JOHN MATTHIAS – Stories From The Watercooler


Ein Sturm im Wasserglas.



Sein Name ist zunächst einmal nichtssagend, aber wenn man einmal erfahren hat, mit wem sich JOHN MATTHIAS so herumtreibt, stellt man doch die Ohren auf. Große Namen wie THOM YORKE und MATTHEW HERBERT sind die, die neugierig machen. Mit dem Ersteren verbindet MATTHIAS eine Freundschaft seit Uni-Tagen, die die Basis für die später entstandenen Violinenparts auf RADIOHEAD’s The Bends legte. Letzterer arbeitete schon mit MATTHIAS für dessen Debütalbum zusammen, welches wiederum auf HERBERTs Label erschienen ist. Die drei Musiker teilen den Kummer über den Verfall der westlichen Gesellschaft. YORKE vermittelt diese Schwere in The Eraser’s dichter Electronica, HERBERT durch seinen überlegten Einsatz von Samples, wie zum Beispiel auf Plat Du Jour.

Was MATTHIAS allerdings mit seinem elektronisch angehauchten Folkrock transportiert, fühlt sich eher traurig und reflektierend als aufwühlend oder abstrakt an. In Bezug auf seine Texte meint das zum Beispiel ‚Stockwell Road‘, welches ähnlich wie YORKE’s ‚Harrowdown Hill‘ bei einer realen Nachrichtenmeldung ansetzt – in diesem Fall die Erschießung von Jean Charles de Menezes – und in einem weiteren Zusammenhang die Ethik des „Kriegs gegen den Terror“ in Frage stellt. Der Song birgt zudem eine fast schon berührende persönliche Seite, die von der Einfachheit des Pianos getragen wird. MATTHIAS singt über die Schritte eines unschuldigen Mannes, die jener jeden Morgen unternimmt.

Auf jeden Fall ist dieses Stück bewegender als das andere offenkundig politische ‚One Sunny Morning In The No-Fly Zone‘. Die Bilder von Bomben und Britney Spears wirken doch allzu plump. In der Tat schafft MATTHIAS’ leichtfüßige Seite die erinnerungswürdigeren Momente auf Stories From The Watercooler. Plakative Akustikballaden wie ‚Evermore‘ gelingen ihm besser als rockigere Tracks, man höre ‚Blind Lead The Blind‘. Zwar färbt MATTHIAS seine Musik mit dünnen Elektroschattierungen, respektive seine Produzenten COLDCUT, trotzdem bewegt sich das Album innerhalb der Tradition des Folk Story-Tellings, wenn auch mit tagesaktuellem Anspruch: Sei es der Mann, der entschlossen ist, den trendy Londoner ein für alle Mal zu vertreiben (‚King Of A Small Town‘) oder die Kredit- und Hypothekenkrise (‚Viper’s Nest‘). ‚Stocktacking‘ steht wohl am ehesten für das gesamte Album. Es ist ein herrlich melodischer, wenngleich sich zurücknehmender Song über einen Straßenmusikanten, der wie die Platte in keine Nische so wirklich passen will.

JOHN MATTHIAS
Stories From The Watercooler
(Counter Records / Ninja Tune / Rough Trade)
VÖ: 06.06.2008

www.myspace.com/johnmatthiasmusic
www.counterrecords.com
www.ninjatune.net

Autor: [EMAIL=alexandra.wolf@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Alexandra Wolf[/EMAIL]

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