Die Hamburger Heroen des gepflegt-anspruchsvollen Feedback-Lärms sind zurück… mit Melodien!
„Here We Are Again“ lautet die erste Zeile vom Opener ‚Blue‘. Und tatsächlich, lange haben sie sich Zeit gelassen, die Mannen um CHRISTOF JESSEN, liegt das letzte Album (Aural Scenic Drive, ’99) ja nun gut fünf Jahre zurück. In den 90ern mit drei Platten und unzähligen (und exzessiven) Touren im In- und Ausland im Auftrag eines faszinierenden Blues-getränkten, schweren Indierocks mit Americana- und Psychedelia-Anleihen zwischen YO LA TENGO, NEIL YOUNG, GIANT SAND oder CALEXICO unterwegs, kehren sie mit The Accentric Sounds Of… nun glücklicherweise auf die musikalische Bildfläche zurück.
Vom omnipräsenten und stets für qualitativ hochwertige Produktionen im ambitionierten Indie-Country bürgenden TOBIAS LEVIN im Electric Avenue Studio in Hamburg aufgenommen und produziert, wird bereits mit den ersten beiden Songs gleich der – vielleicht auch ein wenig dem Einfluss LEVINs geschuldete – Unterschied zum Vorgänger deutlich: Anders als noch auf Aural Scenic Drive hat wieder eine Form von charmanter Lässigkeit Einzug gehalten, die sich in einer überaus unangestrengten Gitarre/Bass/Schlagzeug-Instrumentierung und neu entfachter Melodieverliebtheit manifestiert, ohne dabei natürlich die charakteristischen WEETH-Merkmale zu verleugnen.
Fast könnte man von einer Rückkehr zum musikalischen Ansatz ihrer bisherigen Großtat Planeeth Weeth (’96) sprechen, denn anders als beim Vorgänger, auf dem auch schon mal verstärkt instrumental-sphärische, mit Hochfrequenz-Gitarrenloops versehene Psychedelic-Soundgewänder im Vordergrund standen, verzichten die Hamburger auf dem neuen Album auf solch extravagante (und überflüssige) Spielereien (vom an frühe PINK FLOYD gemahnenden ‚Eclectic Avenue Suite‘-Intermezzo einmal abgesehen) und kehren zu ihren Wurzeln, sprich einem griffigeren und erdigeren Sound zurück.
So trifft man zusätzlich zu den bereits erwähnten, den Raum mit eindringlichen Vocals ausfüllenden Melodien wieder vermehrt auf die insbesondere bei dieser Band geliebten, in Granit gemeißelten, messerscharfen und süchtig machenden Gitarrenlicks auf solidem Rhythmus-Fundament, die in den besten Momenten noch von dezent quengeligem Feedback-Krach oder herrlich bedrohlichem Verstärker-Gebrumme umgarnt bzw. ergänzt werden oder auch in einer explosiven und schier atemberaubenden Kombination aus beidem kulminieren (‚Rusty Stars‘).
Mit ‚Munich Kitchen Rocket‘ findet sich aber auch ein betont schwungvoller und transparenter Song auf der Platte, während das gefühlvolle ‚Falling Down‘ für einen fast balladesken Abschluss sorgt.
Insgesamt eine mehr als gelungene Rückkehr der Hamburger, die durch das Dickicht ihres bekannt altmodischen (aber dennoch stets aufregenden) Bandsounds nun also auch noch den Weg zu ziemlich großen Melodien gefunden haben. Ihr stärkstes Album!
DAS WEETH EXPERIENCE
The Accentric Sounds Of…
(Dian/ Indigo)
VÖ: 23.08.04