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Der Mann, der eine ganze Pop- und Rock-Generation zur Elektronik verführte.
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Der Supportact GOOD ENOUGH FOR YOU aus Wien legt es nicht unbedingt darauf an, die Zuschauer durch Wohlklang für sich zu gewinnen. Im Gegenteil klingt das, was das Duo so durch die Boxen jagt, meist etwas (extrem) schräg. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, schaut man sich die Instrumentierung an. Während RAUMSCHIFF ENGELMAYR, die männliche Hälfte des Duos, recht konventionell mit Gitarre und Gesang am Start ist, traktiert KARIN BRÜLL mal einen simplen Kunstoffeimer mit Drumsticks, spielt auf einer wortwörtlichen Axt oder auch sehr filigran auf einer Klarinette, deren Trichter ein Pümpel (dieses Kloverstopfungssaugding) ist. Das Publikum ist angesichts der Darbietung zwiegespalten: Wer die Musik nur hört und die Darbietung, etwa wegen geringer Körpergröße, nicht mitbekommt, fragt sich zu Recht, was das soll. Wer die beiden auf der Bühne beobachten kann, fragt sich vermutlich zwar auch, was das alles soll, hat aber noch Grund zu schmunzeln.
Auch MARTIN GRETSCHMANN alias CONSOLE war immer für außergewöhnliche Klanggewinnung bekannt. So brachte er beispielsweise Haushaltsgeräte zum Musizieren und Computer zum Singen. Mit seinem aktuellen Album [i]Mono[/i] ist diesbezüglich aber erstmal Schluss – anstelle des Elektrogefrickels rücken nunmehr Ambient-Klangwelten in den Vordergrund. Da Ambient aber nicht gerade der Liveknüller unter den Musikstilen ist, konnte man im Vorfeld sehr gespannt auf Darbietung und Publikumsreaktion sein.
In sechsköpfiger Livebesetzung betreten CONSOLE die Bühne und bitten um etwas Dunkelheit. Normalerweise ist es, wie MARTIN GRETSCHMANN gleich mit bemerkt, nicht seine Art, zu reden, bevor das erste Lied erklingt; diesmal müsse es aber sein. Also Licht, soweit die Werbeverträge des Lidos es zulassen, aus, und auf Knopfdruck werden die Musiker digital. In rot und blau leuchtet es von den T-Shirts. Bei den einen sind es zweistellige Ziffern-LEDs, die zwischen 0 und 99 mal hoch und mal runter zählen, ein anderes T-Shirt zeigt die Equalizer-Ausschläge an und bei Sängerin MIRIAM OSTERRIEDER blinken Herzen zur Musik.
Diese rekrutiert sich an diesem Abend vorwiegend aus Songs des 2003er Albums [i]Reset The Preset[/i] und des aktuellen [i]Mono[/i], wobei aber auch Ausflüge in CONSOLEs ganz frühen Werke dabei sind. Die neuen Songs funktionieren auch live überraschend gut, können in puncto Tanzbarkeit aber natürlich nicht mit ‚Suck And Run‘ oder ‚A+A=B‘ mithalten. Die Krönung des Konzertes ist – und das wird sich zu GRETSCHMANNs Lebzeiten wohl auch nicht mehr ändern – der Indietronik-Superhit schlechthin: ’14 Zero Zero‘. Das ganze Lido vibriert, da kein Fuß stillsteht. Ein schöner Anblick.
www.console.li
www.goodenoughforyou.at
www.lido-berlin.de
www.loft.de
Autor: [EMAIL=alexander.eckstein@bands-in-berlin.com?Subject=Kontakt von der Website]Alexander Eckstein [/EMAIL]