelischem Pop traf den Zeitgeist, machte David Byrne und Lennon-Ono-Spross Sean auf sie aufmerksam. Kurz vor den Jahrtausendwende veröffentlichte die Gruppe ihr Zweitlingswerk Stereo * Type A, bevor sich die Bandmitglieder anderen Projekten zuwandten.

Die lange Auszeit hat Cibo Matto offensichtlich nicht geschadet, denn mit Hotel Valentine haben sie ein Konzeptalbum sphärischen Ausmaßes geschaffen, das seinesgleichen sucht. „Einige Zeit getrennt zu verbringen, hat uns unserer magischen Chemie, unserer magnetischen Verbindung bewusst werden lassen“, erklärt Yuka Honda den Zauber des langersehnten Albums. „Wir haben beide gemerkt, dass wir noch nicht fertig sind.“

Genauso geht es wohl dem Geist, um den es sich auf Hotel Valentine dreht. Wie der Soundtrack zu einem unsichtbaren Film verfolgt das Album die unruhige Seele, die durch die Gänge des Hotels geistert. Eine Vorliebe für einen roten Faden haben Cibo Matto ja bereits mit ihrem Debütalbum bewiesen, auf dem jeder Song von Essen handelte. Hotel Valentine geht jedoch noch darüber hinaus und strickt eine chronologische Geschichte, fast eine ausgereifte Storyline. Der Zuhörer wird am „Check In“ abgeholt und mit einem atmosphärischen Genre-Mix über zehn Tracks bis zum „Check Out“ geleitet.

Die Bandbreite musikalischer Einflüsse reicht dabei vom sphärischen Pop mit der klassischen Rap-Einlage („Deja vu“, „Housekeeping“) über rockige Elemente („10th Floor Ghost Girl“), Reggae-Sounds („MFN“) bis hin zu psychedelischen Klängen („Hotel Valentine“, „Lobby“) und Ambient-Träumereien („Check Out“). Hört sich wirr, verwirrend an? So muss es bei Cibo Matto auch sein – denn letztlich macht genau das den Sound dieser außergewöhnlichen Band aus.

Cibo Matto ist mit Hotel Vantine etwas Beeindruckendes und Seltenes gelungen: In 15 von Soloprojekten geprägten Jahren haben sich Miho Hatori und Yuka Honda weiterentwickelt – und konnten diese Reife nun problemlos in Cibo Matto integrieren, ohne die gewohnte Einzigartigkeit der Musik zu zerstören. Hotel Valentine ist eine Reise, eine Vision, ein Blick in Hatori und Hondas Kopfkino. Gleichzeitig ist es aber auch eine unbeantwortete Frage: „Is it real or is it dream?“

CIBO MATTO
Hotel Valentine
(Chimera)
VÖ: 11.02.2014

www.yeahbasicallycibomatto.com

Autor: [EMAIL=kathrin.tschorn@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Kathrin Tschorn[/EMAIL]

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