Dekadenza | „Alexi Laiho ist ein moderner Mozart.“

Nach der selbstbetitelten EP (2022) und der Snake Eyes EP (2023) spielt die Berliner Band DEKADENZA ihr erstes Album ein. Ihr Epic Groove Metal will neue instrumentale Möglichkeiten schaffen, wie Sänger und Cellist Raphy (32) erklärt.

Wie laufen die Aufnahmen?

Ich bin ganz zufrieden. Diese Woche haben wir die besten Drum-Aufnahmen ausgewählt. Wir waren in den Sonic Boom Studios in Lichtenberg. Nächste Woche kommt die Gitarre dran und ich bin schon etwas aufgeregt.

Neben der Band unterrichtest du Cello. Wie bist du Musiker geworden?

Mein Vater ist Geiger und hat meinen Bruder Adry und mich schon früh an die Klassik herangeführt. Ich habe mit sieben Jahren Geige angefangen, mit zehn wechselte ich zum Cello. Es klang nicht nur tiefer, die Klangfarbe hat mich auch sofort fasziniert. Außerdem war es mein eigenes Instrument. Das gleiche Instrument wie der eigene Vater zu spielen, ist ziemlich anstrengend. Mein Bruder spielte ab zwölf Jahren Saxophon und so haben wir uns zusammengefunden.

Ist euer Duo das Fundament für Dekadenza gewesen?

Richtig. Ich weiß noch, wie ich mit ihm in seinem Zimmer ZZ TOP nachgespielt habe. 2012 hatten wir dann unseren ersten gemeinsamen Auftritt in der Humboldt-Universität zu Berlin. Während unseres Klassik-Studiums bekamen wir das Stipendium „Yehudi Menuhin Live Music Now“, mit dem wir Hunderte Konzerte spielen durften, wo Musik wirklich gebraucht wird, also in Schulen, Krankenhäusern und Hospizen. Zwischen 2014 und 2019 kamen dann auch Drummer und Bassist dazu. Unsere Musik entwickelte sich immer mehr zu Rock’n’Roll und Metal, so dass wir uns im Dezember 2021 eingestehen mussten: Ja, wir sind eine Metalband.

Was hast du mit Dekadenza vor?

Wir arbeiten hart am ersten Album und wollen es bei einem größeren Label platzieren. Ich denke, dass wir mit unserem jazzigen Metal einen besonderen Sound entwickelt haben, der Aufsehen erregen wird. Ich habe in den letzten Jahren massenweise Songs geschrieben und 40 davon sind aufnahmebereit. Wir bereiten uns auch auf das Touren vor.

Was sind deine Lieblingssongs des Debüts?

Wir haben zwei Songs, die mehr in die Hard Rock-Richtung gehen: „Wasteland“ und „The Monster Has To Die“. Hier sehe ich auch meinen Wunschsound verwirklicht.

Was hörst du denn selber gern?

Als Teenie habe ich mit Punk angefangen. SUM41 war eines meiner ersten Konzerte. Dann kam Metal und ich war hin und weg. APOCALYPTICA haben mir später die Augen geöffnet, dass mein Instrument – das Cello – mit Metal kompatibel ist. Neben vielen Hard Rock- und Metalbands sind für mich nach wie vor CHILDREN OF BODOM sehr wichtig. Was Gitarrist ALEXI LAIHO damals geschaffen hat, ist genial. Hier ist Metal tatsächlich in der Komplexität die Fortsetzung der klassischen Komposition.

Ist das Cello im Metal eine Herausforderung für dich?

Auf jeden Fall. Am Anfang habe ich mich selbst überfordert und wollte praktisch das Cello als Lead- und Rhythmusinstrument einsetzen. Als wir dann mit KARA auch eine Gitarre dabei hatten, entlastete mich das. Auch dass ich nebenher singe, macht meinen Kopf frei für die Celloarbeit. Hier muss ich teilweise Techniken neu entwickeln, um im Metal zu funktionieren. Vielleicht werde ich irgendwann mal meine Rock-Cello-Erfahrungen in einer Publikation veröffentlichen.

Was sagen andere Bands zu diesen Experimenten?

Nun, mir ist klar, dass unser Sound viele True Metalheads vor den Kopf stoßen dürfte. Andererseits hat meine Cellomusik ARCH ENEMY überzeugt, so dass ich an ihrem Song „Poisoned Arrow“ vom Album Deceivers (2022) mitwirken durfte. Ich denke, dass Metal inzwischen so ausdiffenziert ist, dass fast alles möglich ist.

 

https://dekadenzaofficial.com/

Live

02.05.24, Berlin, Cassiopeia, Emergenza Round 2
18.05.24, Berlin, Die Klinke, SPH Musikwettbewerb
07.06.24, Berlin, Hoppegarten, Metal Gods Festival

Fotos © Manuel Grimm/Till Rausch

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