COLD WAR KIDS – Behave Yourself (EP)


Ein bisschen mehr „Ihr“.



Kreativer Überschuss rechtfertigt eine Prasserei von Ideen. Die Bedeutsamkeit der neu erscheinenden EP Behave Yourself hat ihren Ursprung in den Aussagen der Mitglieder der COLD WAR KIDS (oder der Plattenfirma). Sie wird hier in ihrer substanziellen Gewichtung zunächst mitnichten angezweifelt und führt zur Beäugung eines Ergebnisses, das am 19. Januar erscheinen soll.

Es gibt hier beschauliche Etappen, einen Opener mit sofort fasslicher Melodik, der im bewährten Mechanismus der Kinder des Kalten Krieges geschieht: Schlagzeugtakt, punktuelle Klavieranschläge. Dazu: der charakteristische Odem Nathan Willetts klanglicher Überpräsenz. Es gibt manche, die diese Stimme als „plärrend“ bezeichnen. Und wahrhaftig ist eine gewisse zudringliche Spürbarkeit unumstritten, aber auch Auslöser für ein Scheiden der Meinungen. So siegt sie im dritten Liede der EP (‚Santa Ana Winds‘), wo sie uns das Weghören versagt, einen anstrengenden akustischen Prozess für einige Sekunden konstruiert, bis gesangliche Expressivität wieder herabgesetzt wird, man selbst als Hörer sich in Entspannung wähnt, um diese just wieder zu demoliert zu sehen: Ruhe und Gefühlsüberdruss koaleszieren in ein stimmiges Gesamtbild.

Schwieriger gestaltet es sich dann im folgenden ‚Sermon vs. The Gospel‘, eine kleine Kantate beginnt in konfusem Klavierspiel, um sich dann als Gnadengesuch an Gott zu entwirren: „Lord, have mercy with me“, und wieder einmal tritt die christliche Konnotation zu Tage, gegen die sich die COLD WAR KIDS schon des Öfteren wehren mussten. Die Spannung dieser Vokalkomposition steigert sich immer wieder in leiernde Jaulbögen, die einen dann doch eher erleichtert aufatmen lassen, wenn unser Allmächtiger Mitleid zeigt und nach 4 Minuten 35 Sekunden seine Barmherzigkeit siegen lässt. Die melodische Gestaltung der Lieder der COLD WAR KIDS ist meist organisch simpel, hat zu „Hang Me Up To Dry“-Zeiten schwärmenden Enthusiasmus verbreitet und tut auch bei der der Hälfte der Songs der nun vorliegenden EP noch halbwegs ihre Wirkung. Fünf Lieder, die sich an die Mitglieder der kalifornischen Band COLD WAR KIDS heranschlichen, ihnen zwischen den Aufnahmen ihrer „Loyalty to Loyalty“-Sessions auflauerten, arretiert in den Gehörgängen zur Entlassung trieben, bis ihrem Gesuch stattgegeben wurde.

Ist das wirklich wahr? Worin liegt der Sinn in einem nach 37 Sekunden dekonstruierten Endstück (‚Baby Boy‘), bei dem diese Zeit schon genügte, ein Fehlen an irgendeiner Originalität erkennen zu lassen, wie ein Substrat an allem „Typischen“ der Band klingt, bloß fehlend die sonst monolithische Melodie? Man könnte argumentieren, es sei genial, einen rhapsodischen Einblick in den Schaffensprozess zu bieten, der natürlich mit einer bruchstückhaften Impression abschließen muss, um zu demonstrieren: „Hey, Fans, ihr seid hautnah dabei, bekommt einen exklusiven Einblick!“ Soll das nun die Unmittelbarkeit einer Interaktivität symbolisieren, damit sich jeder selbst überlegen kann, was man daran noch alles besser machen könnte? Schöner wäre da der Gedanke gewesen, wieder einmal der finalen Konfrontation gegenüberzustehen, um sich der unerklärlichen Frage zu stellen: Wie nur fällt einem so etwas ein?

COLD WAR KIDS
Behave Yourself (EP)
(Cooperative Music / Universal)
VÖ: 19.01.2010

http://www.coldwarkids.com
http://www.myspace.com/coldwarkids
www.cooperativemusic.de

Autor: [EMAIL=lisa.forster@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Lisa Forster[/EMAIL]

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