Das Homestory Magazin | Ferdinand Führer & Roland van Oystern

homestorymagazin_hörbuch_interview_052015Fakten, Fakten, Fakten – immer und überall nur Fakten. Für FERDINAND FÜHRER und ROLAND VAN OYSTERN ist das zu langweilig. Mit ihrem Projekt Homestory Magazin waren sie 2014 auf Lesetour durch Deutschland, um ihre wundersam-amüsanten Geschichten über Begegnungen und Exzesse mit Musikern wie Nagel von MUFF POTTER oder DIRK VON LOWTZOW (TOCOTRONIC) zu präsentieren. Dabei geht alles ein bisschen anders zu als in der Realität – oder gerade nicht? Gemeinsam malen sich die beiden aus, wie es wohl sein muss, mehr Zeit mit Persönlichkeiten aus Punk und Rock zu verbringen. Das passende Hörbuch erschien nun über Audiolith. Wer sind diese zwei Typen und was erleben die eigentlich wirklich?

Ich gestehe:  Ich war begeistert und doch pikiert, als ich das erste Mal vom Homestory Magazin gelesen habe. „Wir reisen durch die Bundesrepublik, um uns mit verschiedenen Männern mittleren Alters zu treffen.“ Und tatsächlich: keine einzige Frau auf der Liste! Was sagt Ihr zu eurer Verteidigung?

Ferdinand: Dazu gibt es eine Erklärung! (lacht) Nach 20 Geschichten ist uns das auch aufgefallen und wir haben uns gedacht: „Nee, können wir nicht bringen!“. Das war wirklich Zufall. Die Bands und Leute sind eine Mischung aus der Musik, die uns selber sehr oder gar nicht gefällt und dann hat sich das so ergeben. Wir dachten: „Scheiße, was für eine Frauen-Band könnte man noch nehmen?“. Dann hatten wir drei, aber das war keine Musik, mit der wir viel zu tun hatten. Man muss auch sagen: Der Anteil an Frauen ist gering.

Roland: Es geht schon was, aber eher im poppigen Bereich als im Punk. Und wir wollten auch nicht einfach aus Prinzip eine Frau nehmen.

Ihr kreiert mir euren Storys lebendige, teils belustigende Vorstellungen von realen Personen. Gab es schon Leute, die sich über ihre Darstellung so richtig beschwert haben?

Ferdinand: Nachdem wir den Leuten die Geschichten zugeschickt haben, erhielten wir zunächst wenig bis kaum Rückmeldung. Das war uns dann zu blöd. Wir haben das dann eingestellt und erst mit den ersten Heften wieder aufgenommen. Ein paar Leute haben uns außerordentlich gelobt, ein paar haben sich gewundert.

Roland: Jens Rachut hat in einem rosa Umschlag 20 Euro geschickt. Er meinte: „Sagt mal, wenn es angekommen ist!“ Die Post ist ein Räuber.

Ferdinand: Dann haben wir bei unserer Lesetour Boxhamsters in Gießen eingeladen, damit sie ihren Part vorlesen und haben auch gleich bei der Band gepennt. Es war wirklich so wie in der Homestory: sehr lustig!

Roland: Wir haben uns dann im Proberaum noch ein bisschen Himbeerschnaps gegönnt. Das war… toll! (lacht)

Und warum das Ganze noch mal als Hörbuch?

Roland: Als wir auf dieser Lesetour waren und nach dem Vorlesen noch ein bisschen geplaudert haben, da wurden wir gefragt, ob es das auch als Hörbuch gibt, weil unsere Stimmen lustig sind. Wir dachten uns: „Joa, mein Gott – dann machen wir das halt auch noch!“.

Gibt es auch eine lustige Story von Euch? Irgendetwas, worüber Ihr während der Aufnahmen richtig lachen musstet?

Ferdinand: Oh ja: Wir waren dafür in einer selbstgebauten Stinkekammer aus Matratzen und Schafsdecken. Seit einem Monat sind wir wieder in Deutschland und waren davor drei Monate in einem Kaff in Rumänien – zu zweit, eingeschlossen in einem Bauernhaus, um für unser nächstes Projekt Tagebuch übereinander zu führen. In der Zeit hatten wir ein Mikro und einen Computer und haben eine kleine Aufnahmekammer gebaut.

Roland: Am Weihnachtsabend 2014 haben wir damit begonnen und dann schellte es an der Tür. Es gibt dort diesen Brauch, dass die kleinen Bengel  von Tür zu Tür gehen und singen. Da gibt man dann ein paar Geldscheine und Süßigkeiten. Kein Wort verstanden, aber egal! Wir haben ihnen auch was vorgesungen und da waren sie dann doch etwas irritiert. Das das witzig!

Zusammen einsprechen? Kein Problem! Das gemeinsame Schreiben stelle ich mir schon schwieriger vor. Mal ehrlich: Gab es Krieg vor der Tastatur?

Ferdinand: Ich dir genau erzählen, wie alle Texte entstanden sind: Roland sitzt am Computer und schreibt, ich liegt circa einen Meter hinter ihm auf dem Bett oder der Couch.  Es hat tatsächlich sehr gut funktioniert. Irgendjemand sagt einen Satz, dann wird der zusammen umformuliert oder auch so gelassen, dann wird er hingeschrieben. Das ist tatsächlich vollkommen in Gemeinschaftsarbeit entstanden. Meist saßen wir den ganzen Tag lang daran.

Glaubt Ihr, dass man mit Fiktion ein Kreativitätsloch im Musikjournalismus stopfen kann? Zeitdruck, Platzmangel, Konkurrenz – da gehen erfrischende Ideen und Gedankenspiele oft unter.

Ferdinand: Wir finden, dass sich Journalismus heute viel zu sehr an der Wahrheit orientiert und Fiktion viel zu kurz kommt. Meistens sind Interviews stinklangweilig. Wenn man auch mal ein bisschen was erfindet, eine Vorstellung und Fantasie im Kopf spielen lässt, dann ist das meistens viel spannender.

Roland: Ich habe auch schon lange kein spannendes Interview mehr gelesen.

Ferdinand: Nee, die Intro liest man zum Beispiel auch nur mal auf dem Klo. Aber es kann natürlich auch nicht sein, dass jetzt alle nur noch Quatsch schreiben. Das wäre vielleicht auch nicht so geil. Vielleicht.

FERDINAND FÜHRER & ROLAND VAN OYSTERN
Das Homestory Magazin
(Audiolith)
VÖ: 08.05.2015

www.homestory-magazin.de

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