DAEDELUS – Love To Make Music To


Victorian Clubnight…



Alfred Darlington aka DAEDELUS hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder als besessen-umtriebiger, gelegentlich visionärer Künstler erwiesen, der Genregrenzen mit absoluter Sicherheit nur vom Hörensagen kennt und sich nur im weitesten Sinne an einer Art von Experimental HipHop abgearbeitet hat. DAEDELUS, der infolge seines ausgewiesenen Faibles für den englischen Viktorianismus des 19. Jahrhunderts seine Liveauftritte gerne schon mal in entsprechender Kostümierung auf der Bühne bestreitet, hat nunmehr auch auf Love To Make Music To mit tatkäftiger Unterstützung zahlreicher Gäste offenbar so ziemlich alles zusammengemischt, was ihm in den Sinn gekommen ist und dabei wieder nur auf den ersten Blick scheinbar Unvereinbares miteinander gekreuzt und zerstückelt, bastardisiert und wieder dekonstruiert.

Mag das Album mit dem Assoziationen zu Bands wie Architecture In Helsinki oder The Go! Team weckenden, gar aus dem Radio bekannten Opener ‚Fair Weather Friends‘ und dem anschließenden, an klassischem 80er New-Order-Pop mit schönen Vocals angelehnten ‚Make It So‘ (feat. Michael Johnson) zunächst noch mit einer im weitesten Sinne poppigen Kohärenz überraschen, wird spätestens mit ‚Twist The Kids‘ (feat. N’fa) oder ‚Hrs:mins:secs‘ ein komplett anderer Pfad in Richtung eher HipHop-orientierter Strukturen eingeschlagen, auch wenn der ursprünglich gesponnene Faden in Stücken wie ‚I Car(ry) Us‘ oder dem wunderbaren, abschließenden ‚If We Should‘ (feat. Laura Darlington) zumindest ansatzweise durchaus auch immer wieder aufgenommen wird.

Hypnotischem Minimalismus in Form einer mit den teils obligatorischen Sprach- und Filmsamples versehenen house- und technotypischen Beatlastigkeit wird in anderen Stücken aber auch immer wieder mit monströs angelegtem HipHop und Funk, elektronisch aufbereitetem R’n’B oder aber auch mit der verstörischeren Vertracktheit eines Tricky zu Leibe gerückt, was dieses der Opulenz des Viktorianismus vortrefflich gerecht werdende Album insgesamt zu einer atemberaubenden Achterbahnfahrt durchs irre DAEDELUS-Universum werden lässt, das unglaublicherweise dennoch von einer äußerst vitalen, tiefschichtigen Stringenz beseelt ist.

DAEDELUS
Love To Make Music To
(Ninja Tune / Rough Trade)
VÖ: 13.06.2008

www.myspace.com/daedelusdarling

Autor: [EMAIL=thomas.stern@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]

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