Menschen, Maschinen, Dinge dazwischen.
Legt man zum ersten Mal die neue Platte Patriot des aus Madison, Wisconsin, stammenden Quintetts ein, macht sich Verwunderung breit. Zu untypisch ist das, was aus den Lautsprechern schwebt, zu wenig bedient es die Erwartungen, die man an amerikanische Musik haben mag, und zu anders ist es als das, was man üblicherweise mit diesem Land verbindet. Weder schallt einem mehr oder weniger vulgärer Sprechgesang oder das Gegenteil davon, seicht zusammen getextete Liebesbotschaften, entgegen, noch schrammeln und lärmen Gitarren, dröhnt kein Schlagzeug. Erstmal. Denn COUGAR haben sich offenbar vorgenommen, zur Abwechslung gegen den Strom zu schwimmen und veröffentlichen nach Law (2003) ihr zweites Album, das – als wäre es das normalste der Welt – so ziemlich alles benutzt, was in einem einigermaßen ordentlich ausgestattetem Studio herumliegen dürfte und vor allem: vermischen und verwischen, wie es ihnen in den Sinn kommt. Oder, wie es Paul Smith, seines Zeichens Sänger von Maxïmo Park, so schön formulierte: „A unique blend of beautiful instrumental melodies and propulsive rhythms, both organic and electronic“. Und weil sowohl er von der Band, als auch die Band von ihm ziemlich verzückt gewesen zu sein scheint, hat man sich seine Stimme auch gleich noch für die B-Seite der zweiten Single ‚Stay Famous‘ gesichert.
Hat man also den anfänglichen Schreck überwunden, kann man sich an den wunderschönen Melodien und Arrangements erfreuen und spätestens, wenn schließlich – wie beispielsweise bei ‚Thundersnow‘ oder der finalen Explosion in ‚Endings‘ – ab und zu doch der rockige Amerikaner in den fünf Jungs durchbricht, freut man sich, mal alle Erwartungen und Vorbehalte über Bord geworfen zu haben. Und weil sich textlich nicht viel Interpretationsspielraum bietet, kann man sich zu den sanften Klängen von ‚Absaroka‘ zumindest Gedanken bezüglich des Bandnamens machen: „cougar“ ist nämlich sowohl ein Puma, als auch im Slang ihrer Heimat eine „ältere Frau, die eine Beziehung mit wesentlich jüngeren Männern sucht“. Hm, will irgendwie beides nicht so recht passen – aber ist eigentlich auch egal. Die Musik von COUGAR zumindest schleicht sich mit der Eleganz einer Raubkatze und dem Erfahrungsschatz einer reiferen Dame in den Gehörgang des Zuhörers und weiß ihn zu betören.
COUGAR am 16. Oktober 2009 live in Berlin/ Privatclub
COUGAR
Patriot
(Counter Records/ Rough Trade)
VÖ: 21.08.2009
http://www.cougarsound.com
http://www.myspace.com/cougarsound
Autor: [EMAIL=verena.gistl@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Verena Gistl[/EMAIL]