Scab – Our Time

Scab - Our Time

Pop-Punk? „Mmh“, wird man sich denken. „Na ja, vor zehn Jahren ging das ja noch bestens, auch aus Deutschland.“ SCAB sind vier Jungs aus München und glauben weiterhin an dieses Genre. Aber aus Deutschland? Und noch schlimmer – auf Englisch? Ja, da gibt es ein paar Vorbehalte. Doch die müssen sich auf dem zweiten Album Our Time natürlich nicht bestätigen. Oder?

SCAB können auf zehn Jahre Bandgeschichte zurückblicken. 1997 gründen sich die jungschen Aufdreher auf einer Punk-Party. Heute dürfen sie für MADSEN, NO USE FOR A NAME oder LAGWAGON die Vorband geben und träumen davon, im Radio gespielt zu werden. Als da wären: ROMAN (Vocals, Gitarre), RITZ (Gitarre), DR. HILL (Bass) und JUST (Drums).

Oh nein, da kommen ja noch mehr Vorurteile dazu! Man soll bei einer LP ja nicht vom Artwork ausgehen. Aber hier sticht was paradigmatisch ins Auge: 2 Bandfotos, orange Kreuze und Punkte – fertig. Das schafft ein Designer, nein, ein Schüler in einer halben Stunde.

Nach so vielen Vorurteilen nichts wie ran an die Musik. Die wird sicher alles widerlegen, was man befürchtet.
‚On So Straight‘ läuft an und Akkorde springen heran, die bestimmt knackig und sägend klingen sollen, sind aber eher weichgespült. Ein gefühlter Schuljunge namens ROMAN kommt dazu und singt uns seinen Non-Sense-Text über jugendlichen Drang. Im Refrain stimmen die Kollegen mit ein, was die Sache nicht weniger langweilig macht. Nun, von einem ersten Song muss ja nicht viel hängen bleiben. Ist ja nur der Opener, oder?

Ein Glück, jetzt kommt die Single. Eine Schulband fragt ‚Where The Freaks Are At‘. Das „Down, down, down“ muss sich doch einfach einhämmern, wenn es mit Schlagzeug kombiniert wird. Tut es aber nicht. Zu abgegriffen ist alles, was man hören muss.
Bei ‚Win It All‘ bricht auch jede Bemühung, einen hörenswerten Text zu schreiben, zusammen: eine Strophe und „Dapdadada Dadadapda“. Wer hat ihnen das zu singen befohlen? Der Verdacht drängt sich auf, dass es das Management gewesen sein könnte. Der Song liegt überflüssigerweise noch einmal als Bonustrack auf Deutsch vor.
Als einzig hörenswerter Song darf ‚No Regrets‘ gelten, wo den Jungs eine bessere Gitarrenpop-Melodie gelingt. Danach darf der Hörer getrost einnicken.

Das Schreckliche ist, auch Vorurteile können sich bewahrheiten. Hier sind ein paar nette Jungs von ihrem Manager um ihre Ideale betrogen worden. Auf der Website erinnern sie sich noch nostalgisch an ihre Sauftage mit Bier und Iro. Aber das ist vorbei: glatte Haare, weiche Gitarren, aussagelose Texte. Formationen wie die KILLERPILZE sind dagegen geradezu wild und aufregend, sukzessive niedlicher für die Teenies.

Wenn man so darüber nachdenkt, hätte man’s ja schon am Titel erahnen können – Our Time. Na, das wird ein böses Erwachen.

SCAB live am 11. September 08 in Berlin im Dunckerclub (freier Eintritt)

SCAB
Our Time
(Modern Noise Records / Cargo)
VÖ: 25.07.2008

www.scabmusic.com

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